Kann Humor Leben retten? Oder zumindest das eines Jungen?
Für eine gute Pointe gab Dovele schon immer alles. Als Kind lief er oft auf den Händen - um seine Mutter zum Lachen zu bringen und damit ihm keiner ins Gesicht schlug. Heute steht er ein letztes Mal in einer Kleinstadt in Israel auf der Bühne. Er hat seinen Jugendfreund, einen pensionierten Richter, eingeladen. Im Laufe des Abends erzählt der Comedian zwischen vielen Witzen eine tragische Geschichte aus seiner Jugend. Es geht um Freundschaft und Familie, Liebe, Verrat und eine sehr persönliche Abrechnung auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dem Kleinstadtpublikum ist das Lachen vergangen. Den Leser hält David Grossman mit diesem grandiosen Roman bis zur letzten Zeile gefangen.
Für eine gute Pointe gab Dovele schon immer alles. Als Kind lief er oft auf den Händen - um seine Mutter zum Lachen zu bringen und damit ihm keiner ins Gesicht schlug. Heute steht er ein letztes Mal in einer Kleinstadt in Israel auf der Bühne. Er hat seinen Jugendfreund, einen pensionierten Richter, eingeladen. Im Laufe des Abends erzählt der Comedian zwischen vielen Witzen eine tragische Geschichte aus seiner Jugend. Es geht um Freundschaft und Familie, Liebe, Verrat und eine sehr persönliche Abrechnung auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dem Kleinstadtpublikum ist das Lachen vergangen. Den Leser hält David Grossman mit diesem grandiosen Roman bis zur letzten Zeile gefangen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2016Ich bin voller Sehnsucht, siehst du das nicht?
Ein Komiker, der sich vergaloppiert, braucht einen Freund: David Grossmans Roman "Kommt ein Pferd in die Bar"
Irgendwann wird es dem Publikum zu dumm: "Wo bleiben die Witze?", brüllt einer, mit gutem Grund, schließlich sind die Zuschauer in die Bar gekommen, um einen Stand-up-Comedian zu sehen. Der reagiert auf die Rufe, erzählt ein, zwei Witze über Beerdigungen, das Publikum lacht dankbar. Es will ihm wohl "helfen, den Abend zu retten", glaubt ein Beobachter, der ehemalige Richter Avischai Lasar. Solidarität mit dem Komiker also? Vielleicht. Oder geht es darum, das abzuwehren, was der dürre Mann auf der Bühne die ganze Zeit über ausbreiten will?
Dov Grinstein, der hier am Abend seines 57. Geburtstags auftritt, ist eine von drei Hauptfiguren in David Grossmans neuestem Roman "Kommt ein Pferd in die Bar", der 2014 im hebräischen Original und nun auch auf Deutsch erschienen ist. Die zweite Figur ist der Erzähler des Buchs, jener Lasar, der von Grinstein in einem Telefonat nach mehr als vierzigjährigem Schweigen zwischen ihnen dringlich zu jenem Abend eingeladen worden ist - er möge ihn auf der Bühne beobachten und ihm anschließend seine Außenwirkung beschreiben. Die dritte ist die zwergwüchsige Maniküre Pitz, auch sie ein Teil von Dovs Publikum bei jener Vorstellung, die der Roman von der ersten bis zur letzten Zeile schildert, von Dovs "einen wun-der-ba-ren guten Abend" bis, 250 Seiten später, "gute Nacht".
Es sind drei Versehrte, die sich hier treffen, drei, die sich in ihrer Kindheit gekannt haben und dann lange nicht mehr. Der Erzähler, der offenbar einigermaßen unbeschadet groß geworden ist und als Richter gearbeitet hat, leidet unter dem Verlust seiner großen Liebe Tamara, die einige Zeit zuvor gestorben ist. Einmal spürt er während der Vorstellung, wie sich "Tamara in mir verkrampfte. Du bist voller Wut, sagte sie. Ich bin voller Sehnsucht, dachte ich, siehst du das nicht?" Die kleine, mittlerweile alt gewordene Pitz ist, wie es scheint, die stille Außenseiterin von damals geblieben, erhebt aber nun ihre Stimme, wenn sie meint, Dovs Erzählungen etwas entgegenhalten zu müssen - "Das stimmt doch gar nicht!", sagt sie einmal, als Dov sich mit grausigen Details aus seiner Kindheit dem Publikum gegenüber grässlich bloßstellt, "du warst der Beste da!". Dass sie mit ihrem Ernst Dovs Auftritt als Komiker weiter ruiniert, scheint sie nicht groß zu bekümmern, und es bleibt bis zum Ende des Texts unklar, ob sie, die nur irrtümlich in diesen Raum geraten ist, überhaupt ein Konzept dieser Kleinkunstgattung hat.
