«Das beste Sachbuch des Jahres.» TIME
Die Entdeckung Amerikas war für das Leben auf unserem Planeten das folgenreichste Ereignis seit dem Aussterben der Dinosaurier. Denn: Millionen Jahre waren die Hemisphären weitgehend voneinander isoliert gewesen. Mit Kolumbus traten sie in einen Austausch. Menschen und Pflanzen, Tiere und Krankheiten gelangten per Schiff in neue Lebensräume und schufen eine Welt, in der nichts blieb, wie es einmal gewesen war. Das hatte auch gravierende politische Konsequenzen: Der «kolumbische Austausch» trug mehr als alles andere dazu bei, dass Europa zur Weltmacht aufstieg und China verdrängte. Charles C. Mann zeichnet ein spannendes Panorama dieser Vorgänge, das Kontinente und Jahrhunderte umfasst. Ein großartiges Lesevergnügen für alle Wissensdurstigen!
«Herausragend.» The New York Times
«Ein faszinierendes und vielschichtiges Buch, das auf vorbildliche Weise sprechende Fakten mit gutem Geschichtenerzählen vereint.» The Washington Post
Die Entdeckung Amerikas war für das Leben auf unserem Planeten das folgenreichste Ereignis seit dem Aussterben der Dinosaurier. Denn: Millionen Jahre waren die Hemisphären weitgehend voneinander isoliert gewesen. Mit Kolumbus traten sie in einen Austausch. Menschen und Pflanzen, Tiere und Krankheiten gelangten per Schiff in neue Lebensräume und schufen eine Welt, in der nichts blieb, wie es einmal gewesen war. Das hatte auch gravierende politische Konsequenzen: Der «kolumbische Austausch» trug mehr als alles andere dazu bei, dass Europa zur Weltmacht aufstieg und China verdrängte. Charles C. Mann zeichnet ein spannendes Panorama dieser Vorgänge, das Kontinente und Jahrhunderte umfasst. Ein großartiges Lesevergnügen für alle Wissensdurstigen!
«Herausragend.» The New York Times
«Ein faszinierendes und vielschichtiges Buch, das auf vorbildliche Weise sprechende Fakten mit gutem Geschichtenerzählen vereint.» The Washington Post
"Mitreißend." -- DER SPIEGEL
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2013Der Mensch gerät ins Homogenozän
Faktenreich, gut erzählt und quer durch viele Disziplinen: Charles C. Mann wägt Kosten und Nutzen des globalen Austauschs, der mit der Entdeckung der Neuen Welt durch Kolumbus in Fahrt kam.
Von Thomas Weber
Als Kolumbus 1492 auf der Insel Hispaniola landete, begann eine der folgenreichsten Umwälzungen der Weltgeschichte. Der so genannte "kolumbische Austausch" - ein Begriff, der 1972 von Alfred Crosby geprägt wurde und zunächst kein sonderlich großes Echo fand -, der enorme Austausch von Pflanzen, Tieren und Menschen zwischen den östlichen und westlichen Hemisphären, änderte innerhalb von wenigen Jahrzehnten das Angesicht der Welt. Die ökologischen Lebensgemeinschaften änderten sich ebenso grundlegend wie die Lebensgewohnheiten zahlloser Menschen.
Vierzig Jahre nach Crosbys Pionierwerk beleuchtet der amerikanische Wissenschaftsjournalist Charles C. Mann diese Epoche im Lichte aktueller Erkenntnisse neu. Mann münzt den Begriff "Homogenozän" für diese Epoche, in der Natur und Kultur einem globalen Angleichungsprozess unterworfen werden. Er lässt für Mann Pangaea wiedererstehen, den Superkontinent, der vor 150 Millionen Jahren alle heutigen Kontinente vereinigte. In seinem umfangreichen, mit faszinierenden Fakten vollgepackten und nie langweiligen Buch entwirft Mann ein panoramisches Bild dieser Epoche und der Mechanismen, die den Angleichungsprozess antreiben.
