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Mit weitem Horizont, sehr hell, nach Safran und Kohle duftend, voller Winkel und Geheimnisse - das war Genua zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese vitale Hafenstadt ist Kulisse für eine zauberhafte Liebesgeschichte zwischen einem Kohlenprinzen und der Safrankönigin, die nichts besitzt außer dem Stolz auf ihr Leben.
"Ein solcher Erzähler erweckt die italienische Gegenwartsliteratur zu neuem Leben." Der Tagesspiegel
"Maggiani ist ein besserer Eco, mit poetischeren Wässerchen gewaschen. Er vertraut ebenso auf die Exotik ferner Zeiten, doch er schöpft viel tiefer Luft ." Neue Zürcher Zeitung

Produktbeschreibung
Mit weitem Horizont, sehr hell, nach Safran und Kohle duftend, voller Winkel und Geheimnisse - das war Genua zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese vitale Hafenstadt ist Kulisse für eine zauberhafte Liebesgeschichte zwischen einem Kohlenprinzen und der Safrankönigin, die nichts besitzt außer dem Stolz auf ihr Leben.

"Ein solcher Erzähler erweckt die italienische Gegenwartsliteratur zu neuem Leben." Der Tagesspiegel

"Maggiani ist ein besserer Eco, mit poetischeren Wässerchen gewaschen. Er vertraut ebenso auf die Exotik ferner Zeiten, doch er schöpft viel tiefer Luft ." Neue Zürcher Zeitung
Autorenporträt
Maurizio Maggiani wurde 1951 in Castelnuovo Magra geboren. Er lebt heute in La Spezia. Er hat als Gefängnislehrer, Lehrer für blinde Kinder, Fotograf, Cutter, Regieassistent, in der Werbung und in der Stadtverwaltung gearbeitet. "Der Mut des Rotkehlchens" (ital. 1995 / dt. 1996), Maggianis vierter Roman, wurde in Italien mit dem Premio Viareggio und dem Premio Campiello ausgezeichnet. "Königin ohne Schmuck" erschien 1998 und erhielt die Preise Stresa und Alassio 100 libri.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2002

Genueser Elefantenhochzeit
Maurizio Maggiani bittet in die Manege des historischen Romans

Woher nimmt der historische Roman sein Recht, so ganz anders über die Geschichte zu schreiben als die Geschichtsschreibung? Im Grunde ist es eine Frage der Rücksichtslosigkeit: wie weit man bereit ist, zugunsten derer, die Geschichte machen, über die hinwegzusehen, auf deren Rücken sie stattfindet. Um das große Ganze konstruieren zu können, hat die Einzelheit - der einzelne - darin zu verschwinden. Mit Französischer Revolution und Sozialromantik aber wurden auch kleine Leute geschichtsfähig. Warum sich aber dennoch eher der Roman als die Historie für sie interessierte, geschieht wohl in Rücksicht auf ihre Auffassungsgabe. Sie nehmen Geschichte kaum historisch, aber um so mehr von ihrer Unterseite, als emotionales Ereignis wahr. Ein europäisches Beispiel dafür waren "Die Verlobten" von Alessandro Manzoni (1827): Dem jungen Paar bilden sich die höheren Zerwürfnisse der Zeit in der Bedrohung ihres kleinen Glücks ab, und bestünde es auch nur darin, davon- oder durchzukommen.

Die Historienmalerei des Films geht bis heute so vor. Geschichte fällt dadurch unter eine andere kurzfristige und leibnahe Logik. Ihr Interesse kreist um den einfachen Sinn des Lebens: zu leben. Der Erfolg Umberto Ecos zeigt allerdings, welchen Preis das Genre heute bezahlen muß, um zeitgemäß zu erscheinen. Der subtile Textingenieur aus Bologna hat es in ein barockes Spiel mit Beständen von Vergangenheit verwandelt. Witz, Scharfsinn, "plaisir du texte" (Roland Barthes), nicht "Sentiments" sind gefragt.