Und schließlich Dov selbst, der den Abend lustvoll in den Sand setzt, jedenfalls nach den Maßstäben seiner Zunft. Denn während er von Anfang an aggressiv auf das Publikum zugeht, die üblichen billigen Beleidigungen alter, beleibter oder auch sonst offenbar angreifbarer Zuschauer inklusive, während er austeilt und sich bereit zum Einstecken zeigt, schockiert er sein Publikum vor allem durch seine Kampflust, die sich auf die eigene Person richtet. Schon die Körpersprache des unsicher herumzappelnden Komikers weist ihn als labil aus, auch wenn die Grenzen zwischen Entblößung und Inszenierung für niemanden durchschaubar sind. Vor allem aber schlägt er sich mehrfach selbst so heftig ins Gesicht, dass er ins Torkeln kommt und einmal sogar seine Brille einbüßt.
Tatsächlich liegt hier einer der Gründe dafür, warum Grossmans Roman in Stil und Anlage so überaus eindrucksvoll geraten ist. Der Autor, der in Interviews erklärte, eigentlich gar keinen Sinn für Witze zu haben, lässt seine Figur entschlossen auf dem Grat zwischen Komik und Grauen balancieren, so dass anfangs noch in vielen Passagen beide Lesarten möglich sind, die des schwarzen Humors ebenso wie die des mit Komik aufgeladenen schieren Entsetzens. Später dann löst sich das auf, Dov wechselt, sozusagen in voller Fahrt, von einem Gleis aufs andere und wieder zurück, und so kommt es, während das Publikum tischweise den Saal verlässt oder lautstark nach Witzen verlangt, zu jener grotesken Abfolge von schnell abgefeuerten Witzsalven und den Fortsetzungen ("wo waren wir stehengeblieben?") der immer aufs Neue unterbrochenen Geschichte aus Dovs Kindheit, deren Inhalt man so zusammenfassen könnte: Ein Vierzehnjähriger wird aus einem paramilitärischen Lager in der Wüste abgeholt, um am Begräbnis eines nahen Verwandten teilzunehmen, ohne dass ihm jemand erklärt, ob es um seinen Vater oder seine Mutter geht.
Kein Stoff für einen Comedy-Abend, natürlich nicht, aber Grossman lässt die Geschichte doch organisch aus dem vorherigen Verlauf des Abends erwachsen, indem er, auch das ist gute Tradition bei derlei, die Malaisen des eigenen Lebens ausbreitet und mit denen der Gesellschaft verknüpft. Die Geschichte seiner Eltern ist ohne den Holocaust nicht zu verstehen, der die väterliche Familie fast vollständig auslöschte und die Mutter, die sich ein halbes Jahr unter prekären Bedingungen vor den Nazis verstecken konnte, nachhaltig traumatisierte - Dovs erste Auftritte finden dann auch Abend für Abend vor der Mutter statt, in der Hoffnung, ihr ein Lächeln abzuringen. Er singt, imitiert Stimmen, er läuft auf den Händen, alles, um der Wucht der entsetzlichen Vergangenheit oder der tristen, von Ausgrenzung geprägten Gegenwart etwas entgegenzusetzen, was diejenigen, die er liebt, schützen könnte. Oder ihn selbst.
Denn das sind die grausigsten Stellen des Romans, diejenigen, die davon erzählen, wie er auf die Gemeinheiten seiner Mitschüler, auf die Schläge, die Demütigungen, die Verhöhnungen und Nachäffereien reagiert. Der gequälte Junge "johlte und schnitt Fratzen, aber zwischendurch glitt sein Blick leer und ausdruckslos über mein Gesicht", erinnert sich der Richter. Damals schritt er nicht etwa ein. Er bat die Lagerleitung, ihn selbst in ein anderes Zelt zu verlegen, er wurde schuldig an Dov, den er einige Zeit zuvor seinen Freund genannt hatte.
All dies entwirft Grossman mit großer Sicherheit, gerade die Passagen, die den gebrochenen, aber unverändert bösartigen Komiker auf der Bühne zeigen, sind meisterlich, mithin der überwiegende Teil des Romans. Grossman lässt Dov wie aufgezogen reden, so dass man um Kopf und Kragen des Komikers fürchtet, er lässt ihn über die Bühne schleichen, tänzeln oder hilflos kriechen, er lässt aufs schönste im Unklaren, was davon Absicht ist und was nicht, und dass er sogar auf einer gut sichtbar angebrachten Kreidetafel festhält, um wie viele sein Publikum laufend schrumpft, mag ebenso Trotz sein wie Befriedigung darüber, dass ein Plan aufgeht.
Aber was für ein Plan wäre das? Warum Dovs Interesse daran, den Richter in seinem Publikum zu wissen, warum die Schilderung einer Szene aus der gemeinsamen Kindheit, deren Wahrhaftigkeit niemand im Raum ermessen kann außer den beiden ehemaligen Freunden?
