Kochbücher werden, anders als Kriminalromane, gewöhnlich nicht von der ersten bis zur letzten Seite geschmökert, sondern nach Bedarf durchgeblättert, meist auf der Suche nach einem passenden Rezept. Nicht so bei dieser kleinen Rezeptesammlung. Denn es geht hier nicht um die raffiniertesten Ideen für Quiche Lorraine, Chili con Carne oder Spaghetti Bolognese; auch nicht um den letzten Schrei aus der zeitgenössischen Spitzengastronomie. Sondern um ganz alltägliche Dinge wie "Gehirnsuppe", "Scheiterhaufen", "Hafergrützesuppe" und andere Köstlichkeiten, die uns heute nicht ohne Weiteres in den Sinn kämen, geschweige denn in den Mund. Aber vor 100 Jahren, als diese Rezepte geschrieben wurden und nach ihnen gekocht wurde, aßen die Menschen anders und manch Anderes als heute. Genau darin liegt der Reiz dieses Büchleins. Es gibt uns einen kleinen Geschmack davon, was damals bei den einfachen Leuten auf den Tisch kam und wie es zubereitet wurde. Mehr noch: Die stereotype Kochbuch-Formel ("Man nehme...") verrät viel über das Alltagsleben vor mehr als einem Jahrhundert. Und selbstverständlich gilt auch hier: Rezepte probieren geht über Studieren!
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