. in Liebe und Devotion zur guten Küche! Obwohl das Kochbuch aus dem Jahr 1735 stammt, eignet es sich hervorragend zum Nachkochen! Denn Rosina Khumperger war eine Wirtstochter und Bäckermeistersgattin mit durchaus kulinarischen Ambitionen! Die Rezepte stammen - und das macht das Kochbuch so wertvoll - nicht aus der adeligen oder klerikalen Küche, sondern aus dem ländlichen und städtischen Bürgertum. Sie sammelte Rezepte für eine gehobene, eher feier- und sonntägliche Küche. Man muss sich nur ein wenig einlesen und die damalige Rezeptsystematik verstehen, dann kann man kreativ loskochen. Das Kochbuch bringt vergessene kulinarische Schätze aus der Barockzeit ans Licht, wie etwa die famose 'Kälberne Birne', aber auch Küchenpraktiken, Gerätschaften, Zutaten und Gerichte. Lothar Kolmer ist seit 1992 o. Univ. Prof. für Mittelalterliche Geschichte und Historische Grundwissenschaften an der Universität Salzburg. Gründung und Leitung des "Zentrums für Gastrosophie" und des Universitätslehrgangs "Gastrosophische Wissenschaften" von 2008-2013/14. Franziska Kolmer unterrichtete nach ihrer Ausbildung zum Lehramt für Ernährung und Gestaltung an verschiedenen berufsbildenden Schulen in Bayern. Sie brachte hier ihre spezifischen theoretischen und praktischen Kenntnisse für die Analyse und Interpretation der barocken Rezepttexte ein.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2015Kochen mit Rosina Khumperger
Dass vor Nachkochen eindringlich gewarnt wird, mag befremden, sind doch die heutzutage proliferierenden Rezeptkompilationen aus der Hand halbprominenter Hobbyköche allesamt schreiende Aufforderungen, es ihnen gleichzutun. Bei den Rezepten der Rosina Khumperger (1682 bis 1756) indes, Bäckersgattin aus dem salzburgischen Laufen, sind da nicht nur die zum Teil fragmentarischen oder bisweilen gänzlich fehlenden Angaben zu Zutaten, Mengen, Zubereitungen und Garzeiten vor (die sich jedoch nicht der Nachlässigkeit der Köchin, sondern, im Gegenteil, deren Expertise schulden), sondern auch die abenteuerliche und haarsträubend inkonsequente Schreibweise ihres dialektal geprägten Kochbuchs. Ein ausführliches Glossar und Erläuterungen zu zeitgenössischen Gewichten und Hohlmaßen sowie zur barocken Küchenpraxis helfen diesen Kalamitäten zwar ab, es kann aber ohnehin nicht darum gehen, sich historisierend an "Muschgatten Dorden", "Mandl Khuechen", "Lemani Koch", "Geselchten zungen auf Welsche Manier", "Khranevött vögln" oder "Copaun Wierst" zu versuchen. Das sorgfältig edierte handschriftliche Kochbuch aus einem gehobenen bürgerlichen Haushalt der Barockzeit entfaltet vielmehr anderweitig segensreiche Wirkung: als Remedium gegen die tagtägliche mediale Kulinarik-Dröhnung, das mit seinem nüchternen Schwarzweiß Distanz schafft zur schrillen schönen neuen Kochwelt.
walt.
"Kochbuch der Maria Euphrosina Khumperger" aus dem Jahr 1735 mit 285 Rezepten.
Mandelbaum Verlag, Wien 2015. 172 S., br., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass vor Nachkochen eindringlich gewarnt wird, mag befremden, sind doch die heutzutage proliferierenden Rezeptkompilationen aus der Hand halbprominenter Hobbyköche allesamt schreiende Aufforderungen, es ihnen gleichzutun. Bei den Rezepten der Rosina Khumperger (1682 bis 1756) indes, Bäckersgattin aus dem salzburgischen Laufen, sind da nicht nur die zum Teil fragmentarischen oder bisweilen gänzlich fehlenden Angaben zu Zutaten, Mengen, Zubereitungen und Garzeiten vor (die sich jedoch nicht der Nachlässigkeit der Köchin, sondern, im Gegenteil, deren Expertise schulden), sondern auch die abenteuerliche und haarsträubend inkonsequente Schreibweise ihres dialektal geprägten Kochbuchs. Ein ausführliches Glossar und Erläuterungen zu zeitgenössischen Gewichten und Hohlmaßen sowie zur barocken Küchenpraxis helfen diesen Kalamitäten zwar ab, es kann aber ohnehin nicht darum gehen, sich historisierend an "Muschgatten Dorden", "Mandl Khuechen", "Lemani Koch", "Geselchten zungen auf Welsche Manier", "Khranevött vögln" oder "Copaun Wierst" zu versuchen. Das sorgfältig edierte handschriftliche Kochbuch aus einem gehobenen bürgerlichen Haushalt der Barockzeit entfaltet vielmehr anderweitig segensreiche Wirkung: als Remedium gegen die tagtägliche mediale Kulinarik-Dröhnung, das mit seinem nüchternen Schwarzweiß Distanz schafft zur schrillen schönen neuen Kochwelt.
walt.
"Kochbuch der Maria Euphrosina Khumperger" aus dem Jahr 1735 mit 285 Rezepten.
Mandelbaum Verlag, Wien 2015. 172 S., br., 19,90 [Euro].
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