Viele wollten nur noch vergessen. Das kollektive Auslöschen von Erinnerungen sollte die Wunden heilen, die der NS-Terror gerissen hatte. Auch einige Schriftsteller unterstützten diese Haltung, andere erhoben vernehmlich Widerspruch. So mussten sich auch Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard mit ihren Dramen Präsident Abendwind und Heldenplatz einer höchst konträren Rezeption stellen. Während Jelineks Text weitgehend ignoriert wurde, sorgte Bernhard mit der Uraufführung am Wiener Burgtheater nur zwei Jahre später für den größten Theaterskandal Österreichs. Warum wird ein Text totgeschwiegen und ein anderer in der Öffentlichkeit zitiert und kommentiert? Beginnend mit der Tradition des politischen Theaters im 19. und 20. Jahrhundert, spannt Malgorzata Glac den Bogen zur der politischen und gesellschaftlichen Haltung der österreichischen Nachkriegs-Autoren. An der Kandidatur Kurt Josef Waldheims für das Amt des Bundespräsidenten war Mitte der 1980er-Jahre angesichts Waldheims zwielichtiger Rolle im NS-Staat eine heftige Diskussion um Österreichs NS-Verstrickungen entbrannt. Anstatt seine Rolle mit Jelineks Text öffentlich zu reflektieren, schonte man das Staatsoberhaupt und konzentrierte sich auf Bernhards "Österreichbeschimpfungen" in "Heldenplatz".