Wie kann man die Zeit des Erwachsenwerdens am besten beschreiben? "Knicklichtgewitter" ist zwar nicht unbedingt das erste Wort, was mir in den Sinn kommt. Tjorven Boderius hat mich mit ihrem Buch aber ab Seite 1 davon überzeugen können, dass nicht nur Die Welt der Jugend sondern im besonderen auch
meine Zeit des Erwachsenwerdens ein Knicklichtgewitter ist bzw. war. Denn:
Knicklichtgewitter…mehrWie kann man die Zeit des Erwachsenwerdens am besten beschreiben? "Knicklichtgewitter" ist zwar nicht unbedingt das erste Wort, was mir in den Sinn kommt. Tjorven Boderius hat mich mit ihrem Buch aber ab Seite 1 davon überzeugen können, dass nicht nur Die Welt der Jugend sondern im besonderen auch meine Zeit des Erwachsenwerdens ein Knicklichtgewitter ist bzw. war. Denn:
Knicklichtgewitter lassen sich vor allem an der Schnittstelle zwischen Heranwachsendem und Erwachsendem bestaunen, ansonsten treten sie nur vereinzelt und weniger geballt in Erscheinung (S.48).
Schwer einzuordnen ist Boderius Buch für mich: Ist es ein Essayband? Schließlich kommen darin viele ernste Themen wie Mobbing, Ausgrenzung, Geschlechterklischees und Fremdheitserfahrungen vor. Dann aber finden sich die vielen lyrikartigen Textstellen. Ein Gedichtband also? Und was ist mit den vielen Fotos aus Kindertagen (ich vermute, sie zeigen die Autorin)? Ist es dann eine Art literarische Biographie? Bis zur letzten Seite konnte ich mein Genre-Problem nicht lösen. Aber das finde ich abschließend auch gar nicht so schlimm. Denn dieses Buch ist alles zugleich und doch etwas ganz anderes. Und das ist hier genau richtig.
Der Sprachwitz hat mir besonders gut gefallen. Da werden Redewendungen entwendet und neu zusammengesetzt, in andere Kontexte gestellt. Das Spiel mit Sprache, Bildern und Assoziationen ist gekonnt und viele Zeilen muss man zweimal lesen, um den tieferen Sinn dahinter wirklich zu erfassen. Manchmal stößt man bei diesem zweiten Lesen ganz überraschend auf neue Wortspiele, die einem vorab gar nicht aufgefallen ist. Boderius Buch ist ein Feuerwerk der Sprache. Das Lesen und Entdecken macht richtig Spaß.
An vielen Stellen hätte ich mir gewünscht, den Text von der Autorin selbst vorgetragen zu hören. Denn oft weisen die Texte eine solche Nähe zum Poetry Slam auf, dass man sie meiner Meinung nach besser hören als lesen sollte, um den gesamten Sprachkunst genießen zu können.
Originalität und Sprachspiel machen dieses Buch also zu einem wirklichen Geheimtipp für Sprachkunst begeisterte. Wer aber nach einem nüchternen Roman, einer klaren Handlungsstory oder etwas Klassischem sucht, sollte sich lieber ein anderes Buch suchen.