Es ist der Mut, weiterzumachen, der zählt
Mit „KOM.BA. Kommissar Bambus – Band 1 Phönix“ hat Ben B. Gun ein neues Genre geschaffen, den Poetry Crime, den poetischen Krimi. Der Autor kombiniert das Lösen von Kriminalfällen, also Spannung, einerseits mit Lyrik, mit tiefgründigen Gedichten,
andererseits mit sehr stimmungsvollen und menschlich einfühlsamen Szenen. Es handelt sich um den…mehrEs ist der Mut, weiterzumachen, der zählt
Mit „KOM.BA. Kommissar Bambus – Band 1 Phönix“ hat Ben B. Gun ein neues Genre geschaffen, den Poetry Crime, den poetischen Krimi. Der Autor kombiniert das Lösen von Kriminalfällen, also Spannung, einerseits mit Lyrik, mit tiefgründigen Gedichten, andererseits mit sehr stimmungsvollen und menschlich einfühlsamen Szenen. Es handelt sich um den vielversprechenden Debutroman des Autors und stellt den Auftakt einer Trilogie dar.
Kurz zum Inhalt:
Im Mittelpunkt steht Hauptkommissar Gabriel Landgraf, der bei einem Einsatz nicht nur körperlich schwer verletzt, sondern vor allem traumatisiert wird. Im Zuge der Therapie erkennt er, dass er sein Leben ändern muss. Der Neuanfang erweist sich als schwierig, doch er kämpft sich durch und verwandelt sich – wie Phönix aus der Asche – in einen neuen Menschen.
Das in pastellartigen Farben gehaltene Cover wirkt fast etwas zu lieblich für einen Kriminalroman, doch es passt zum Schreibstil des Autors und verstärkt das Kopfkino den Schauplatz betreffend, wo Gabriel letztlich sein Glück findet, in der kleine Villa an der Donau. Zum Titel „Kom.Ba“ bzw. „Kommissar Bambus“ möchte ich lediglich verraten, dass Freunde Gabriel diesen Spitznamen gaben.
Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt im Jahr 2015, kurz in Hamburg, aber großteils in Deggendorf, Bayern. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind übertitelt, jedoch weder mit Zeit- noch Ortsangaben versehen. Zu jedem Kapitel gibt es am Anfang ein Gedicht, das wunderbar auf die kommenden Ereignisse einstimmt. Der Prosa-Erzählstil ist flüssig, es gibt wunderbare Landschaftsbeschreibungen und stimmungsvolle Szenarien, die animieren, diese Gegenden zu bereisen. Andererseits gibt es auch sachliche Passagen, die Wissenswertes vermitteln, gut recherchiert wirken, die zwar den Rahmen eines Kriminalromans zu sprengen scheinen, aber sich doch harmonisch in die Handlung einfügen. Auch wenn es ruhigere Passagen in diesem Roman gibt, so fehlt es dennoch nicht an Spannung und Action. Primär wird die Geschichte aus Gabriels Sichtweise erzählt, doch vereinzelte Perspektivenwechsel offenbaren Aktionen oder Gedanken von Menschen aus Gabriels Umkreis oder von Tätern.
Durch den hochdramatischen Beginn wurde ich nicht nur sofort in die Handlung hinein gesogen, sondern Gabriels körperliche und vor allem seelische Verletzungen gingen mir nahe. Voll Sympathie und Mitgefühl durchlebte ich mit ihm eine Achterbahn der Gefühle, litt mit ihm in seiner traumatisierten und depressiven Phase, freute mich mit ihm als es ihm gelang, sich aus dem Tief herauszukämpfen, teilte seine Zuversicht beim Neubeginn, um dann wie er zwischen Glücksmomenten und Frustration hin- und hergerissen zu werden.
Das Buch begeisterte mich durch seine Vielschichtigkeit, durch die so andere Herangehensweise. Im Unterschied zu herkömmlichen Krimis steht hier der Mensch im Mittelpunkt, der Ermittler als Mensch. Als Mensch, der zwar Kriminalfälle zu lösen hat, wo aber diesmal das Privatleben nicht nur am Rande gestreift wird, sondern wo der Schwerpunkt des Romans darin liegt zu zeigen, wie es einem Kommissar als Mensch geht. Wenn er Schlimmes in seinem Beruf erfährt, wenn es durch die Anforderungen seines Berufes zu Beziehungsproblemen kommt, wenn es zwischenmenschlich mit Kollegen nicht stimmt, wenn er sich trotz dringender Arbeit um kranke Verwandte kümmern möchte, wie wichtig es für ihn ist, Freunde zu finden und zu haben.
Was die Personen anbelangt, so steht Gabriels charakterliche Entwicklung eindeutig im Mittelpunkt. Aber die Charaktere sind generell lebendig, vorwiegend liebenswürdig und gut vorstellbar gezeichnet. Ich habe etliche Personen aus Gabriels Umfeld regelrecht ins Herz geschlossen. Nicht nur Gabriel zeigt Stärken und Schwächen sowie Emotionen. Aber natürlich kristallisieren sich vor allem die vielen Facetten von Gabriels Wesen heraus. Gabriel ist ein Kämpfertyp. Er gibt nie auf. Sein Durchhaltevermögen zeigt sich nicht nur in der Therapie, sondern auch, als er in Deggendorf an seiner neuen Dienststelle auf Ablehnung stößt, geschnitten wird. Seiner Beharrlichkeit verdankt er letztlich auch seine Ermittlungserfolge bei den alten, drei Jahre zurückliegenden Fällen, aber auch seinen unkonventionellen Methoden. Er ist primär ein freundlicher, hilfsbereiter Mensch mit einer positiven Lebenseinstellung, mutig und zupackend, der vorurteilsfrei und verständnisvoll seinen Mitmenschen begegnet, was sich u.a. im Umgang mit den jungen Asylanten zeigt.
Dieses Buch ist ein Kriminalroman, der einen ganz besonderen Eindruck hinterlässt, einerseits einen bewegten Lebensabschnitt eines Kriminalkommissars zeigt, reich an Problemen, andererseits durch die verschiedenen Themen, die dessen Leben streifen, zum Nachdenken anregt, auch informativ ist. Mir hat dieser ungewöhnliche Krimi ausgesprochen gut gefallen und Lust auf die Fortsetzung gemacht.
Eine unbedingte Leseempfehlung mit 5 Sternen!