Die zahlreichen Heiligen Kölns und die noch zahlreicheren Reliquien waren einst der kostbarste Besitz der Stadt. Ihnen verdankt die Stadt ihre herausragende Bedeutung im Mittelalter. Der Bildband beschreibt die Kölner Heiligen- und Reliquienkultur in ihrer Verflochtenheit von Geschichte, Legende und Kunst.
Auf den Spuren der Kölner Kunst-, Kultur und Religionsgeschichte führt der Autor einen imaginären Pilger zu den kargen Knochen und kostbaren Gefäßen in den mittelalterlichen Kirchen und Klöstern Kölns. Im zweiten Teil des Buches begibt sich der Autor auf eine Reise durch ganz Europa zu den Reliquien, die vor Jahrhunderten feierlich Köln verlassen haben. Das "tote Gebein", wie Luther es nannte, schuf an unzähligen Stätten des Kontinents lebendige Beziehungen zu Köln und seiner großen Geschichte.
Die Frage der Echtheit der Reliquien ist heute obsolet. Daher richtet der Autor das Augenmerk auf die Mentalitäts- und Frömmigkeitsgeschichte der Menschen, die die kargen Knochen für wertvoller erachteten als Gold und Edelsteine.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Auf den Spuren der Kölner Kunst-, Kultur und Religionsgeschichte führt der Autor einen imaginären Pilger zu den kargen Knochen und kostbaren Gefäßen in den mittelalterlichen Kirchen und Klöstern Kölns. Im zweiten Teil des Buches begibt sich der Autor auf eine Reise durch ganz Europa zu den Reliquien, die vor Jahrhunderten feierlich Köln verlassen haben. Das "tote Gebein", wie Luther es nannte, schuf an unzähligen Stätten des Kontinents lebendige Beziehungen zu Köln und seiner großen Geschichte.
Die Frage der Echtheit der Reliquien ist heute obsolet. Daher richtet der Autor das Augenmerk auf die Mentalitäts- und Frömmigkeitsgeschichte der Menschen, die die kargen Knochen für wertvoller erachteten als Gold und Edelsteine.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2003Die Milch der Mutter Gottes
Den Namen der "Sancta Colonia", aus dem Latein der Kirche durchdekliniert bis in den kölschen Dialekt ("et hillije Kölle"), führt Köln vor allem wegen seiner zahllosen Reliquien. Kölns wie Deutschlands führende Touristenattraktion, der gotische Dom, verdankt die Existenz dem Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige, deren Authentizität nicht erst seit Umberto Ecos "Baudolino" mild belächelt wird. Mit Empirie ist den Reliquien wie sogenannten Fälschungen nur selten beizukommen, es sei denn, ein Gebein entpuppte sich im teuflischen Gestank als Pferdeknochen. Was wäre selbst ein genetischer Fingerabdruck gegen mehr als tausendjährige Verehrung von kostbar konservierten Mänteln, Kinderfüßen, Kreuzpartikeln, Hirnschalen und Spuren von Mariens Muttermilch? Professor Anton Legner, zwanzig Jahre lang Direktor des Kölner Schnütgen-Museums für sakrale Kunst, stellt seine umfassende Betrachtung der Kölner Heiligen und Heiligtümer auf das methodisch höchst solide Fundament der Mentalitäts- und Wirkungsgeschichte im weitesten Sinn. Der "Kölner Reliquienkultur" ist demgemäß der erste Teil der Darstellung gewidmet. In zwei gegenläufigen Denkbewegungen, als Pilgerrouten aufgefaßt, geleitet er den Leser sodann zu den in der Stadt verehrten "Heiltümern", die vielfach von weit her gekommen waren, und sucht Stadtkölner Reliquien umgekehrt auch extra muros auf, im Umland am Rhein wie in entfernteren Ländern Europas. Entstanden ist dabei, was Blickwinkel und Fülle der dokumentierten Objekte anbetrifft, ein Referenzwerk von erheblichem Gewicht - auch auf der Waage, die es mitsamt dem säkularen Reliquiar eines stabilen Pappschubers mit etwa drei Kilogramm belastet. Die reiche, durchweg farbige Bebilderung erinnert hie und da, nicht zufällig, an Ausstellungskataloge, wenn nicht sogar an fotografische Belege für Versicherungsgesellschaften. Doch selbst dieser Eindruck, der als Einwand kleinlich wäre, paßt auf wundersame Weise zu dem unfaßlichen Reichtum jener "Heiltümer" aus und in Köln, der nach einem früh gebrauchten Topos den ihrer goldenen und edelsteinverzierten Schreine und Reliquiare weitaus übertrifft.
