Der Kolosserbrief ist seit langem umstritten: Stammt er von Paulus oder von einem Paulusschüler? Ist er noch zu Lebzeiten des Paulus entstanden oder erst nach seinem Tod? Sind seine theologischen Ausführungen mit der Theologie des Paulus vereinbar? Richtet er sich gegen Kritik von außen oder gegen Unruhe innerhalb der Gemeinde? Welche religionsgeschichtlichen Parallelen lassen sich für seine Interpretation fruchtbar machen? Wie lassen sich einzelne Passagen (z.B. der "Hymnus" in 1,15-20), Aussagen (z.B. die Erwähnung von Barbaren und Skythen in 3,11) oder Sprachbilder (z.B. das Bild vom "Wettkampf" in 2,1) verstehen? Wie lassen sich die engen Beziehungen zum Philemonbrief einerseits und zum Epheserbrief andererseits erklären? Die große Zahl von Aufsätzen und Büchern, die in den letzten Jahren zum Kolosserbrief erschienen ist, belegt die Wichtigkeit dieses Briefes für die Geschichte des frühen Christentums. Sie zeigt aber auch, dass die vorgeschlagenen Lösungsansätze zum Teil sehrweit auseinandergehen. Der vorliegende Band greift diese und ähnliche Fragestellungen anhand von Einzelstudien auf. Sie beschäftigen sich (a) mit der Frage einer "Paulusschule" und der möglichen Zuordnung des Briefes zu einer solchen Schule, (b) mit der Rolle des Paulus und seinem Verhältnis zu den anderen, namentlich im Brief genannten Personen, (c) mit der Einordnung des "Hymnus" in das Gesamtkonzept, (d) mit der Bildsprache des Briefes, (e) mit seinem Raumkonzept, (f) mit der Haustafel und deren gesellschaftlichem Hintergrund, (g) mit der weiteren Entwicklung vom Kolosser- zum Epheserbrief.
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