Editorial "Kolumbien verstehen" Am 30. August 2019 meldete die SZ: »Kolumbien – Frieden in Gefahr«. Es bahne sich eine Konfrontation zwischen der Regierung und einem Teil der aufgelösten Rebellengruppe Farc an. Und in der Tat ist die Umsetzung des Friedensvertrags vom November 2016 bis heute von politischen Widerständen gekennzeichnet. Der Mangel an einem klaren Kurs der Regierung und das Festhalten an alten Machtstrukturen werden dafür verantwortlich gemacht. International wurde der Friedensvertrag hoch gelobt. Er weise den Weg für die Überwindung wesentlicher Konfliktursachen, wie der ungleichen Landverteilung, der mangelnden Möglichkeiten politischer Teilhabe sowie der Schattenwirtschaft und der Drogenökonomie. Präsident Santos erhielt dafür 2016 den Friedensnobelpreis. Tatsächlich hat sich seither einiges verbessert. Auch wächst die Wirtschaft schon geraume Zeit rasant, die Armut geht zurück. Probleme gibt es aber nach wie vor: Korruption, mangelnde Investitionen in Technologie und Bildung, die Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppen. Ariel Ávila, einer der Autoren des vorliegenden Magazins, ist jedoch optimistisch. Er setzt auf neue Führungsfiguren und auf die junge Generation. Sie sei eine »Generation des Friedens«, die ein fortschrittliches Land wolle, eine offene Gesellschaft, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Und: Reisen nach Kolumbien sind wieder »in«. Der Frieden hat Regionen zugänglich gemacht, die jahrzehntelang der Außenwelt praktisch verschlossen blieben. Wer Authentizität statt Luxus sucht, wer unberührte Natur statt touristischer Sehenswürdigkeiten liebt, kann hier vieles entdecken und erleben. Auch die ehrliche Freude der Kolumbianerinnen und Kolumbianer, ihre Offenheit und Warmherzigkeit. Dietlind von Laßberg