Marktplatzangebote
15 Angebote ab € 1,99 €
  • Gebundenes Buch

November 1918. Der Erste Weltkrieg hat die alte Welt in Schutt und Asche gelegt, und doch scheint das Schicksal der Menschheit so offen wie selten zuvor. Das Ringen um die Zukunft beginnt. Virtuos schildert Daniel Schönpflug diesen einmaligen Moment und die Jahre, die folgten. Konsequent schreibt er aus der Perspektive von Menschen, die diese Zeit erfahren und geprägt haben. Er lässt ihre Träume lebendig werden, ihre Zweifel und Kämpfe, für eine neue Gesellschaft oder für die Rückkehr zur alten Ordnung. Die Kosakin Marina Yurlova flieht vor der Revolution in Russland nach Berlin und ringt dort…mehr

Produktbeschreibung
November 1918. Der Erste Weltkrieg hat die alte Welt in Schutt und Asche gelegt, und doch scheint das Schicksal der Menschheit so offen wie selten zuvor. Das Ringen um die Zukunft beginnt.
Virtuos schildert Daniel Schönpflug diesen einmaligen Moment und die Jahre, die folgten. Konsequent schreibt er aus der Perspektive von Menschen, die diese Zeit erfahren und geprägt haben. Er lässt ihre Träume lebendig werden, ihre Zweifel und Kämpfe, für eine neue Gesellschaft oder für die Rückkehr zur alten Ordnung.
Die Kosakin Marina Yurlova flieht vor der Revolution in Russland nach Berlin und ringt dort um ein selbstbestimmtes Leben. Die Sozialistin Käthe Kollwitz macht den Schmerz um den gefallenen Sohn zu Kunst. Der ehemalige Soldat Rudolf Höß marschiert mit dem Freikorps gegen die junge Weimarer Republik
Virginia Woolf revolutioniert den Roman, Walter Gropius will mit der Architektur die Gesellschaft verändern und die Publizistin Louise Weiss wirbt in Paris leidenschaftlich fürein vereintes Europa.
Das glänzend geschriebene Panorama einer einzigartigen Zeit zwischen Enthusiasmus und Enttäuschung, zwischen Zukunftstrunkenheit und Zerstörung.
Das Buch 'Kometenjahre' ist in enger Zusammenarbeit mit der TV-Serie »Krieg der Träume« entstanden (zu sehen in der Arte-Mediathek).
Autorenporträt
Daniel Schönpflug, geboren 1969, ist Professor für Geschichte der Freien Universität Berlin und Wissenschaftlicher Koordinator des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Sein Arbeitsgebiet ist die europäische Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. Neben seiner Arbeit als Wissenschaftler hat sich Daniel Schönpflug erfolgreich als Vermittler historischen Wissens in die Öffentlichkeit betätigt. Seine hochgelobte Biographie »Luise von Preußen - Königin der Herzen« stand mehrere Wochen auf den Bestsellerlisten. Als Autor und Koautor zahlreicher Drehbücher ist er an internationalen Koproduktionen beteiligt und hat so das Genre des Dokudramas für die Geschichtsvermittlung weiterentwickelt.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Da sich das Ende des Ersten Weltkriegs im kommenden Jahr 2018 zum 100. Mal jährt, schwillt die Flut an Neuerscheinungen zum Thema so langsam an. Daniel Schönpflug bietet mit "Kometenjahre 1918 - Die Welt im Aufbruch" ein solide recherchiertes, kurzweilig zu lesendes Buch, das ganz auf die Authentizität zeitgenössischer Berichte setzt. Da wird sowohl lebendig, wie Käthe Kollwitz oder Virginia Woolf diesen Epochenumbruch erlebt haben, aber auch eine Figur wie Rudolf Höß, der spätere Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz, wird als Produkt dieser Zeit plastisch. Ein weit gespannter Bogen eben, aber gerade das macht das Buch auch aus. Daniel Schönpflug will keine Botschaft rüberbringen, sondern ein Bild davon zeichnen, wie Menschen unter dem Eindruck epochaler Umwälzungen geformt werden. In die eine wie in die andere Richtung. Das macht Spaß beim Lesen und fördert die historische Bildung, noch dazu ist Schönpflug ein Historiker, der auch schreiben kann, eine Kombination, die im deutschsprachigen Raum bisweilen schwer zu finden ist. Schönpflugs Buch sticht damit aus der anschwellenden Flut der Neuerscheinungen schon jetzt heraus.

© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2017

Vielstimmig ist die Erinnerung

Europa 1918: Daniel Schönpflug reist in die dunklen Jahre nach dem Ersten Weltkrieg und stößt dort auf helle Funde.

Von Gerd Krumeich

Zunächst eine Warnung: Wer das Buch kauft, um etwas Spezifisches über das Jahr 1918 zu erfahren, das im Titel aufscheint, kommt nicht ganz auf seine Kosten. Denn Daniel Schönpflug, Koordinator des Berliner Wissenschaftskollegs, behandelt den Zeitraum 1918 bis 1923. Er gibt eine kommentierte Zusammenstellung von Berichten Prominenter, aber auch Unbekannter aus diesen Jahren - eine Auswahl, getroffen von einem Spezialisten für die Frühe Neuzeit.

