Die Geschichte einer besonderen Freundschaft zweier Mädchen: Nadja und Karla, die Königin des Sprungturms. Ein unvergesslicher Sommer, in dem Nadja nicht nur hinter das Geheimnis kommt, warum Karla so phänomenal gut springt, sondern auch zu sich selbst findet. Als sie Alfons kennenlernt, schwebt sie im siebten Himmel. So ist das nämlich.
Die 12-jährige Nadja kennt kein Leben ohne Karla und ohne Sprungtraining. Tag für Tag gehen sie ins Leistungszentrum - Auerbachsalto, Delfinkopfsprung und so. Zusammen sind sie die besten. Nadja ist fasziniert von Karla, die so unnahbar ist und mirakulös gut. Doch von einem Tag auf den anderen gelingen Karla keine Sprünge mehr. "Ein Pferd hat vier Beine und es stolpert auch", sagt Nadjas russische Mutter. Oder hat es doch etwas mit Ingokru, dem Freund von Karlas Mutter, zu tun? Als Karla ganz mit dem Springen aufhört, wird alles anders. Erst jetzt kann Karla von ihrem Geheimnis, warum sie in jeden Sprung ihr ganzes Leben gepackt hat, erzählen. Und Nadja gelingt der beste Sprung ihres Lebens.
Die 12-jährige Nadja kennt kein Leben ohne Karla und ohne Sprungtraining. Tag für Tag gehen sie ins Leistungszentrum - Auerbachsalto, Delfinkopfsprung und so. Zusammen sind sie die besten. Nadja ist fasziniert von Karla, die so unnahbar ist und mirakulös gut. Doch von einem Tag auf den anderen gelingen Karla keine Sprünge mehr. "Ein Pferd hat vier Beine und es stolpert auch", sagt Nadjas russische Mutter. Oder hat es doch etwas mit Ingokru, dem Freund von Karlas Mutter, zu tun? Als Karla ganz mit dem Springen aufhört, wird alles anders. Erst jetzt kann Karla von ihrem Geheimnis, warum sie in jeden Sprung ihr ganzes Leben gepackt hat, erzählen. Und Nadja gelingt der beste Sprung ihres Lebens.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2013Irgendwann muss man springen
Martina Wildners neuer Roman spielt unter Leistungssportlern. Die Autorin hält mit ihren Figuren locker mit.
Von Fridtjof Küchemann
Man darf nicht denken oben auf dem Sprungturm. Nicht an die Zuschauer oder an die Schwierigkeit des Sprungs, nicht an die Eltern und ihre dauernden Streitereien in der engen Plattenbauwohnung, nicht an Alfons, Wasserspringer wie die zwölf Jahre alte Nadja und gerade einmal zwei Jahre älter als sie, und schon gar nicht an Karla aus der Nachbarwohnung, die mit Nadja zusammen vor vielen Jahren gesichtet, ebenfalls zum Schnuppertraining eingeladen worden und Leistungssportlerin geworden ist wie sie.
Karla ist die Königin des Sprungturms, sie gibt Martina Wildners neuem Jugendbuch den Titel, auch wenn Nadja dessen Heldin ist. Karla ist schweigsam, fast unsichtbar am Beckenrand, aber wenn sie springt, halten alle inne und staunen. Sie müsse eben, erklärt Karla, das ganze Leben in einen Sprung packen. Das lässt ihn derart strahlen.
Kühl und klar lässt Martina Wildner ihre Nadja vom geschützten Schattendasein neben Karla erzählen, aus dem das Mädchen erst heraustritt, als ihre neidlos bewunderte Freundin aus dem Gleichgewicht gerät. Beide entdecken, dass Karlas Mutter heimlich einen Freund hat, und Karla erkennt in ihm den Mann, dem sie insgeheim die Schuld am Tod ihres Vaters gibt. Karla haut ab, und natürlich ist es Nadja, die sie findet - ausgerechnet auf einem Sprungturm im herbstlich-leeren Freibad. Dorthin hat sich Karla bei Wind und Wetter zurückgezogen, zum Nachdenken. Ein Glück, dass sie sich nicht hinunterstürzt ins leere Becken.
Mit dem Gedanken spielt Karla wohl, Martina Wildner spielt dieses Motiv an, ganz vorsichtig und fein. "Königin des Sprungturms" ist ein Buch des Erwachens, ein Buch der feinen Verschiebungen, die im Leben eines Mädchens schließlich alles in Frage stellen: die Freundschaft, die eigene Familie, ihren Sport, dem sie ihr Leben opfert und über den sie letztlich, als Journalisten mit ihr das Interview führen, das eigentlich mit Karla vereinbart war, kaum etwas zu sagen hat.
