Kolyma - das ist das schlimmste aller Lager in Sibirien. Will Leo Demidow seine gekidnappte Adoptivtochter Zoya wiedersehen, muss er dort einen Gefangenen befreien. Leben gegen Leben - das ist die simple Logik der Entführer. Leo hat den Mann vor sieben Jahren dort hingebracht, Leo soll ihn auch wieder herausholen. In seiner Verzweiflung lässt er sich als Gefangener nach Kolyma einschleusen. Doch schon am ersten Abend wird er erkannt, und die Häftlinge beschließen, sich grausam zu rächen.
In Tom Rib Smiths zweitem Thriller geht es auf dramatische Weise um Schuld und Sühne. Kann man vergangens Unrecht wiedergutmachen? Nach nie war die Antwort auf diese uralte Frage so spannend...
In Tom Rib Smiths zweitem Thriller geht es auf dramatische Weise um Schuld und Sühne. Kann man vergangens Unrecht wiedergutmachen? Nach nie war die Antwort auf diese uralte Frage so spannend...
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ein "Jammer" sei der neue Thriller von Tom Rob Smith, resümiert Rezensent Rainer Moritz enttäuscht. Man kenne den Autor anders und besser. Doch ein internationaler Erfolg wie bei seinem Debüt "Kind 44" sei von "Kolyma" nicht zu erwarten, schätzt Moritz. Sein neuer Thriller umspannt die Zeit von 1949 bis 1956, also jene sieben Jahre des Umbruchs, in denen Stalins Herrschaft zu Ende ging und Nikita Chruschtschow die Regierung übernahm. Smith erzählt eine offenbar recht abenteuerliche Geschichte vom Dissidenten Lasar, der ins Lager Kolyma deportiert wird, seiner Frau, die mit einer kriminellen Bruderschaft einen Rachefeldzug gegen die Tschekisten startet und einem geläuterten KGB-Offizier, der Lasar aus Kolyma befreien soll. Aber den Rezensenten hat das nicht sonderlich vom Hocker gerissen: Hier werde spannendste Geschichte zu einem "kleinformatigen Kammerspiel" und "purem Familienkitsch" umgemodelt. Allerdings findet der Rezensent die inhärente moralische Frage, wie lassen sich Kriegsverbrecher in die Gesellschaft integrieren, gut von Smith ausgeführt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine Geschichtsszenerie, die man keinesfalls selbst erlebt haben möchte. Es ist beklemmend genug, so detailreich und leider plausibel von ihr zu lesen." -- FR
"Nach seinem grandiosen Debüt (...) gelingt es Smith erneut, die Gräuel dieser finsteren Zeit beklemmend und eindringlich zu beschreiben." -- STERN
"Nach seinem grandiosen Debüt (...) gelingt es Smith erneut, die Gräuel dieser finsteren Zeit beklemmend und eindringlich zu beschreiben." -- STERN
Nach Nikita Chruschtschows sogenannter Geheimrede von 1956, die die Entstalinisierung der Sowjetunion einläutete, kommt es zu einer Serie von Racheakten an ehemaligen Funktionären des Regimes. Auch der frühere KGB-Agent Leo Demidow, den viele Leser aus Tom Rob Smiths Bestseller "Kind 44" kennen, fühlt sich bedroht. Als seine Adoptivtochter Soja entführt wird, zwingen ihn die Kidnapper, den inhaftierten Geistlichen Lasar, den er selbst einst denunziert hatte, aus einem sibirischen GULag zu befreien. Dort wird er jenen Menschen begegnen, die aufgrund seiner Verhaftungen grausam gefoltert wurden. Soja wiederum hasst Leo, der für den Tod ihrer leiblichen Eltern verantwortlich ist, so sehr, dass sie bereitwillig die Seiten wechselt. Smiths Thriller überzeugt anfangs durch eine raffinierte, von Verrat, Lügen und Misstrauen geprägte Figurenkonstellation. Doch rasch verfällt er ins Spektakuläre und lässt eine Revolte auf die nächste folgen, so dass der Plot im ungarischen Volksaufstand und in einer fragwürdigen Verschwörungstheorie kulminiert. Zudem werden die Charaktere im Laufe der Handlung immer kruder, und am kitschigen Ende fragt sich, wer hier noch mit wem verwandt ist und wer wen früher oder später hintergehen wird. Überdies dient der für einen Krimi reizvolle historische Hintergrund, den Smith zu Beginn für einige packende Szenen zu nutzen weiß, bald zur reinen Kulissenschieberei. Der stets präsenten Reflexion einer zu sühnenden Schuld, die Leo Demidow als womöglich geläuterten Übeltäter kennzeichnet, mangelt es an Tiefgang und Subtilität. (Tom Rob Smith: "Kolyma". Roman. Aus dem Englischen von Armin Gontermann. DuMont Buchverlag, Köln 2009, 476 S., geb., 19,95 [Euro].) axmü
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