Göttliche Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen nehmen in vielen Religionen eine bedeutende, wenn nicht gar zentrale Rolle ein. Das Alte Ägypten bildet hier keine Ausnahme. Die altägyptischen Götter verfügen über Blut, Speichel sowie Muttermilch. Wie ihr menschliches Pendant erbrechen sie sich, werden krank, leiden unter Schweißausbrüchen, ziehen sich eiternde Wunden zu oder - wie im Fall des Osiris - sterben gar und sondern Leichenflüssigkeit ab. Im Gegensatz zu den menschlichen Sekreten wohnen den göttlichen Körperflüssigkeiten jedoch schöpferische und/oder destruktive Kräfte inne. Sie dienen als Umschreibung der Herkunft kostbarer Opfergaben sowie lebensspendender Güter, wenn es z.B. heißt, dass der Nilgott Hapi das Überschwemmungswasser ausspeit und der Erdgott Geb die Vegetation erbricht.In ihrer Dissertation behandelt Natalie Schmidt nicht weniger als 15 göttliche Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen sowie den ägyptischen Begriff r w und untersucht dabei verschiedensteQuellen, die von den frühen Pyramidentexten bis hin zu den Tempeln der griechisch-römischen Zeit reichen. Die Arbeit beinhaltet eine Zusammenstellung, Analyse und Auswertung der Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen der altägyptischen Götter und ist das erste Gesamtwerk zu dieser Thematik, das alle bekannten göttlichen Fluide samt ihren vielfältigen Funktionen und ihrem Facettenreichtum einschließt.