Königin Luise von Preußen (1776-1810) war schon zu Lebzeiten eine Legende. In der Verehrung für die Königin verband sich die Hoffnung auf eine reformfähige Monarchie mit der Erwartung, das Königshaus in das Erneuerungsstreben des Bürgertums einzubinden. Dieses Buch schildert das Leben der mecklenburgischen Prinzessin im Kontext einer an Veränderungen nicht armen Zeit, die von 1789 bis zur preußischen Reformära reicht.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2004Die unsichtbare Macht
Leben und Nachleben der Königin Luise von Preußen
Der Herrscher, der nicht sterben will, ist eines der Urgesteine in der Gedächtnisgeschichte. So imaginierten sich die über Jahrhunderte von Kleinstaaterei gebeutelten Deutschen des 19. Jahrhunderts ihren Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser schlummert, um eines Tages zurückzukehren und das „Reich” wiederherzustellen. Die jüngste Geschichte lehrt, dass der unsichtbar gewordene Herrscher sogar zu einem regelrechten Leitbild der politischen Ikonographie werden kann, wenn Osama Bin Laden und Saddam Hussein ihre charismatische Kraft gerade aus ihrer visuellen Ungreifbarkeit beziehen. Erneut sitzt der Herrscher in der Erde, doch heißt der Kyffhäuser nun Tora Bora oder schlicht „das Erdloch bei Tikrit”.
Philipp Demandt ist in seinem Buch einem relativ jungen Herrschermythos nachgegangen, der Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit auf eindrückliche Weise verknüpft. Das Sterben und lange Nachleben der Königin Luise von Preußen ist bisher noch kaum so umfassend dargelegt worden. Demandt untersucht die Stationen und Strukturen dieser Gedächtnisgeschichte, in deren Mittelpunkt eine Frau steht, deren Tod im Alter von 34 Jahren am 19. Juli 1810 einen nationalen Schock auslöste. Und es gelingt Demandt zweifellos, die großen historischen Bögen in einer Reihe von Miniaturen anschaulich zu machen.
Das Phänomen der „Sichtbarkeit” des Luisenmythos ist vor allem an die fortdauernde Präsenz in Werken der Kunst gebunden. Daher liegt es nahe, dass der Kunsthistoriker Demandt dem visuellen Aspekt besondere Beachtung schenkt. Neben einer fundierten Analyse von Christian Daniel Rauchs 1813 vollendeter Sarkophagstatue im Park von Charlottenburg blättert er den ganzen Bilderatlas des Luisenkultes vom Sammelbildchen bis zum Kinofilm auf.
Die Rekonstruktion der Luisenikonographie nimmt ihren Ausgang von dem Initialwerk, Rauchs Liegestatue der Königin, die ältere Portraits schlagartig in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung treten ließ. Schon einen Monat nach Luises Tod hatte Friedrich Wilhelm III. den Baubeginn für das Mausoleum verfügt, dessen Ausführung zunächst an international bekannte Bildhauer wie Thorvaldsen oder Canova übertragen werden sollte. Auch Schinkel lieferte die gotische Architekturphantasie einer Grabeskapelle, doch fiel die Wahl auf einen klassizistischen Entwurf. Demandt erklärt einleuchtend, warum der Auftrag nicht an den führenden Bildhauer Berlins, Johann Gottfried Schadow, sondern an den unbekannten Christian Daniel Rauch ging, der zuvor Kammerdiener gewesen war. Schadow war ein Repräsentant des Ancien Régime unter dem „Lüderjahn” Friedrich Wilhelm II., von dem sich der aufgeklärte Bürgerkönig Friedrich Wilhelm III. bewusst absetzen wollte. Schadow rächte sich im übrigen später, wenn er von Rauchs Liegefigur als von einer „drappirten Wurst” sprechen sollte.
