Europäische Archive bewahren historische Sprechaufnahmen, die während der kolonialen Herrschaft in afrikanischen Ländern von Ethnologen, Linguisten und Musikologen aufgenommen wurden. Diese Aufnahmen können heute als vielstimmiges Echo der kolonialen Wissensproduktion gehört werden. Jedoch wurden akustische Sammlungen bisher kaum als Quellen zur Kolonialgeschichte wahrgenommen. Für dieses Buch hat Anette Hoffmann eine audio-visuelle Sammlung aus dem südlichen Afrika untersucht, deren Objekte auf fünf Wiener Institutionen verteilt sind.Die Neuübersetzung von Aufnahmen und ihre Rückverbindung mit der Sammlung des aufnehmenden Anthropologen Rudolf Pöch erlauben einen Perspektivenwechsel: von einer der Heldengeschichten der anthropologischen Folklore zu Positionen von SprecherInnen, die von kolonialer Gewalt sprechen und Kommentare zu den Forschungspraktiken des österreichischen Anthropologen geben. Durch die akribische Neuzusammensetzung von Tonaufnahmen, Fotografien, der Spur von Objekten und Pöchs Reisenotizen gelingt eine Neuinterpretation dieser Forschungsreise in ein Kriegsgebiet.