Wen sollte der Bamberger Reiter - eines der von Nationalisten schon vor 1933 missbrauchten Kunstwerke - darstellen? Der Mediävist und Orientalist Hannes Möhring bietet eine überzeugende Antwort: den am Ende der Zeiten wiederkehrenden Messias, den "König der Könige" aus der Offenbarung des Johannes. Die Skulptur des waffenlosen Reiters im Bamberger Dom, geschaffen wohl vor 1237, sollte die Gläubigen daran erinnern, dass die Feinde des Christentums, vor allem die Muslime, nur durch Gottes Wort wirklich zu besiegen seien.Nach der Entfaltung seiner These bezieht der Autor auch andere berühmte Figuren des Bamberger Skulpturenprogramms in seine Untersuchung ein, bevor er die bisherigen Meinungen zum Reiter diskutiert. Dann geht er der Frage nach, ob mit dem Reiter auch ein Krypto-Porträt Kaiser Friedrichs II. gemeint gewesen sein konnte, weil Friedrich von seinen Zeitgenossen mehrfach mit dem Messias verglichen worden ist. Abschließend führt Möhring den Leser ein in die Endzeit-Erwartungen der Christen, Juden und Muslime zur Zeit der Kreuzzüge und in die damaligen Auseinandersetzungen über das Recht zur Tötung von Glaubensfeinden.Eine Kopie des Bamberger Reiters ist zur Zeit auf der Saladin-Ausstellung in Halle (später Oldenburg und Mannheim) zu sehen, eine Ausstellung, die vorwiegend die mittelalterlichen Kreuzzüge zum Thema hat. Hannes Möhring hat an dieser Ausstellung mitgewirkt.