Es ist intuitiv einleuchtend und plausibel, dass es Ereignisse gibt, die als "kollektive Traumata" wirken. Bei genauerem Hinsehen ist das Phänomen jedoch schwer zu fassen, und der inflationäre Gebrauch von individuellem wie kollektivem Traumabegriff erweist sich als wissenschaftliches und ethisches Problem, v.a. durch seine implizite Parallelisierung extremer und weniger extremer (kollektiver) Verletzungen. Von der ausführlichen Darstellung typischer Traumaphänomene ausgehend, werden Interdependenzen zwischen individuellem Trauma und Gesellschaft und trauma-analoge Prozesse auf…mehr
Es ist intuitiv einleuchtend und plausibel, dass es Ereignisse gibt, die als "kollektive Traumata" wirken. Bei genauerem Hinsehen ist das Phänomen jedoch schwer zu fassen, und der inflationäre Gebrauch von individuellem wie kollektivem Traumabegriff erweist sich als wissenschaftliches und ethisches Problem, v.a. durch seine implizite Parallelisierung extremer und weniger extremer (kollektiver) Verletzungen. Von der ausführlichen Darstellung typischer Traumaphänomene ausgehend, werden Interdependenzen zwischen individuellem Trauma und Gesellschaft und trauma-analoge Prozesse auf gesellschaftlicher Ebene diskutiert. Im zweiten Teil werden diese Überlegungen auf konkrete Fälle von man-made-desaster angewandt: z.B. den 11. September 2001, die Friedensbewegung der Vietnamveteranen und Wahrheitskommissionen als kollektive "Heilungsversuche".
Angela Kühner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2000-2004 war sie in der Sozialpsychiatrie tätig. Zurzeit arbeitet sie nebenberuflich in der interkulturellen Fachberatung am Frauentherapiezentrum München e.V. Arbeitsschwerpunkte: Trauma, Migration und Kollektives Erinnern; macht- und kultursensible psychosoziale Arbeit.
Inhaltsangabe
Inhalt Vorwort Geleitwort Danksagung Einführung I. "Wie kann man sich ein 'kollektives Trauma' vorstellen?" - Zugänge über individuelles Trauma und Kollektives Gedächtnis 1. Individuelles Trauma und Gesellschaft 1.1 Traumabegriff und Trauma-Kritik 1.2 Der Begriff des Trauma-Bewusstseins als Kompromiss 1.3 Grundlegende Trauma-Phänomene 2. Indirekte Traumatisierungen und transgenerationelle Weitergabe von Traumata 2.1 Formen indirekter Traumatisierung: ein Überblick 2.2 Transgenerationelle Weitergabe des Holocaust-Traumas 2.3 Auswirkungen von NS und Holocaust auf der Täterseite 2.4 Die Debatte zur "Täter-Opfer-Parallelisierung" und Differenzierungsversuche 2.5 Zusammenfassende Einschätzung zu transgenerationeller Weitergabe 3. Interdependenzen zwischen individuellem Trauma und Gesellschaft 3.1 Der Traumatisierte als ambivalentes Symbol 3.2 Umgang mit der Schuld 3.3 Rehabilitation der Überlebenden - Gedenken an die Toten 4. Mögliche trauma-analoge Prozesse auf gesellschaftlicher Ebene 4.1 Dialektik von Auseinandersetzung und Abwehr (Latenz) 4.2 Stabilität und Erschütterung 4.3 Re-Inszenierung, Aggression und Rache 5. Kollektives Gedächtnis, kollektives Erinnern und Trauma 5.1 Kollektives Gedächtnis bei Halbwachs und Assmann 5.2 Soziales Gedächtnis und Erinnerungspraxen - psychologische Beiträge zum Kollektiven Gedächtnis 5.3 Kollektives Gedächtnis, Genozid, Trauma 6. "Kollektives Trauma": Konzeptionalisierungsversuche 6.1 Vamik Volkans Konzept des "gewählten Traumas" 6.2 "Cultural Trauma" bei Jeffrey Alexander 6.3 Die "Negative Symbiose" von Deutschen und Juden nach Auschwitz (Dan Diner) II. Was kann man tun? - Perspektiven konstruktiver Bearbeitung "kollektiver Traumata" 1. Trauma-Arbeit im engeren Sinne: Von der psychosozialen zur gesellschaftlichen "Intervention" 1.1 Das "Vietnamtrauma" in den USA: Heilung durch "rap groups" und Protest? 