Mann führt den Leser temporeich durch die letzten fünfhundert Jahre und durch alle Weltteile. Dabei bewegt er sich ebenso rasant auch über disziplinäre Grenzen hinweg. Biologen, Anthropologen, Ökonomen, Soziologen, Chemiker oder Archäologen kommen bei ihm zu Wort, ebenso wie brasilianische und laotische Kleinbauern, Fischer und Kleinunternehmer. Aus all diesen Quellen rekonstruiert er die Wege von Silber, Tabak, Kautschuk, Zuckerrohr, der Kartoffel oder Mais. Bananen kamen mit einer Zwischenstation in Afrika aus Südostasien nach Amerika, das für die asiatische Küche so unentbehrliche Chili stammt aus Südamerika, und das Zuckerrohr wurde wohl erstmals auf Neuguinea angebaut und breitete sich zunächst in Südasien und nach Kolumbus' Reise dann in der Karibik und Südamerika aus.
Mann bemüht sich um eine ausgewogene Darstellung von Kosten und Nutzen dieses weltumspannenden Warenverkehrs. Zahllose Menschen wurden unfreiwillig in neue Erdteile verfrachtet und als Sklaven brutal ausgebeutet, und Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Diphterie, Typhus, Scharlach oder die Pocken löschten im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert bis zu drei Viertel der Bevölkerung in der Neuen Welt aus. Die Kosten können offensichtlich sein, wie im Falle dieser verheerenden Epidemien, aber viele Beispiele führen zu weniger eindeutigen Schlussfolgerungen.
So war es die Kartoffel, die neben Eisen und fossilen Brennstoffen die Umwälzungen der industriellen Revolution ermöglichte. Im Vergleich zu Weizen bringen Kartoffeln einen viermal höheren Ertrag pro Fläche. Sie waren damit seit dem achtzehnten Jahrhundert zu einem großen Maß dafür verantwortlich, dass akute Hungersnöte immer seltener wurden und die Menschen weniger anfällig gegen Erkrankungen waren. Die Bevölkerung konnte daher nachhaltig wachsen und diente als Ressource für die industrielle Revolution.
Doch das Beispiel von Irland hält natürlich auch eine Warnung bereit - die Kartoffel verführte zu großflächigen Monokulturen, die oft nur mit einer Sorte bepflanzt wurden und damit ungemein anfällig gegen Schädlinge sein konnten. Die Kraut- und Knollenfäule ist dafür verantwortlich, dass Irland das einzige europäische Land ist, das heute weniger Einwohner hat als vor zweihundert Jahren. Die Ankunft von Mais und der Süßkartoffel aus der Neuen Welt war eine der großen Umwälzungen in Chinas Geschichte. Diese beiden Pflanzen konnten anders als Reis in den trockenen, höher gelegenen Gebieten angebaut werden. Bauern zogen in Scharen in diese Gebiete, die Bevölkerung wuchs kräftig, aber die Entwaldung, die mit dieser Besiedelung einherging, führte zu gewaltiger Erosion und schließlich zu katastrophalen Überschwemmungen, die zahllose Opfer forderten.
Wenn es um naturwissenschaftlich fundierte Themen geht, ist Manns Darstellung über fast jeden Zweifel erhaben - kleine Fehler, wie etwa die Behauptung, Landwirte würden Kartoffeln durch Zerschneiden vermehren, können bei einem Buch dieses Umfangs und dieser Faktendichte auch einem langjährigen Mitarbeiter des führenden Wissenschaftsmagazins "Science" verziehen werden. Seine Schilderung bewegt sich aber auf einem weniger festen Boden, wenn er sich den sozialen, kulturellen und politischen Folgen der Globalisierung widmet.
Die ambivalenten wirtschaftlichen Folgen schildert er korrekt - die Vorteile sind diffus und verteilen sich rund um den Globus, während die Lasten intensiv und lokal erfahren werden. Aber ob die weltweite Verbreitung von Ledersitzgruppen, Smartphones oder Kühlschränken tatsächlich ein kulturelles Homogenozän bedeuten, ist zweifelhaft. Die tatsächliche Situation ist weitaus ambivalenter, als Mann sie darstellt. Nirgendwo ist der Alltag nahtlos um eine politische oder technologische Moderne organisiert.
Mann wählt am Ende seines Buches die Philippinen, um seine These vom Identitätsverlust im Homogenozän zu illustrieren. Aber wie kaum eine andere Region repräsentiert Südostasien eine Situation, in der Individuen sich beständig im Bezug auf globale Entwicklungen und - oft wandelbare und politisch instrumentalisierte - lokale Traditionen positionieren müssen. Das Ergebnis dieser Prozesse ist auf jeden Fall so komplex, dass weder bedenkenloser Modernisierungsjubel noch reines Bedauern über Traditionsverlust zu rechtfertigen sind.