Doch es gibt Fälle, die das nicht wahrhaben wollen. So etwa Maurizio Maggiani mit seinem neuesten Roman "Königin ohne Schmuck". Er wurde dafür von den einen als besserer Eco gelobt; von anderen dagegen kritisiert, weil er die Kontrolle über seine Sprache verloren habe. Maggiani hat an ein stillschweigendes Tabu gerührt: daß, im Zweifelsfalle, Literatur, die etwas gelten will, mit ernster oder doch zumindest anspruchsvoller Kunst den Nachweis vom Ernst des Lebens zu erbringen habe. Dem setzt er eine geradezu vormoderne Fabulierlust entgegen. Wer sich darauf einläßt, der wird auf ein Meer von einhundertvierzigtausend Wörtern hinausgezogen. Episch lang und breit, vor und zurück geht die Sprache, unterbricht sich, nimmt sich Zeit, um die Safranherstellung in Genua (mit einschlägigen Methoden des Verschnitts) auszuarbeiten, stellt die Okkupation Italiens 1943 durch die "häßlichen Deutschen" (amerikanische Spielfilme haben überall in Italien ihre Abziehbilder hinterlassen) vor Augen und bietet viele, aufmerksame Details, die dennoch eher raunend als realistisch eine Geschichte überschwemmen, die einigermaßen aus der Art schlägt.

Auf der einen Seite eine Familiensaga. Im Mittelpunkt: Pàris, Kohleträger und, siehe Name, schönstes Mannsbild im Hafen von Genua, und dazu die stolze Sascia, Amazone, die ihre Waffe in den Augen trägt, kunstvolle Safran- und Bilderfälscherin, beide zusammen ein Königspaar von Gnaden der Natur. Hinter ihnen die Elterngeneration, vor dem Ersten Weltkrieg aus Sardinien emigriert. Dann ihr Sohn Cosimo, der Priester wird und - für die Hälfte des Romans - als Missionar auf ein Südseeatoll geht, um dort seinerseits Stammeskönig zu werden, seine Suche nach Eden aber abbrechen muß, weil Frankreich die Insel für seine Atomversuche braucht und er mit Lucy, der polynesischen Nachtigall, nach Genua zurückkehrt, um dort das Familienschicksal zu vollenden. In dieses Heldenepos der kleinen Leute eingelassen sind Elemente des Abenteuerromans, der Inselexotik, der Geschichte vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre. Zugleich ist er Stadtroman von Genua. Über diese ganze diskursive Manege gebietet jedoch ein Erzähler, der publikumslüstern und schicksalsergeben, wie ein Rhapsode, ja wie der Sänger einer Moritat teilnahmsvoll und zugleich ergeben ein Geschehen vorträgt, das sich dem gewöhnlichen Verstand entzieht.

Gewiß, man könnte - Ordnung muß sein - mit dem Kopf durch den Text. Doch das brächte nicht viel; es ist nicht beabsichtigt. Man muß sich vielmehr entscheiden: das Buch weglegen oder sich ihm ausliefern. Das heißt zuerst: Tempowechsel. "Königin ohne Schmuck" ist ein langsamer Roman. Er duldet keine eiligen Passanten. Wer sich ihm anschließt, und darauf will er hinaus, soll nach und nach nicht mehr warum fragen. Dann tritt jene andere Vernunft in Kraft, wo Zufälle, Fügungen, Bestimmungen plötzlich mit der Macht eines Schicksals recht haben. Dann greifen elementare Bilder und Szenen ein, die beklemmende Wiederholungszwänge ausüben.

Etwa der folgende: Die Mutter Sascias hatte in der Fremde Genuas kein anderes Ziel, als ihre Familie durchzubringen. Jeden Tag, auf genau demselben Weg, brachte sie ihrem Mann das Essen in den Hafen. Es ist ein Zeichen: nicht vom Weg abzukommen, zugleich Ausdruck für die Ängste eben davor. Bis eines Tages ein erschreckter Zirkuselefant ihren Weg kreuzt. Die Angst und ihr Bild, das große Tier, ging auf die Tochter, von ihr auf den Sohn über. Zehn Jahre lang baute dieser auf seiner Südseeinsel an einem scheinbar unsinnigen Projekt: einer Straße auf den Vulkan. Für die Eingeborenen war es naiv, ein Totem; für ihn aber Äußerung eines Traumas. Folgerichtig in diesem untergründigen Sinne gerät er bei seiner Rückkehr in das Verhängnis eines verstörten Tieres, das am Ende ängstlich befestigter Wege wartet.