Meisterlich ist, wie Martina Wildner die ungleiche Freundschaft schildert, den Druck auf die jungen Leistungssportler, der ihnen zugleich Halt gibt. Wildner lässt Nadja beobachten, wie ihre Freundin einem verschütteten Trauma auf die Spur kommt, das sie letztlich die Freundschaft kostet, aber auch dazu bringt, sich von ihrem Sport zu lösen. Und sich dem Leben ganz normaler Jugendlicher zuzuwenden.
Martina Wildner: "Königin des Sprungturms".
Beltz & Gelberg, Weinheim 2013. 216 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Martina Wildners neuer Roman spielt unter Leistungssportlern. Die Autorin hält mit ihren Figuren locker mit.
Von Fridtjof Küchemann
Man darf nicht denken oben auf dem Sprungturm. Nicht an die Zuschauer oder an die Schwierigkeit des Sprungs, nicht an die Eltern und ihre dauernden Streitereien in der engen Plattenbauwohnung, nicht an Alfons, Wasserspringer wie die zwölf Jahre alte Nadja und gerade einmal zwei Jahre älter als sie, und schon gar nicht an Karla aus der Nachbarwohnung, die mit Nadja zusammen vor vielen Jahren gesichtet, ebenfalls zum Schnuppertraining eingeladen worden und Leistungssportlerin geworden ist wie sie.
Karla ist die Königin des Sprungturms, sie gibt Martina Wildners neuem Jugendbuch den Titel, auch wenn Nadja dessen Heldin ist. Karla ist schweigsam, fast unsichtbar am Beckenrand, aber wenn sie springt, halten alle inne und staunen. Sie müsse eben, erklärt Karla, das ganze Leben in einen Sprung packen. Das lässt ihn derart strahlen.
Kühl und klar lässt Martina Wildner ihre Nadja vom geschützten Schattendasein neben Karla erzählen, aus dem das Mädchen erst heraustritt, als ihre neidlos bewunderte Freundin aus dem Gleichgewicht gerät. Beide entdecken, dass Karlas Mutter heimlich einen Freund hat, und Karla erkennt in ihm den Mann, dem sie insgeheim die Schuld am Tod ihres Vaters gibt. Karla haut ab, und natürlich ist es Nadja, die sie findet - ausgerechnet auf einem Sprungturm im herbstlich-leeren Freibad. Dorthin hat sich Karla bei Wind und Wetter zurückgezogen, zum Nachdenken. Ein Glück, dass sie sich nicht hinunterstürzt ins leere Becken.
Mit dem Gedanken spielt Karla wohl, Martina Wildner spielt dieses Motiv an, ganz vorsichtig und fein. "Königin des Sprungturms" ist ein Buch des Erwachens, ein Buch der feinen Verschiebungen, die im Leben eines Mädchens schließlich alles in Frage stellen: die Freundschaft, die eigene Familie, ihren Sport, dem sie ihr Leben opfert und über den sie letztlich, als Journalisten mit ihr das Interview führen, das eigentlich mit Karla vereinbart war, kaum etwas zu sagen hat.
Meisterlich ist, wie Martina Wildner die ungleiche Freundschaft schildert, den Druck auf die jungen Leistungssportler, der ihnen zugleich Halt gibt. Wildner lässt Nadja beobachten, wie ihre Freundin einem verschütteten Trauma auf die Spur kommt, das sie letztlich die Freundschaft kostet, aber auch dazu bringt, sich von ihrem Sport zu lösen. Und sich dem Leben ganz normaler Jugendlicher zuzuwenden.
Martina Wildner: "Königin des Sprungturms".