Doppelt tote Chimäre
Die Grabskulptur erlangte Stellvertreterfunktion für einen evidenten Mangel an politischer Stärke. Demandt untersucht die Entstehungsgeschichte der Grabfigur und legt die komplexe Synthese von Vorbildern aus der Antike bis Canova dar, die Rauch für seinen Entwurf herangezogen hatte. Dabei ist wichtig, dass der König selbst die Arbeit an der Statue begleitete und erheblichen Einfluss auf dem Künstler ausübte. Für ihn stand allein die Ähnlichkeit als höchste Kategorie des Portraits im Blickpunkt des Interesses – eine Obsession, die der Künstler ablehnte, und die noch in einem so schaurigen Werk ihren Ausdruck findet wie in einer auf Wunsch des Königs „wie lebend” bemalten Büste. Dieser Versuch der Verlebendigung war jedoch so unbefriedigend, dass das Resultat der doppelt toten Chimäre aus Gips und Farbe schnell verborgen und vergessen wurde. Der König drängte jedoch zur Lebensgröße der Statue und offenbart sich zunehmend als ein Pygmalion, dem die Skulptur einen fetischistischen Ersatz für das im Leben entbehrte Objekt der Begierde bot.
Der Kult um Luise wurde schon recht früh zum Kult um die Statue selbst, ein Übertragungsphänomen, in dem sich die alte Wirkungsmacht religiöser Kultbilder und Ikonen spiegelt. Zu den parareligiösen Zügen der Verehrung gesellte sich die Wirkungsgeschichte als nationaler Fetisch: Luises Tod, so die öffentliche Meinung, war von der Niederlage gegen Napoleon herbeigeführt worden, nachdem sie sich 1807 in Tilsit selbst mit dem Kaiser getroffen hatte, um für ihr Land zu vermitteln. Luise sei an gebrochenem Herzen gestorben – eine Deutung der Todesursache, die noch in den Obduktionsberichten zu verifizieren versucht wurde. Da die Niederlage Preußens Luise das Leben geraubt hatte, trug ihre sofort nach dem Tod einsetzende Verehrung von Anfang an die Züge eines nationalen Revisionismus. Dieser gipfelte 1870 im Kniefall Wilhelm I. vor dem Sarkophag seiner Mutter am Vorabend des Feldzugs gegen Frankreich, an dessen Ende die Reichsgründung stand. Zurück in Berlin kniete der frischgekrönte Kaiser am 17. März 1871 gleich ein zweites Mal vor dem Sarkophag Luises nieder. Damit war der Tod der Mutter gerächt, das politische Übertragungsphänomen hatte im Bilde des gebeugten Knies seine Epiphanie gefunden.
Das Bild der lungenkranken Luise wurde durch sein Fortleben verklärt. Schon eine Woche nach ihrem Tod wird sie in der „Vossischen Zeitung” als eine Heilige bezeichnet, nachdem schon die ersten Gerüchte von ihrem Ableben, das von seltsamen Naturerscheinungen begleitet worden sei, mittelalterlichen Prodigienberichten geglichen hatten. Schadows 1812 vollendetes Relief in der kleinen Kirche von Paretz, dem Landsitz des Königspaares, spiegelt die Überlagerung der Verehrung der Herrscherin mit Zügen des Marienkultes.
Philipp Demandt ist es gelungen, den langen Schatten von Luises Nachleben sichtbar zu machen, der noch weit in das 20. Jahrhundert ragt. Dabei ist Luisenkult und Luisenkitsch ein Phänomen, das über die Macht der Bilder ebenso viel verrät wie über die Mentalitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts, das den säkularen Kult von Patriotismus und Nation an die Stelle religiöser Erfahrung setzte. Fast emblematische Züge hat es nun, wenn erst das Nachleben die historische Persönlichkeit zu monumentaler Größe anschwellen lässt, ihr Leben sich aber dagegen recht bescheiden ausnimmt.
