Band 11. Historiendrama.Richard, der Herzog von Gloucester und Bruder von Edward IV., beschließt, »ein Bösewicht zu werden«. Von Geburt missgestaltet und hässlich, will er jedes Verbrechen wagen, um auf den Thron zu kommen. So hetzt er den König gegen seinen Bruder Clarence auf und lässt diesen im Tower ermorden. Um Prinzessin Anna, deren Mann und Schwiegervater Richard hatte umbringen lassen, wirbt er am Sarg König Heinrichs VI., ihres Schwiegervaters. Er behauptet, nur ihr zuliebe gemordet zu haben, und sie kann, obwohl sie ihm zunächst voll Hass und Abscheu begegnet ist, seiner Faszination nicht widerstehen. Als der kranke König Edward IV. stirbt, lässt Richard dessen Söhne im Tower umbringen. Auch Lord Hastings, der sich gegen Richards Machenschaften sträubt, wird skrupellos beseitigt. Der Weg zum Thron ist frei. Um für Richard Sympathien beim Volk zu gewinnen, wird ein groß angelegtes, heuchlerisches Spiel inszeniert, in dem Richard, Frömmigkeit vortäuschend, scheinbar nur gezwungenermaßen die Krone annimmt. Seinen Helfer, Herzog von Buckingham, der in Ungnade gerät und von ihm abfällt, lässt Richard enthaupten. Die Flüche seiner eigenen Mutter, die Anklagen der Witwe seines königlichen Bruders und der alten Königin Margaret erstickt er ungerührt im Trommelwirbel. Sein nächstes Opfer ist seine Gattin Anna. Nach ihrem Tod kann er um seine Nichte Elisabeth bei deren Mutter werben, die der Dämonie des Mörders ihrer Söhne ebenso erliegt wie einst Anna. Nun aber sammeln sich die Gegner und ziehen mit einem Heer unter der Führung des jungen Grafen Richmond gegen Richard. Am Abend vor der Schlacht erscheinen Richard die Geister der von ihm Gemordeten und verkünden ihm seinen Untergang. Vor dem Kampf wird Richard erstmals von Gewissensbissen gequält. Dennoch zieht er mutig in die Schlacht, in der er getötet wird. Damit ist der Kampf zwischen der weißen und der roten Rose, den Häusern York und Lancaster, beendet: Richmond heiratet Elisabeth und besteigt als Heinrich VII. den Thron.Zweisprachige Ausgabe mit Anmerkungen des Übersetzers, Bericht aus der Übersetzerwerkstatt und einem einführenden Essay von Tobias Döring.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Burkhard Müller nimmt Frank Günthers kommentierte Neuübersetzung zum Anlass, die deutschen Fassungen von Shakespeare-Stücken zu rekapitulieren. Da wäre zum einen die kanonische von Schlegel/Tieck, die dem Dichter Shakespeare gerade auch durch ihre Antiquiertheit sprachlich am meisten entspreche; da wären zum anderen die Neuübersetzungen von Thomas Brasch, der dem Dramatiker Shakespeare "mit der Respektlosigkeit des Praktikers" in die Gegenwart verhelfe. Beide Versionen, darum geht es Müller, haben sozusagen eine Heimat. Die Variante von Günther dagegen, findet er, hat keine - weder zum Lesen noch zum Aufführen geeignet, setze sie sich zwischen alle Stühle und werde eigentlich nicht benötigt. Günther habe äußerst gewissenhaft und gelehrsam gearbeitet - aber: Auch wenn er jedes Problem der Übertragung Shakespeares mitreflektiere und keinen Satz ohne sorgfältige Abwägung aller philologischen Erwägungen auf die Reise schickt, gebe es doch eigentlich keinen zweckdienlichen Grund für ein solches Unterfangen. Dann lieber in Schlegel/Tieck schmökern und Braschs Forschheiten aufführen!
© Perlentaucher Medien GmbH
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