Beltz & Gelberg, Weinheim 2013. 216 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Sehr gut gefallen hat Rezensent Fridtjof Küchemann das neue Jugendbuch von Martina Wildner um zwei jugendliche Leistungssportlerinnen. Karla ist die titelgebende "Königin des Sprungturms", in ihrem Schatten steht ihre Freundin und Sportpartnerin Nadja, erklärt der Rezensent. Wie subtil und eindrücklich es der Autorin gelingt, Fluch und Segen des Leistungssports zu zeigen und wie sie ihre Erzählerin schließlich ein ganz normales Leben außerhalb des Leistungssports finden lässt, lobt der Rezensent als meisterhaft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2013Delfin und Auerbach
Mädchenroman über die Härten des Wettkampfsports
Seit der ersten Klasse umweht Nadja und Karla der Geruch von Chlor. Denn das Schwimmbad ist Lebensmittelpunkt der beiden Zwölfjährigen. Fünf Mal in der Woche trainieren sie Schraubensprünge, Vorwärts-, Rückwärtssprünge oder den Delfin. Nadja ist talentiert, zeigt jedoch zu wenig Ehrgeiz. Die „Königin des Sprungturms“ war von Anfang an Karla: „Karla konnte jeder Bewegung in der Luft Schönheit und Bedeutung geben.“ Für sie scheint nichts wichtiger zu sein als das Turmspringen. Neidlos bewundert Nadja, die Ich-Erzählerin, ihre Freundin und stellt die eigene Person zurück.
Obgleich Karla verschlossen, ja unnahbar ist, sind fast alle Jungen in die „große Schweigerin“ verliebt. Nadja hat die Aufgabe, lästige Verehrer der Freundin abzuwimmeln, was sie bereitwillig tut. Wie sie überhaupt eilfertig alles erledigt, was Karla ihr aufträgt.
Eines Tages finden die Mädchen heraus, dass Karlas Mutter einen heimlichen Freund hat. Da wird Karla noch seltsamer. Zum ersten Mal schwänzt sie das Training, um diesen Mann, den sie „Teufel“ nennt, zu verfolgen. Zeitweilig verschwindet Karla sogar ganz. Als sie an einer Lungenentzündung erkrankt, und Nadja überraschend Wettbewerbserfolge feiert, kommt es zur entscheidenden Wende. Der Leser ist Zeuge eines psychologischen Kammerspiels, das sich zunehmend verdichtet und anscheinend auf eine Katastrophe zusteuert. Martina Wildner versteht es gleichermaßen, Spannung zu schüren und die Situation im Leistungssport darzustellen: Da sind die Eintönigkeit des Trainings, das gnadenlose Einfordern von Perfektion, der Neid, die Maskottchen-Gläubigkeit und die permanenten Versagensängste. Es gibt keinen Platz mehr für andere Interessen. Wenn die Trainerin den Daumen hebt, ist das bereits der „Gipfel an Lob“. Es wird außerdem deutlich, wie gefährlich dieser Sport sein kann: Beim Auerbachsprung ist vor allem der Hinterkopf in Gefahr, beim Delfin die Stirn. Am Ende steigt Karla das erste Mal in ihrem Leben einen Sprungturm hinab und enthüllt ein traumatisches Kindheitserlebnis. Sowohl Nadja als auch Karla gelingt es, sich aus ihrem jeweiligen Gefängnis selbst zu befreien.
Die 1968 geborene Autorin hält die Spannung durch eine geschickt eingefädelte und für den Leser nur unterschwellig wahrzunehmende bedrohliche Situation, die zuerst scheinbar nichts mit dem Handlungsverlauf um das Turmspringen zu tun hat.
Bereits in ihrem vorangegangenen Buch Das schaurige Haus, das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, stellte Martina Wildner ihre literarische Meisterschaft unter Beweis. Als Jugendliche war sie 400-m-Läuferin, momentan ist Turmspringen ihr Hobby. (ab 11 Jahre)
VERENA HOENIG
Martina Wildner: Königin des Sprungturms. Beltz & Gelberg 2013. 213 Seiten, 12,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Mädchenroman über die Härten des Wettkampfsports
Seit der ersten Klasse umweht Nadja und Karla der Geruch von Chlor. Denn das Schwimmbad ist Lebensmittelpunkt der beiden Zwölfjährigen. Fünf Mal in der Woche trainieren sie Schraubensprünge, Vorwärts-, Rückwärtssprünge oder den Delfin. Nadja ist talentiert, zeigt jedoch zu wenig Ehrgeiz. Die „Königin des Sprungturms“ war von Anfang an Karla: „Karla konnte jeder Bewegung in der Luft Schönheit und Bedeutung geben.“ Für sie scheint nichts wichtiger zu sein als das Turmspringen. Neidlos bewundert Nadja, die Ich-Erzählerin, ihre Freundin und stellt die eigene Person zurück.
Obgleich Karla verschlossen, ja unnahbar ist, sind fast alle Jungen in die „große Schweigerin“ verliebt. Nadja hat die Aufgabe, lästige Verehrer der Freundin abzuwimmeln, was sie bereitwillig tut. Wie sie überhaupt eilfertig alles erledigt, was Karla ihr aufträgt.