So steht Demandts 500 Seiten das schmale Bändchen von 100 Seiten gegenüber, in dem die Frankfurter Historikerin Luise Schorn-Schütte dasjenige in konziser Form abhandelt, was man in den theoretisch unbedarften Frühlingstagen der Biographik wohl schlicht „Leben und Werk” genannt hätte. Aber auch Schorn-Schütte nimmt die „Legende” mit in den Titel: Ohne Memoria keine Historia, und vor allem keine Luise.
Doch bietet der Band viel mehr, wenn er Luises politisches Wirken geschickt in den europäischen Kontext einbettet. War ihr direkter politischer Einfluss eher gering, so kam Luise Symbolfunktion beim Umbau des Staates von der höfischen Repräsentation zur romantischen Staatsauffassung eines moralisch vorbildlichen Bürgerkönigtums zu, in dem vor allem ihre Auffassung der Ehe einen Maßstab der Modernität setzte. Mag sein, dass hierin auch ein Anknüpfungspunkt an die heutige Zivilgesellschaft liegt, wenn man gewillt ist, den jüngsten Luisenkult in die Wirkungsgeschichte einzubeziehen. „Bye, bye Bröckelnase” waren die Worte, die die BZ im Michael Jackson, dem „King des Pop”, beim Abschied aus Berlin hinterrief – im Preußenshop Unter den Linden bröckeln gipserne Luisenbüsten wieder munter vor sich hin.
MICHAEL THIMANN
PHILIPP DEMANDT: Luisenkult. Die Unsterblichkeit der Königin von Preußen. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2003. 559 Seiten, 36,90 Euro.
LUISE SCHORN-SCHÜTTE: Königin Luise. Leben und Legende. C. H. Beck Verlag, München 2003. 119 Seiten, 7,90 Euro.
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Leben und Nachleben der Königin Luise von Preußen
Der Herrscher, der nicht sterben will, ist eines der Urgesteine in der Gedächtnisgeschichte. So imaginierten sich die über Jahrhunderte von Kleinstaaterei gebeutelten Deutschen des 19. Jahrhunderts ihren Kaiser Barbarossa, der im Kyffhäuser schlummert, um eines Tages zurückzukehren und das „Reich” wiederherzustellen. Die jüngste Geschichte lehrt, dass der unsichtbar gewordene Herrscher sogar zu einem regelrechten Leitbild der politischen Ikonographie werden kann, wenn Osama Bin Laden und Saddam Hussein ihre charismatische Kraft gerade aus ihrer visuellen Ungreifbarkeit beziehen. Erneut sitzt der Herrscher in der Erde, doch heißt der Kyffhäuser nun Tora Bora oder schlicht „das Erdloch bei Tikrit”.
Philipp Demandt ist in seinem Buch einem relativ jungen Herrschermythos nachgegangen, der Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit auf eindrückliche Weise verknüpft. Das Sterben und lange Nachleben der Königin Luise von Preußen ist bisher noch kaum so umfassend dargelegt worden. Demandt untersucht die Stationen und Strukturen dieser Gedächtnisgeschichte, in deren Mittelpunkt eine Frau steht, deren Tod im Alter von 34 Jahren am 19. Juli 1810 einen nationalen Schock auslöste. Und es gelingt Demandt zweifellos, die großen historischen Bögen in einer Reihe von Miniaturen anschaulich zu machen.
Das Phänomen der „Sichtbarkeit” des Luisenmythos ist vor allem an die fortdauernde Präsenz in Werken der Kunst gebunden. Daher liegt es nahe, dass der Kunsthistoriker Demandt dem visuellen Aspekt besondere Beachtung schenkt. Neben einer fundierten Analyse von Christian Daniel Rauchs 1813 vollendeter Sarkophagstatue im Park von Charlottenburg blättert er den ganzen Bilderatlas des Luisenkultes vom Sammelbildchen bis zum Kinofilm auf.
