Diese biographische Studie thematisiert das Erleben kolonialer Herrschaft durch Kolonialisierte am Beispiel des jungen Tan Tjwan Hie in Niederländisch-Ostindien/Indonesien der 1920er bis 1940er Jahre. Er wuchs auf Java als Mitglied der chinesischen Minderheit in einer wohlhabenden Händlerfamilie auf und war einer der wenigen nicht europäischen Schüler im elitären niederländischen Schulsystem. Im Schulalltag wurde er mit der Doktrin westlich-universaler Superiorität sowie der Zuschreibung von Inferiorität, rassistischen Diskriminierungen und Ausgrenzung konfrontiert. Die Studie behandelt die (un-sichtbaren) Wesensmerkmale einer kolonialen Lebenswelt mit "hautfarbenorientierter Kastengesellschaft" und Identitätsproblemen aus der Perspektive Tans. Die hegemonialen und soziokulturellen Strukturen des niederländischen Apartheidsystems (und der späteren kurzen japanischen Militärherrschaft) werden, auch hinsichtlich der Gestaltung des chinesischen Sonderstatus, im historischen Kontext erläutert.
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Eva König-Werners Tan-Biografie ist eine hervorragende Arbeit. Sie umspannt am Beispiel dieses Protagonisten die gesamte Kolonialgeschichte Javas von den Ursprüngen der Eroberung durch die Vereinigte Ostindien-Companie zu Beginn des 17. Jahrhunderts über den japanischen Kolonialimperialismus bis zum indonesischen Aufstand gegen die niederländischen Versuche zur Restauration der Kolonialherrschaft. [...] Das Buch präsentiert neue Erkenntnisse auf mehreren Forschungsfeldern, etwa in der sozialwissenschaftlich-historischen Biografieforschung und den Post-Colonial Studies. Darüber hinaus vermittelt es neue Impulse für die vergleichende Okkupationsgeschichte des zweiten Weltkriegs.Gesamte Rezension als PDF - Karl Heinz Roth, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 2/2019, S. 165.