Eines Tages finden die Mädchen heraus, dass Karlas Mutter einen heimlichen Freund hat. Da wird Karla noch seltsamer. Zum ersten Mal schwänzt sie das Training, um diesen Mann, den sie „Teufel“ nennt, zu verfolgen. Zeitweilig verschwindet Karla sogar ganz. Als sie an einer Lungenentzündung erkrankt, und Nadja überraschend Wettbewerbserfolge feiert, kommt es zur entscheidenden Wende. Der Leser ist Zeuge eines psychologischen Kammerspiels, das sich zunehmend verdichtet und anscheinend auf eine Katastrophe zusteuert. Martina Wildner versteht es gleichermaßen, Spannung zu schüren und die Situation im Leistungssport darzustellen: Da sind die Eintönigkeit des Trainings, das gnadenlose Einfordern von Perfektion, der Neid, die Maskottchen-Gläubigkeit und die permanenten Versagensängste. Es gibt keinen Platz mehr für andere Interessen. Wenn die Trainerin den Daumen hebt, ist das bereits der „Gipfel an Lob“. Es wird außerdem deutlich, wie gefährlich dieser Sport sein kann: Beim Auerbachsprung ist vor allem der Hinterkopf in Gefahr, beim Delfin die Stirn. Am Ende steigt Karla das erste Mal in ihrem Leben einen Sprungturm hinab und enthüllt ein traumatisches Kindheitserlebnis. Sowohl Nadja als auch Karla gelingt es, sich aus ihrem jeweiligen Gefängnis selbst zu befreien.
Die 1968 geborene Autorin hält die Spannung durch eine geschickt eingefädelte und für den Leser nur unterschwellig wahrzunehmende bedrohliche Situation, die zuerst scheinbar nichts mit dem Handlungsverlauf um das Turmspringen zu tun hat.
Bereits in ihrem vorangegangenen Buch Das schaurige Haus, das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, stellte Martina Wildner ihre literarische Meisterschaft unter Beweis. Als Jugendliche war sie 400-m-Läuferin, momentan ist Turmspringen ihr Hobby. (ab 11 Jahre)
VERENA HOENIG
Martina Wildner: Königin des Sprungturms. Beltz & Gelberg 2013. 213 Seiten, 12,95 Euro.
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»Sprachlich klar, fast nüchtern skizziert die Autorin eine psychologisch spannende, ungewöhnlich nuancierte Geschichte über das Erwachsenwerden und den Gewinn an innerer Freiheit.« NZZ am Sonntag »Tiefsinnig, spannend, komplex und dabei echt süffiges Lesefutter - eine der interessantesten Stimmen im Kinderbuch.« Eselsohr »Beeindruckende Geschichte über die Zwänge des Leistungssports. Und wie ein mutiges Mädchen erkennt, dass es auch ein Leben abseits der Punkte und Ranglisten gibt. Lesenswertes Porträt.« ARD Videotext »Ein sehr schönes Buch, das einem nicht nur Einblicke in die Welt der Wasserspringer gewährt, sondern auch klarmacht, was Freundschaft sein kann.« MAIN-POST »Eine wundervolle Geschichte über eine ganz besondere Mädchenfreundschaft.« Kölnische Rundschau »Ein spannendes Drama um zwei Freundinnen, deren Leben durch kaum merkliche Veränderungen, aus der Balance gerät. Und ein Beweis dafür, dass es sich lohnt, manchmal von ganz oben wieder zu den blauen nassen Fliesen herunterzuklettern.« Kölner Stadt-Anzeiger »Ein Buch. Das mutig gegen den Strom schwimmt.« Der Westen »Vielleicht ist Martina Wildner derzeit eine der interessantesten Stimmen im Bereich Preteen-Literatur. Sie bespielt nicht die geradezu inflationäre Slapstick-Welle, nein, sie schreibt im weitesten Sinne Problembücher, ohne je den Hautgout des Problembuchs zu verbreiten. (...) Wie die Autorin Milieu, Seelenzustand, Familiengenerve und die fragile Konstruktion einer Freundschaft einfängt, ist nicht nur hoch unterhaltsam sondern auch feinfühlig und sprachlich sorgsam ausbalanciert. Wenige Preteen-Romane weisen eine solche Tiefe auf und sind dabei spannend, komplex und süffig zu lesen.« eselsohr