Schönpflug geht von Paul Klees Bild "Der Komet von Paris" aus dem Jahre 1918 aus. Es sei "ein ironisierendes Sinnbild für das Leben in jenem Jahr, das zwischen Enthusiasmus und Defätismus vibriert, zwischen Hoffnungen und Befürchtungen, zwischen hochfliegenden Visionen und harten Realitäten. Wer an die Zeichenhaftigkeit von Kometen glaubte, der konnte den 11. November 1918, den Tag des Waffenstillstands, an dem das alte Europa gleichzeitig in Trümmern lag und feierte, in dessen unmittelbarem Umfeld Revolutionen stattfanden, große Reiche stürzten und die Weltordnung ins Wanken geriet, als das Eintreffen stellarer Prophezeiungen deuten."

Jahre einer grundlegenden Ambivalenz also, in denen Aufbruch und revolutionärer Elan eng gepaart blieben mit Niedergeschlagenheit, Hass und Leid. Und selbst wenn man - wie der Rezensent - diese Jahre sehr viel dunkler sieht als der auf die hellen Seiten setzende Autor, so regen die zitierten Berichte doch an, den Rahmen weiter zu stecken, die Katastrophe des "alten" Europas entschieden zu relativieren. Denn die Quellen für die ausgewählten Texte sind Tagebücher, Memoiren und andere autobiographische Schriften aus den verschiedensten Kulturkreisen. So wird Interesse geweckt für Namen und Geschichten, die in einem der Weltteile berühmt, in anderen aber unbekannt sind. Das geht von Matthias Erzberger über Ferdinand Foch zu Mahatma Gandhi, Walter Gropius, Arthur Little, Rudolf Höß, Käthe Kollwitz, Lawrence von Arabien, Nguyen Tat Tanh, Moina Michael, Richard Stumpf, Virginia Woolf und Marina Yurlowa.

Wenige Leser werden alle Namen kennen, aber das ist auch nicht vorausgesetzt. Schönpflug versteht es, Lebensgeschichten aus aller Welt zu versammeln. Ein System der Anordnung lässt sich dabei allerdings nicht erkennen. Um im Bild zu bleiben: Der große Komet streut viele schöne Schnuppen, aber sie lesend einzusammeln ist beschwerlich. Fast mitten im Satz wird man manchmal unterbrochen, soll dann zu einer anderen Geschichte wechseln, bevor man wieder zur ersten zurückkehrt. Ein Index hätte nicht geschadet.

Ziemlich zu Anfang kommt Matthias Erzberger zu Wort, auf seiner Fahrt nach Compiègne durch die Wüstenei des zerstörten Nordfrankreichs, durch das er absichtlich geleitet wurde. "Diese Fahrt", schreibt Erzberger in seinen Erinnerungen, "war für mich noch erschütternder als die drei Wochen zuvor ausgeführte an das Sterbebett meines einzigen Sohnes."Der Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 wird dann auch noch nach Marschall Fochs Memoiren und anderen Quellen beschrieben.

Aber Schönpflug will es von vornherein nicht bei diesem engen, alteuropäischen Szenario belassen, das für ihn doch eher einem "Kammerspiel" ähnelt. Deshalb schaltet er zu dem amerikanischen Infanteristen Yorck, einem einfachen Soldaten, der kurz vor Kriegsende mit deutschen Soldaten in Berührung kommt. Marina Yurlowa wiederum entstammt einer Kosakenfamilie in einem Dorf im Kaukasus. Um an der Seite ihres Vaters in der Armee des Zaren zu kämpfen, hatte sie sich die Haare abgeschnitten und Männerkleider angezogen. Was diese Frau während der Revolution erlebte, nimmt dem Leser heute noch den Atem. Dann lesen wir, wie Virginia Woolf und ihr Ehemann einen Verlag auf die Beine zu stellen versuchen und wie sie Joyces "Ulysses" ablehnen wegen zu vieler Fürze im Text. In den Novembertagen 1918 befindet sich aber auch Terence MacSwiney mit anderen verhafteten Sinn-Féin-Kämpfern in einem schmutzstarrenden Laderaum unter Deck eines Schiffes auf dem Weg von Irland in ein englisches Gefängnis.

Und das sind nur einige der Kometensplitter dieses Buchs. Man darf gespannt sein, ob es gelingt, all diese Stimmen in einem in Vorbereitung befindlichen Multimedia-Projekt lebendig werden zu lassen, das im kommenden Jahr von einigen europäischen Fernsehsendern ausgestrahlt werden soll.

Daniel Schönpflug: "Kometenjahre". 1918. Die Welt im Aufbruch.

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017.

319 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Aus diesem biografischen Panoptikum ergeben sich faszinierende historische Momentaufnahmen. NZZ Geschichte 20171001