mbe
"Kölner Heilige und Heiligtümer. Ein Jahrtausend europäischer Reliquienkultur" von Anton Legner. Greven Verlag, Köln 2003. 506 Seiten, durchgängig farbig bebildert. Gebunden mit Schutzumschlag im Schuber, 64 Euro ISBN 3-7743-0335-5.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Den Namen der "Sancta Colonia", aus dem Latein der Kirche durchdekliniert bis in den kölschen Dialekt ("et hillije Kölle"), führt Köln vor allem wegen seiner zahllosen Reliquien. Kölns wie Deutschlands führende Touristenattraktion, der gotische Dom, verdankt die Existenz dem Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige, deren Authentizität nicht erst seit Umberto Ecos "Baudolino" mild belächelt wird. Mit Empirie ist den Reliquien wie sogenannten Fälschungen nur selten beizukommen, es sei denn, ein Gebein entpuppte sich im teuflischen Gestank als Pferdeknochen. Was wäre selbst ein genetischer Fingerabdruck gegen mehr als tausendjährige Verehrung von kostbar konservierten Mänteln, Kinderfüßen, Kreuzpartikeln, Hirnschalen und Spuren von Mariens Muttermilch? Professor Anton Legner, zwanzig Jahre lang Direktor des Kölner Schnütgen-Museums für sakrale Kunst, stellt seine umfassende Betrachtung der Kölner Heiligen und Heiligtümer auf das methodisch höchst solide Fundament der Mentalitäts- und Wirkungsgeschichte im weitesten Sinn. Der "Kölner Reliquienkultur" ist demgemäß der erste Teil der Darstellung gewidmet. In zwei gegenläufigen Denkbewegungen, als Pilgerrouten aufgefaßt, geleitet er den Leser sodann zu den in der Stadt verehrten "Heiltümern", die vielfach von weit her gekommen waren, und sucht Stadtkölner Reliquien umgekehrt auch extra muros auf, im Umland am Rhein wie in entfernteren Ländern Europas. Entstanden ist dabei, was Blickwinkel und Fülle der dokumentierten Objekte anbetrifft, ein Referenzwerk von erheblichem Gewicht - auch auf der Waage, die es mitsamt dem säkularen Reliquiar eines stabilen Pappschubers mit etwa drei Kilogramm belastet. Die reiche, durchweg farbige Bebilderung erinnert hie und da, nicht zufällig, an Ausstellungskataloge, wenn nicht sogar an fotografische Belege für Versicherungsgesellschaften. Doch selbst dieser Eindruck, der als Einwand kleinlich wäre, paßt auf wundersame Weise zu dem unfaßlichen Reichtum jener "Heiltümer" aus und in Köln, der nach einem früh gebrauchten Topos den ihrer goldenen und edelsteinverzierten Schreine und Reliquiare weitaus übertrifft.
mbe
"Kölner Heilige und Heiligtümer. Ein Jahrtausend europäischer Reliquienkultur" von Anton Legner. Greven Verlag, Köln 2003. 506 Seiten, durchgängig farbig bebildert. Gebunden mit Schutzumschlag im Schuber, 64 Euro ISBN 3-7743-0335-5.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Rezensent mit dem Kürzel "mbe" ist beeindruckt von diesem Buch, dass sich dem Thema Reliquien auf eine sinnvolle Art und Weise nähere: statt das Thema empirisch zu analysieren, so der Rezensent, steht Anton Legners Betrachtung auf dem "methodisch höchst soliden Fundament der Mentalitäts- und Wirkungsgeschichte". Der Band sei ein umfangreiches Referenzwerk, denn Köln besitze so viele Reliquien inner- und außerhalb seiner Stadtgrenzen, dass es selbst seinen von 'Santa Colonia' abgeleiteten Namen diesem Umstand verdankt - von den Touristenströmen ganz zu schweigen. Davon vermittele dieses Buch ein lebendiges Bild, "die reiche, durchweg farbige Bebilderung erinnert hie und da, nicht zufällig, an Ausstellungskataloge", so der Eindruck des Rezensenten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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