Aber trotz dieser kleinen Einwände ist Charles Manns fesselnd geschriebenes Buch allen zu empfehlen, die verstehen wollen, wie die moderne Welt mit all ihren Herausforderungen, Möglichkeiten und Widersprüchen entstanden ist.
Charles C. Mann: "Kolumbus' Erbe". Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen.
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013. 768 S., geb., 34,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Faktenreich, gut erzählt und quer durch viele Disziplinen: Charles C. Mann wägt Kosten und Nutzen des globalen Austauschs, der mit der Entdeckung der Neuen Welt durch Kolumbus in Fahrt kam.
Von Thomas Weber
Als Kolumbus 1492 auf der Insel Hispaniola landete, begann eine der folgenreichsten Umwälzungen der Weltgeschichte. Der so genannte "kolumbische Austausch" - ein Begriff, der 1972 von Alfred Crosby geprägt wurde und zunächst kein sonderlich großes Echo fand -, der enorme Austausch von Pflanzen, Tieren und Menschen zwischen den östlichen und westlichen Hemisphären, änderte innerhalb von wenigen Jahrzehnten das Angesicht der Welt. Die ökologischen Lebensgemeinschaften änderten sich ebenso grundlegend wie die Lebensgewohnheiten zahlloser Menschen.
Vierzig Jahre nach Crosbys Pionierwerk beleuchtet der amerikanische Wissenschaftsjournalist Charles C. Mann diese Epoche im Lichte aktueller Erkenntnisse neu. Mann münzt den Begriff "Homogenozän" für diese Epoche, in der Natur und Kultur einem globalen Angleichungsprozess unterworfen werden. Er lässt für Mann Pangaea wiedererstehen, den Superkontinent, der vor 150 Millionen Jahren alle heutigen Kontinente vereinigte. In seinem umfangreichen, mit faszinierenden Fakten vollgepackten und nie langweiligen Buch entwirft Mann ein panoramisches Bild dieser Epoche und der Mechanismen, die den Angleichungsprozess antreiben.
Mann führt den Leser temporeich durch die letzten fünfhundert Jahre und durch alle Weltteile. Dabei bewegt er sich ebenso rasant auch über disziplinäre Grenzen hinweg. Biologen, Anthropologen, Ökonomen, Soziologen, Chemiker oder Archäologen kommen bei ihm zu Wort, ebenso wie brasilianische und laotische Kleinbauern, Fischer und Kleinunternehmer. Aus all diesen Quellen rekonstruiert er die Wege von Silber, Tabak, Kautschuk, Zuckerrohr, der Kartoffel oder Mais. Bananen kamen mit einer Zwischenstation in Afrika aus Südostasien nach Amerika, das für die asiatische Küche so unentbehrliche Chili stammt aus Südamerika, und das Zuckerrohr wurde wohl erstmals auf Neuguinea angebaut und breitete sich zunächst in Südasien und nach Kolumbus' Reise dann in der Karibik und Südamerika aus.
Mann bemüht sich um eine ausgewogene Darstellung von Kosten und Nutzen dieses weltumspannenden Warenverkehrs. Zahllose Menschen wurden unfreiwillig in neue Erdteile verfrachtet und als Sklaven brutal ausgebeutet, und Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Diphterie, Typhus, Scharlach oder die Pocken löschten im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert bis zu drei Viertel der Bevölkerung in der Neuen Welt aus. Die Kosten können offensichtlich sein, wie im Falle dieser verheerenden Epidemien, aber viele Beispiele führen zu weniger eindeutigen Schlussfolgerungen.
So war es die Kartoffel, die neben Eisen und fossilen Brennstoffen die Umwälzungen der industriellen Revolution ermöglichte. Im Vergleich zu Weizen bringen Kartoffeln einen viermal höheren Ertrag pro Fläche. Sie waren damit seit dem achtzehnten Jahrhundert zu einem großen Maß dafür verantwortlich, dass akute Hungersnöte immer seltener wurden und die Menschen weniger anfällig gegen Erkrankungen waren. Die Bevölkerung konnte daher nachhaltig wachsen und diente als Ressource für die industrielle Revolution.