Die Rekonstruktion der Luisenikonographie nimmt ihren Ausgang von dem Initialwerk, Rauchs Liegestatue der Königin, die ältere Portraits schlagartig in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung treten ließ. Schon einen Monat nach Luises Tod hatte Friedrich Wilhelm III. den Baubeginn für das Mausoleum verfügt, dessen Ausführung zunächst an international bekannte Bildhauer wie Thorvaldsen oder Canova übertragen werden sollte. Auch Schinkel lieferte die gotische Architekturphantasie einer Grabeskapelle, doch fiel die Wahl auf einen klassizistischen Entwurf. Demandt erklärt einleuchtend, warum der Auftrag nicht an den führenden Bildhauer Berlins, Johann Gottfried Schadow, sondern an den unbekannten Christian Daniel Rauch ging, der zuvor Kammerdiener gewesen war. Schadow war ein Repräsentant des Ancien Régime unter dem „Lüderjahn” Friedrich Wilhelm II., von dem sich der aufgeklärte Bürgerkönig Friedrich Wilhelm III. bewusst absetzen wollte. Schadow rächte sich im übrigen später, wenn er von Rauchs Liegefigur als von einer „drappirten Wurst” sprechen sollte.
Doppelt tote Chimäre
Die Grabskulptur erlangte Stellvertreterfunktion für einen evidenten Mangel an politischer Stärke. Demandt untersucht die Entstehungsgeschichte der Grabfigur und legt die komplexe Synthese von Vorbildern aus der Antike bis Canova dar, die Rauch für seinen Entwurf herangezogen hatte. Dabei ist wichtig, dass der König selbst die Arbeit an der Statue begleitete und erheblichen Einfluss auf dem Künstler ausübte. Für ihn stand allein die Ähnlichkeit als höchste Kategorie des Portraits im Blickpunkt des Interesses – eine Obsession, die der Künstler ablehnte, und die noch in einem so schaurigen Werk ihren Ausdruck findet wie in einer auf Wunsch des Königs „wie lebend” bemalten Büste. Dieser Versuch der Verlebendigung war jedoch so unbefriedigend, dass das Resultat der doppelt toten Chimäre aus Gips und Farbe schnell verborgen und vergessen wurde. Der König drängte jedoch zur Lebensgröße der Statue und offenbart sich zunehmend als ein Pygmalion, dem die Skulptur einen fetischistischen Ersatz für das im Leben entbehrte Objekt der Begierde bot.
Der Kult um Luise wurde schon recht früh zum Kult um die Statue selbst, ein Übertragungsphänomen, in dem sich die alte Wirkungsmacht religiöser Kultbilder und Ikonen spiegelt. Zu den parareligiösen Zügen der Verehrung gesellte sich die Wirkungsgeschichte als nationaler Fetisch: Luises Tod, so die öffentliche Meinung, war von der Niederlage gegen Napoleon herbeigeführt worden, nachdem sie sich 1807 in Tilsit selbst mit dem Kaiser getroffen hatte, um für ihr Land zu vermitteln. Luise sei an gebrochenem Herzen gestorben – eine Deutung der Todesursache, die noch in den Obduktionsberichten zu verifizieren versucht wurde. Da die Niederlage Preußens Luise das Leben geraubt hatte, trug ihre sofort nach dem Tod einsetzende Verehrung von Anfang an die Züge eines nationalen Revisionismus. Dieser gipfelte 1870 im Kniefall Wilhelm I. vor dem Sarkophag seiner Mutter am Vorabend des Feldzugs gegen Frankreich, an dessen Ende die Reichsgründung stand. Zurück in Berlin kniete der frischgekrönte Kaiser am 17. März 1871 gleich ein zweites Mal vor dem Sarkophag Luises nieder. Damit war der Tod der Mutter gerächt, das politische Übertragungsphänomen hatte im Bilde des gebeugten Knies seine Epiphanie gefunden.
