Der Roman Knochenfinder spielt in der Szene der Geocacher und ist nicht das erste Buch, das im Umfeld dieses Volkssports spielt. Ich selber habe kürzlich „Fünf“ von Ursula Poznanski gelesen und vermutlich gibt es auch noch weitere. Melanie Lahmer findet einen etwas anderen Zugang zu diesem Hobby.
Die Schnitzeljagd mit GPS wird sehr gut erklärt, so dass man dem Krimi auch als „Nichtcacher“ sehr…mehrDer Roman Knochenfinder spielt in der Szene der Geocacher und ist nicht das erste Buch, das im Umfeld dieses Volkssports spielt. Ich selber habe kürzlich „Fünf“ von Ursula Poznanski gelesen und vermutlich gibt es auch noch weitere. Melanie Lahmer findet einen etwas anderen Zugang zu diesem Hobby. Die Schnitzeljagd mit GPS wird sehr gut erklärt, so dass man dem Krimi auch als „Nichtcacher“ sehr leicht folgen kann. Man spürt, dass Melanie Lahmer diesem Hobby auch selber sehr gerne nachgeht.
Der Schauplatz dieses Kriminalromans ist Siegen, eine Stadt im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz. Für Natascha Krüger ist Siegen am Ende der Welt. Das Siegerland ist ein ehemaliges Bergbaugebiet und man erfährt einiges über den Bergbau und die Industrialisierung in der Region. Ich fand das sehr interessant, weil es für mich völlig unbekannt ist. Die anschaulichen Beschreibungen in freier Natur haben mir sehr gut gefallen.
Die Hauptfigur, Natascha Krüger, wird sehr schön eingeführt. Sie ist jung, sympathisch, natürlich hübsch, aber auch bodenständig und sie ist Katzenliebhaberin. Interessanterweise ist sie Synästhetin. Das heißt, sie nimmt Zahlen und Gerüche auch als Farben wahr. Das wird mir im Buch etwas zu häufig erwähnt, was aber möglicherweise mein persönliches Problem ist, weil ich mich schon öfter mit der Thematik befassen musste. Diese Gabe trägt letztendlich mit zur Aufklärung des Falles bei und spielt so durchaus eine wichtige Rolle. Natascha bildet mit ihren Kollegen Jörg Lorenz und Hannes Winterberg ein Team. Wir erfahren einiges aus Winterbergs Privatleben, das nicht immer ganz so einfach ist, wie es sich ein Polizeibeamter wünschen würde. Da René die gleiche Schule wie seine Söhne besucht, führen die Ermittlungen auch ins Umfeld von Winterbergs Sohn Niklas.
Was mir nicht so gut gefallen hat, war eine sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Natascha und Simon, einem Kollegen aus einer anderen Abteilung. Das war mir teilweise etwas zu dick aufgetragen, hat aber die Geschichte doch voran gebracht, sodass man auch nicht darauf verzichten könnte. Vermutlich sollte dieses Techtelmechtel für den Romantikfaktor sorgen. Das hat bei mir aber nicht so wirklich gewirkt.
Die Dialoge empfinde ich nicht durchwegs gleich gut gelungen. Sie wirken auf mich stellenweise etwas aufgesetzt. Die Gespräche zwischen den Polizisten finde ich durchaus authentisch, aber bei anderen Figuren wirken die Gespräche manchmal doch ziemlich gestelzt.
Die Anzahl der Figuren, sowohl bei der Polizei, wie auch unter den Zeugen ist angenehm überschaubar. Die Protagonisten sind genau beschrieben und charakterisiert, so dass ich eine gute Vorstellung von ihnen gewonnen habe.
Obwohl man im Prolog und im ersten Kapitel gleich mitten in der Geschichte ist, nimmt die Spannung dann doch nur langsam zu. Ich empfand sie eher als subtiles, sich steigerndes Unbehagen. Durch die quälende Ungewissheit habe ich mit Renés Eltern mitgefühlt. Was kann schlimmer sein, als nicht zu wissen, was dem eigenen Kind zugestoßen ist?
In der zweiten Hälfte hat mich das Buch dann richtig mitgerissen. Ich musste einfach wissen, was mit dem Jungen passiert ist, so dass ich das Buch sehr schnell ausgelesen hatte.
Ich muss zugeben, dass ich, was den Täter betrifft, lange auf einer falschen Fährte war.
Mein Fazit
Ich habe mich mit diesem Debüt gut unterhalten gefühlt. Ich konnte das Buch flüssig lesen und hatte keinerlei Verständnisprobleme, weil das Geocaching sehr gut erklärt wird. Einen kleinen Abzug mache ich, weil mir das Motiv des Täters nicht plausibel genug ist und weil am Ende der Lektüre immer noch einige kleine Unklarheiten herrschten, obwohl ich meinte, aufmerksam gelesen zu haben.
Ein viel versprechendes Erstlingswerk - von mir erhält dieser erfrischende, junge Krimi eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.