"Die ganze Welt war mein, alle ihre Wege lagen vor meinen Füßen, und König Alkohol verwirrte meine Einbildungskraft und setzte mich instand, dem abenteuerlichen Leben, nach dem ich mich sehnte, vorzugreifen. Wir waren keine gewöhnlichen Sterblichen. Wir waren drei berauschte junge Götter, unglaublich weise, herrlich genial, und unsre Macht hatte keine Grenzen. (...) Aber diese Welt verschenkt nichts. Man bezahlt nach eisernen Regeln - für jede Stärke, die man gewinnt, die entsprechende Schwäche; für jede Höhe eine angemessene Tiefe; für jeden Augenblick eingebildeter Gottähnlichkeit eine entsprechende Stunde im Schleim der Kriechtiere."Der berühmte autobiographische Roman Jack Londons erschien erstmals 1913 unter dem Titel "John Barleycorn". Hier in einer vollständigen Neuausgabe in der kongenialen Übersetzung von Erwin Magnus.Jack London.König Alkohol.Amerikanische Erstausgabe unter dem Titel "John Barleycorn", Century Company, New York 1913.Übersetzt von Erwin Magnus.Erstdruck dieser Übersetzung: Büchergilde Gutenberg, Berlin 1920.Durchgesehener Neusatz. Diese Ausgabe folgt: Universitas Deutsche Verlags-Aktiengesellschaft, Berlin 1926.Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2019.LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2014John Barleycorns
Wirkungen
Ein Bekenntnisbuch ist das, auch eines der Verführung, ein „Coming- out“, bei aller Lust an selbstanklagender Wahrheit auch ein Buch der Rechtfertigungen, der Suche nach Gründen dafür, weshalb Jack London dem Alkohol verfiel, darüberhinaus noch ein hinreißender, oft ironischer Abenteuerroman. Es ist kein Plädoyer für die Prohibitionsbewegung, die es dennoch so verstehen wollte. Jack London wurde nur vierzig Jahre alt und starb 1916 an den Folgen der Trunksucht. Ein exzessives Leben: Hafenarbeiter, Kohlenschipper, Austernpirat in der San Francisco Bay, dann Mitglied der California Fish Patrol, Seemann und Goldsucher. Ebenso Intellektueller, Sozialist, der sich in Oakland zur Bürgermeisterwahl stellt, und Schriftsteller von Weltruf. London erzählt in diesem an klaren wie gefährlichen Gedanken so reichen Buch von den vielen Rollen, die John Barleycorn, so der Spitzname des schottischen Dichters Robert Burns für Whiskey, in diesem brausenden, insgeheim depressiven Leben spielt: „Jeder Gedanke lauerte fertig angezogen an der Tür seiner Zelle wie ein Gefangener um Mitternacht, der auf den Ausbruch wartet.“
HARALD EGGEBRECHT
Jack London: König Alkohol. Neu aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff. dtv, München 2014. 288 Seiten, 9,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Wirkungen
Ein Bekenntnisbuch ist das, auch eines der Verführung, ein „Coming- out“, bei aller Lust an selbstanklagender Wahrheit auch ein Buch der Rechtfertigungen, der Suche nach Gründen dafür, weshalb Jack London dem Alkohol verfiel, darüberhinaus noch ein hinreißender, oft ironischer Abenteuerroman. Es ist kein Plädoyer für die Prohibitionsbewegung, die es dennoch so verstehen wollte. Jack London wurde nur vierzig Jahre alt und starb 1916 an den Folgen der Trunksucht. Ein exzessives Leben: Hafenarbeiter, Kohlenschipper, Austernpirat in der San Francisco Bay, dann Mitglied der California Fish Patrol, Seemann und Goldsucher. Ebenso Intellektueller, Sozialist, der sich in Oakland zur Bürgermeisterwahl stellt, und Schriftsteller von Weltruf. London erzählt in diesem an klaren wie gefährlichen Gedanken so reichen Buch von den vielen Rollen, die John Barleycorn, so der Spitzname des schottischen Dichters Robert Burns für Whiskey, in diesem brausenden, insgeheim depressiven Leben spielt: „Jeder Gedanke lauerte fertig angezogen an der Tür seiner Zelle wie ein Gefangener um Mitternacht, der auf den Ausbruch wartet.“
HARALD EGGEBRECHT
Jack London: König Alkohol. Neu aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff. dtv, München 2014. 288 Seiten, 9,90 Euro.
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Es ist ein Meisterwerk, ein sehr gutes Buch, das Fragen stellt: nach unserer Existenz, nach der Ewigkeit, nach dem Sinn des Lebens. Robert Dölle, Schauspieler WDR 5 20171202