Das Bild der lungenkranken Luise wurde durch sein Fortleben verklärt. Schon eine Woche nach ihrem Tod wird sie in der „Vossischen Zeitung” als eine Heilige bezeichnet, nachdem schon die ersten Gerüchte von ihrem Ableben, das von seltsamen Naturerscheinungen begleitet worden sei, mittelalterlichen Prodigienberichten geglichen hatten. Schadows 1812 vollendetes Relief in der kleinen Kirche von Paretz, dem Landsitz des Königspaares, spiegelt die Überlagerung der Verehrung der Herrscherin mit Zügen des Marienkultes.
Philipp Demandt ist es gelungen, den langen Schatten von Luises Nachleben sichtbar zu machen, der noch weit in das 20. Jahrhundert ragt. Dabei ist Luisenkult und Luisenkitsch ein Phänomen, das über die Macht der Bilder ebenso viel verrät wie über die Mentalitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts, das den säkularen Kult von Patriotismus und Nation an die Stelle religiöser Erfahrung setzte. Fast emblematische Züge hat es nun, wenn erst das Nachleben die historische Persönlichkeit zu monumentaler Größe anschwellen lässt, ihr Leben sich aber dagegen recht bescheiden ausnimmt.
So steht Demandts 500 Seiten das schmale Bändchen von 100 Seiten gegenüber, in dem die Frankfurter Historikerin Luise Schorn-Schütte dasjenige in konziser Form abhandelt, was man in den theoretisch unbedarften Frühlingstagen der Biographik wohl schlicht „Leben und Werk” genannt hätte. Aber auch Schorn-Schütte nimmt die „Legende” mit in den Titel: Ohne Memoria keine Historia, und vor allem keine Luise.
Doch bietet der Band viel mehr, wenn er Luises politisches Wirken geschickt in den europäischen Kontext einbettet. War ihr direkter politischer Einfluss eher gering, so kam Luise Symbolfunktion beim Umbau des Staates von der höfischen Repräsentation zur romantischen Staatsauffassung eines moralisch vorbildlichen Bürgerkönigtums zu, in dem vor allem ihre Auffassung der Ehe einen Maßstab der Modernität setzte. Mag sein, dass hierin auch ein Anknüpfungspunkt an die heutige Zivilgesellschaft liegt, wenn man gewillt ist, den jüngsten Luisenkult in die Wirkungsgeschichte einzubeziehen. „Bye, bye Bröckelnase” waren die Worte, die die BZ im Michael Jackson, dem „King des Pop”, beim Abschied aus Berlin hinterrief – im Preußenshop Unter den Linden bröckeln gipserne Luisenbüsten wieder munter vor sich hin.
MICHAEL THIMANN
PHILIPP DEMANDT: Luisenkult. Die Unsterblichkeit der Königin von Preußen. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2003. 559 Seiten, 36,90 Euro.
LUISE SCHORN-SCHÜTTE: Königin Luise. Leben und Legende. C. H. Beck Verlag, München 2003. 119 Seiten, 7,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kurz, konzise und informativ findet der Rezensent Michael Thimann diese biografischen Abriss der Frankfurter Historikerin Luise Schorn-Schütte, auch wenn er den Begriff Legende im Untertitel etwas übertrieben findet. Deshalb merkt er etwas schnippisch an, dass hätte "man in den theoretisch unbedarften Frühlingstagen der Biografik wohl schlicht 'Leben und Werk' genannt". Doch der Band enthält seiner Meinung nach trotzdem einige interessante über das rein biografische hinausgehende Aspekte. Zum Beispiel beschäftigt sich die Autorin damit, welchen Beitrag Luise zur geistesgeschichtlichen Entwicklung ihrer Zeit, auch im europäischen Kontext, geleistet hat. Ihr Fazit scheint der Rezensent einleuchtend zu finden, nach dem Luise Symbolfunktion zukam beim Umbau des Staates "von der höfischen Repräsentation zur romantischen Staatsauffassung eines moralisch vorbildlichen Bürgerkönigtums zu".
© Perlentaucher Medien GmbH
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