Komik, Humor und Satire vom Feinsten
»Komische Deutsche« stellt Deutsche vor, die sich selbst nicht komisch finden, und das aus gutem Grund: Sie gehen einer Tätigkeit nach, die sie für äußerst ernsthaft halten, und ihre Witze sind miserabel. Trotzdem bringen sie uns zum Lachen. Sie machen komische Sachen, sprechen seltsame Sätze, setzen sich wunderliche Ziele und führen ein erstaunliches, ja bizarres Leben. Es sind lustige Vögel wie Sarrazin, komische Käuze wie Guttenberg und Wulff oder die Verrückte Koch-Mehrin, die überführt wurden und unverdrossen schamlos weiterbrummen wie der gleichfalls endlose Michael Schumacher; es sind irr schillernde Knaller auf grauen Posten wie Angela Merkel und Heidi Klum, und es sind unzählige andere Deutsche, die sich da tummeln in ihren Vereinen und Geheimbünden, die Eheleute, die Sparer und die Christen, die Rekruten und Revolutionäre, die mit dem blöden Namen, die mit der lustigen Brille und all die, die es verdienen. Und natürlich die Unschuldigen. Die ganz besonders.
»Komische Deutsche« stellt Deutsche vor, die sich selbst nicht komisch finden, und das aus gutem Grund: Sie gehen einer Tätigkeit nach, die sie für äußerst ernsthaft halten, und ihre Witze sind miserabel. Trotzdem bringen sie uns zum Lachen. Sie machen komische Sachen, sprechen seltsame Sätze, setzen sich wunderliche Ziele und führen ein erstaunliches, ja bizarres Leben. Es sind lustige Vögel wie Sarrazin, komische Käuze wie Guttenberg und Wulff oder die Verrückte Koch-Mehrin, die überführt wurden und unverdrossen schamlos weiterbrummen wie der gleichfalls endlose Michael Schumacher; es sind irr schillernde Knaller auf grauen Posten wie Angela Merkel und Heidi Klum, und es sind unzählige andere Deutsche, die sich da tummeln in ihren Vereinen und Geheimbünden, die Eheleute, die Sparer und die Christen, die Rekruten und Revolutionäre, die mit dem blöden Namen, die mit der lustigen Brille und all die, die es verdienen. Und natürlich die Unschuldigen. Die ganz besonders.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2012Humordämmerung
Auf den Schwachsinn des Medienzeitalters zu schimpfen ist nicht schwer, ihn humoristisch zu überbieten dagegen sehr. Robert Gernhardt, F. K. Waechter und F. W. Bernstein waren darin Meister. Nicht alles aus ihrer Nonsensbeilage "Welt im Spiegel" ist heute noch zum Lachen, aber angesichts der starken Zeitgebundenheit des Komischen doch erstaunlich viel. Thomas Gsella, der langjährige Chefredakteur der "Titanic", führt die Tradition der Neuen Frankfurter Schule fort, aber den hintersinnigen Witz seiner Vorbilder erreicht er nur selten und wenn, dann im zur Knappheit anhaltenden Gedicht. Zu oft aber wird die Pointe durch drastische Schimpfworte ersetzt. Auch neigt der Satiriker zum Breittreten dessen, was selbst schon komisch genug ist. Wer hätte nicht schon einmal herzlich verstört über die Kleinanzeigen in der ADAC-Zeitung gelacht? Oder über die Schuhe, die kleine Herren in Sekundenschnelle um sieben Zentimeter wachsen lassen? Bernstein zufolge gehört zur Kunst des höheren Blödsinns die Geduld, auf den zweiten Einfall zu warten. Dass die Dichter lügen, erscheint schon bei Platon als ein erster Einfall zum Gähnen, Gsella macht daraus eine Parodie des Entlarvungsjournalismus mit Nacherzählungen im Ton von Schülerzeitungshumor: "Aschenbach, homosexueller Durchschnittsliterat aus München, bereist die leichtlebige Lagunenstadt, verguckt sich in ein blondes Upper-Class-Söhnchen aus Polen." Einige parodistische und satirische Gedichte halten dem Vergleich mit Gernhardt und Co. stand, die meisten Texte des Bandes aber kommen einem schon jetzt sonderbar veraltet vor. (Thomas Gsella: "Komische Deutsche". Carls's Books, München 2012. 224 S., br., 14,99 [Euro].) fap
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf den Schwachsinn des Medienzeitalters zu schimpfen ist nicht schwer, ihn humoristisch zu überbieten dagegen sehr. Robert Gernhardt, F. K. Waechter und F. W. Bernstein waren darin Meister. Nicht alles aus ihrer Nonsensbeilage "Welt im Spiegel" ist heute noch zum Lachen, aber angesichts der starken Zeitgebundenheit des Komischen doch erstaunlich viel. Thomas Gsella, der langjährige Chefredakteur der "Titanic", führt die Tradition der Neuen Frankfurter Schule fort, aber den hintersinnigen Witz seiner Vorbilder erreicht er nur selten und wenn, dann im zur Knappheit anhaltenden Gedicht. Zu oft aber wird die Pointe durch drastische Schimpfworte ersetzt. Auch neigt der Satiriker zum Breittreten dessen, was selbst schon komisch genug ist. Wer hätte nicht schon einmal herzlich verstört über die Kleinanzeigen in der ADAC-Zeitung gelacht? Oder über die Schuhe, die kleine Herren in Sekundenschnelle um sieben Zentimeter wachsen lassen? Bernstein zufolge gehört zur Kunst des höheren Blödsinns die Geduld, auf den zweiten Einfall zu warten. Dass die Dichter lügen, erscheint schon bei Platon als ein erster Einfall zum Gähnen, Gsella macht daraus eine Parodie des Entlarvungsjournalismus mit Nacherzählungen im Ton von Schülerzeitungshumor: "Aschenbach, homosexueller Durchschnittsliterat aus München, bereist die leichtlebige Lagunenstadt, verguckt sich in ein blondes Upper-Class-Söhnchen aus Polen." Einige parodistische und satirische Gedichte halten dem Vergleich mit Gernhardt und Co. stand, die meisten Texte des Bandes aber kommen einem schon jetzt sonderbar veraltet vor. (Thomas Gsella: "Komische Deutsche". Carls's Books, München 2012. 224 S., br., 14,99 [Euro].) fap
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main