1.2 Guatemala: Trauma-Arbeit durch Exhumierung und Beerdigung 1.3 Trauma-Arbeit in Krisenregionen (David Becker) 2. Trauma-Arbeit im weiteren Sinne: Gesellschaftliche Bearbeitungsversuche 2.1 Wahrheitskommissionen aus der Traumaperspektive 2.2 Herausforderungen an eine "konstruktive" Auseinandersetzung mit dem Holocaust 3. Ausblick: Traumasensible Konfliktbearbeitung 3.1 Gesichtspunkte für eine traumasensible Konfliktbearbeitung 3.2 Wie kann das Wissen über Traumadynamiken zur Prävention beitragen? III. Der 11. September 2001: Zwischen Traumatisierung und Instrumentalisierung 1. New York: "Disaster Mental Health" 2. 9/11 als "National Trauma" 2.1 Unmittelbare Auswirkungen 2.2 Muster kollektiver Abwehr? 3. Mögliche langfristige Folgen des 11. September 4. Konstruktive Bearbeitungsversuche eines ungewöhnlichen Traumas 5. Fazit Literatur
Inhalt Vorwort Geleitwort Danksagung Einführung I. "Wie kann man sich ein 'kollektives Trauma' vorstellen?" - Zugänge über individuelles Trauma und Kollektives Gedächtnis 1. Individuelles Trauma und Gesellschaft 1.1 Traumabegriff und Trauma-Kritik 1.2 Der Begriff des Trauma-Bewusstseins als Kompromiss 1.3 Grundlegende Trauma-Phänomene 2. Indirekte Traumatisierungen und transgenerationelle Weitergabe von Traumata 2.1 Formen indirekter Traumatisierung: ein Überblick 2.2 Transgenerationelle Weitergabe des Holocaust-Traumas 2.3 Auswirkungen von NS und Holocaust auf der Täterseite 2.4 Die Debatte zur "Täter-Opfer-Parallelisierung" und Differenzierungsversuche 2.5 Zusammenfassende Einschätzung zu transgenerationeller Weitergabe 3. Interdependenzen zwischen individuellem Trauma und Gesellschaft 3.1 Der Traumatisierte als ambivalentes Symbol 3.2 Umgang mit der Schuld 3.3 Rehabilitation der Überlebenden - Gedenken an die Toten 4. Mögliche trauma-analoge Prozesse auf gesellschaftlicher Ebene 4.1 Dialektik von Auseinandersetzung und Abwehr (Latenz) 4.2 Stabilität und Erschütterung 4.3 Re-Inszenierung, Aggression und Rache 5. Kollektives Gedächtnis, kollektives Erinnern und Trauma 5.1 Kollektives Gedächtnis bei Halbwachs und Assmann 5.2 Soziales Gedächtnis und Erinnerungspraxen - psychologische Beiträge zum Kollektiven Gedächtnis 5.3 Kollektives Gedächtnis, Genozid, Trauma 6. "Kollektives Trauma": Konzeptionalisierungsversuche 6.1 Vamik Volkans Konzept des "gewählten Traumas" 6.2 "Cultural Trauma" bei Jeffrey Alexander 6.3 Die "Negative Symbiose" von Deutschen und Juden nach Auschwitz (Dan Diner) II. Was kann man tun? - Perspektiven konstruktiver Bearbeitung "kollektiver Traumata" 1. Trauma-Arbeit im engeren Sinne: Von der psychosozialen zur gesellschaftlichen "Intervention" 1.1 Das "Vietnamtrauma" in den USA: Heilung durch "rap groups" und Protest? 1.2 Guatemala: Trauma-Arbeit durch Exhumierung und Beerdigung 1.3 Trauma-Arbeit in Krisenregionen (David Becker) 2. Trauma-Arbeit im weiteren Sinne: Gesellschaftliche Bearbeitungsversuche 2.1 Wahrheitskommissionen aus der Traumaperspektive 2.2 Herausforderungen an eine "konstruktive" Auseinandersetzung mit dem Holocaust 3. Ausblick: Traumasensible Konfliktbearbeitung 3.1 Gesichtspunkte für eine traumasensible Konfliktbearbeitung 3.2 Wie kann das Wissen über Traumadynamiken zur Prävention beitragen? III. Der 11. September 2001: Zwischen Traumatisierung und Instrumentalisierung 1. New York: "Disaster Mental Health" 2. 9/11 als "National Trauma" 2.1 Unmittelbare Auswirkungen 2.2 Muster kollektiver Abwehr? 3. Mögliche langfristige Folgen des 11. September 4. Konstruktive Bearbeitungsversuche eines ungewöhnlichen Traumas 5. Fazit Literatur
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