Doch das Beispiel von Irland hält natürlich auch eine Warnung bereit - die Kartoffel verführte zu großflächigen Monokulturen, die oft nur mit einer Sorte bepflanzt wurden und damit ungemein anfällig gegen Schädlinge sein konnten. Die Kraut- und Knollenfäule ist dafür verantwortlich, dass Irland das einzige europäische Land ist, das heute weniger Einwohner hat als vor zweihundert Jahren. Die Ankunft von Mais und der Süßkartoffel aus der Neuen Welt war eine der großen Umwälzungen in Chinas Geschichte. Diese beiden Pflanzen konnten anders als Reis in den trockenen, höher gelegenen Gebieten angebaut werden. Bauern zogen in Scharen in diese Gebiete, die Bevölkerung wuchs kräftig, aber die Entwaldung, die mit dieser Besiedelung einherging, führte zu gewaltiger Erosion und schließlich zu katastrophalen Überschwemmungen, die zahllose Opfer forderten.
Wenn es um naturwissenschaftlich fundierte Themen geht, ist Manns Darstellung über fast jeden Zweifel erhaben - kleine Fehler, wie etwa die Behauptung, Landwirte würden Kartoffeln durch Zerschneiden vermehren, können bei einem Buch dieses Umfangs und dieser Faktendichte auch einem langjährigen Mitarbeiter des führenden Wissenschaftsmagazins "Science" verziehen werden. Seine Schilderung bewegt sich aber auf einem weniger festen Boden, wenn er sich den sozialen, kulturellen und politischen Folgen der Globalisierung widmet.
Die ambivalenten wirtschaftlichen Folgen schildert er korrekt - die Vorteile sind diffus und verteilen sich rund um den Globus, während die Lasten intensiv und lokal erfahren werden. Aber ob die weltweite Verbreitung von Ledersitzgruppen, Smartphones oder Kühlschränken tatsächlich ein kulturelles Homogenozän bedeuten, ist zweifelhaft. Die tatsächliche Situation ist weitaus ambivalenter, als Mann sie darstellt. Nirgendwo ist der Alltag nahtlos um eine politische oder technologische Moderne organisiert.
Mann wählt am Ende seines Buches die Philippinen, um seine These vom Identitätsverlust im Homogenozän zu illustrieren. Aber wie kaum eine andere Region repräsentiert Südostasien eine Situation, in der Individuen sich beständig im Bezug auf globale Entwicklungen und - oft wandelbare und politisch instrumentalisierte - lokale Traditionen positionieren müssen. Das Ergebnis dieser Prozesse ist auf jeden Fall so komplex, dass weder bedenkenloser Modernisierungsjubel noch reines Bedauern über Traditionsverlust zu rechtfertigen sind.
Aber trotz dieser kleinen Einwände ist Charles Manns fesselnd geschriebenes Buch allen zu empfehlen, die verstehen wollen, wie die moderne Welt mit all ihren Herausforderungen, Möglichkeiten und Widersprüchen entstanden ist.
Charles C. Mann: "Kolumbus' Erbe". Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen.
Rowohlt Verlag, Reinbek 2013. 768 S., geb., 34,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die Lektüre von Charles C. Manns neuem Buch "Kolumbus' Erbe" verändert den Blick auf die Welt, meint Rezensent Harald Eggebrecht. Denn der amerikanische Sachbuchautor erzähle in diesem brillant geschriebenen, spannenden "Tatsachenroman" von der ständigen universalen ökologischen Veränderungen und Vereinheitlichung durch den Austausch von Fauna und Flora, der mit der Entdeckung Amerikas begann. Eggebrecht erfährt, wie neben unzähligen Insekten, Bakterien und Viren etwa der Mais nach Asien, die Süßkartoffel nach Ostasien oder Pferde und Äpfel nach Amerika gelangten oder wie unter den schlimmsten Bedingungen getrockneter Kot von Kormoranen und Pelikanen als Dünger von Südamerika nach Europa transportiert wurde. Fasziniert liest der Rezensent auch, wie in Folge der Importe die Kartoffelfäule etwa eine Million Tote in Europa forderte. Ein sorgfältig recherchiertes Buch über die Vernetzung und Angleichung von Landschaften, Kulturen und Erdteilen, urteilt der Kritiker, der hier "ungeheuerliche", aber wahre Geschichten gelesen hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Wenn man in diesem Buch liest, verändert sich der Blick auf die Welt. Süddeutsche Zeitung