Etwas anderes kommt, erschwerend, hinzu. Mutter, Tochter, Sohn und Lucy: sie alle lieben, jeder auf seine Art, romanhaft rein und schön. Ganz ohne die Seifenblasen einer Vorabendserie geht es offenbar nicht. Dennoch dauert es meist nicht allzu lange, bis sie platzen. Eine Moritat braucht ihre Grausamkeiten. Maggiani nutzt sie allerdings zu einer brutalen Moral von der Geschicht': Wer mit ganzer Hingabe liebt, kommt dabei um. Am Ende sind alle Sympathieträger tot: die Mutter, Pàris (im Widerstand gegen die Deutschen erschossen), Cosimo und Lucy, deren Stimme in der pazifischen Weite verstummt. Ein Autor von heute weiß, daß man sentimental nur sein kann, wenn das Sentimentale zugleich wieder kassiert wird.

Oder muß ein historischer Roman im 20. Jahrhundert so handeln, weil der Glaube an die Geschichte abhanden gekommen ist? Dafür sprechen die Überlebenden, Sascia zuerst. Ihre Liebe war etwas Kreatürliches; sonst blieb sie Einzelgängerin, spezialisiert aufs Überleben, dem Moral nur im Wege steht. Das trifft noch radikaler auf Giggi, den Schieber, die Veteranin, erste Hure am Hafen, und den Jaguar zu, immer im Geschehen, aber ungreifbar. Sie alle sind abgebrühte Agenten des Lebenskampfes. Nur wer die Hände für sich selbst frei hat, überlebt. Sich auf andere einzulassen hieße, sich auf einen geraden Weg festlegen zu müssen. Auch dabei scheint der Autor die Spielregeln des Erzählens zu kennen: erbauliche Geschichten zählen nicht. Aber soviel geschickte Regie hinter der Fabel? Wird am Ende auch hier etwa zeitgemäßes Diskurstheater gespielt?

WINFRIED WEHLE

Maurizio Maggiani: "Königin ohne Schmuck". Aus dem Italienischen übersetzt von Andreas Löhrer. Edition Nautilus, Hamburg 2001. 413 S., geb., 22,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Franz Haas ist von dem neuen Roman des Italieners Maurizio Maggiani begeistert. Mit großem Erzähltalent breite der Autor vor dem Leser ein ganzes Panorama von Lebenswelten einer Schar von Menschen im 'prächtigen Genua' aus, schwärmt der Rezensent. Dabei komme Maggiani, ein "begnadeter Schwadroneur", erst spät auf den Kern der Geschichte zu sprechen, zuvor erfahre der Leser viele ineinander verwobene Einzelgeschichten- eine "erzählerische Verzögerungstaktik", die Haas hier großartig ausgeführt sieht. Einzig die Beschreibung des Aufenthalts des Protagonisten Giacomo auf der Insel Moku Iti ist Haas zu kitschig geraten, und so freut sich der Rezensent, dass der Protagonist am Ende wieder nach Genua zurückkehrt und der Autor zu seiner "virtuosen Erzählkunst" zurückfindet.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Kraft dieses Buches steckt in einer Art staunender und ansteckender Begeisterung." (Alto Adige)

"Eine Fabel mit dem Geruch nach Meer, nach Genua und seinen Menschen, eine Rechtfertigung des universellen Verlangens nach Hoffnung." (Messagero Veneto)

"Ein solcher Erzähler erweckt die italienische Gegenwartsliteratur zu neuem Leben." (Der Tagesspiegel)

"Maggiani ist ein besserer Eco, mit poetischeren Wässerchen gewaschen. Er vertraut ebenso auf die Exotik ferner Zeiten, doch er schöpft viel tiefer Luft." (Neue Zürcher Zeitung)