"Dieser Mann hat das Wesen oder die Begabung eines Dietrichs", urteilt der Richter schon früh an diesem Abend, und damit ist auch die Funktion umrissen, die jene Geschichte von der langen Autofahrt des Kindes zur Beerdigung eines Elternteils besitzt. Denn der vierzehnjährige Dov, der nicht weinen kann, weil er nicht weiß, um wen, und der gar nicht anders kann, als sich zu fragen, welcher der beiden der geringere Verlust wäre, der Vater oder die Mutter, wird von dem mitleidigen Fahrer mit Witzen traktiert - so, wie er nun selbst, vierzig Jahre später, die eigene Leidensgeschichte mit Witzen verknüpft und damit, wie es scheint, erst erzählbar macht: für sich selbst, für sein Publikum.
Und für den Richter, der nun endlich die Gelegenheit bekommt, für den Freund einzutreten, als er das Publikum viel lauter als nötig anherrscht, Dov doch endlich weitererzählen zu lassen. Und vielleicht ist das der Schwachpunkt dieses ansonsten so fabelhaften Romans: Grossman gewährt seinen versehrten Helden doch noch so etwas wie Linderung, wenn nicht Heilung in ihrer Not. Die Dämonen von früher werden sie zwar nicht mehr los, natürlich nicht, aber immerhin scheint sich für den Erzähler, der sich "kaum noch an den Klang meines Lachens" erinnert, zum ersten Mal nach dem Tod der Geliebten wieder eine schüchterne Romanze anzubahnen, und von Dov hören wir, dass er seinen Vater, mit dem ihn ein so schwieriges Verhältnis verband, bis zu dessen Lebensende gepflegt hat.
"Was hältst du davon, dass ich dich nach Hause fahre?", fragt der Richter. "Wenn du darauf bestehst", antwortet der Komiker. Ein bisschen zu rasch geht das am Ende, ein bisschen zu glatt. Aber warum sollte ein bitterschwarzer Abend nicht einmal tröstlich enden?
TILMAN SPRECKELSEN
David Grossman: "Kommt ein Pferd in die Bar". Roman.
Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer. Hanser Verlag, München 2016.
256 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Komiker, der sich vergaloppiert, braucht einen Freund: David Grossmans Roman "Kommt ein Pferd in die Bar"
Irgendwann wird es dem Publikum zu dumm: "Wo bleiben die Witze?", brüllt einer, mit gutem Grund, schließlich sind die Zuschauer in die Bar gekommen, um einen Stand-up-Comedian zu sehen. Der reagiert auf die Rufe, erzählt ein, zwei Witze über Beerdigungen, das Publikum lacht dankbar. Es will ihm wohl "helfen, den Abend zu retten", glaubt ein Beobachter, der ehemalige Richter Avischai Lasar. Solidarität mit dem Komiker also? Vielleicht. Oder geht es darum, das abzuwehren, was der dürre Mann auf der Bühne die ganze Zeit über ausbreiten will?
Dov Grinstein, der hier am Abend seines 57. Geburtstags auftritt, ist eine von drei Hauptfiguren in David Grossmans neuestem Roman "Kommt ein Pferd in die Bar", der 2014 im hebräischen Original und nun auch auf Deutsch erschienen ist. Die zweite Figur ist der Erzähler des Buchs, jener Lasar, der von Grinstein in einem Telefonat nach mehr als vierzigjährigem Schweigen zwischen ihnen dringlich zu jenem Abend eingeladen worden ist - er möge ihn auf der Bühne beobachten und ihm anschließend seine Außenwirkung beschreiben. Die dritte ist die zwergwüchsige Maniküre Pitz, auch sie ein Teil von Dovs Publikum bei jener Vorstellung, die der Roman von der ersten bis zur letzten Zeile schildert, von Dovs "einen wun-der-ba-ren guten Abend" bis, 250 Seiten später, "gute Nacht".
Es sind drei Versehrte, die sich hier treffen, drei, die sich in ihrer Kindheit gekannt haben und dann lange nicht mehr. Der Erzähler, der offenbar einigermaßen unbeschadet groß geworden ist und als Richter gearbeitet hat, leidet unter dem Verlust seiner großen Liebe Tamara, die einige Zeit zuvor gestorben ist. Einmal spürt er während der Vorstellung, wie sich "Tamara in mir verkrampfte. Du bist voller Wut, sagte sie. Ich bin voller Sehnsucht, dachte ich, siehst du das nicht?" Die kleine, mittlerweile alt gewordene Pitz ist, wie es scheint, die stille Außenseiterin von damals geblieben, erhebt aber nun ihre Stimme, wenn sie meint, Dovs Erzählungen etwas entgegenhalten zu müssen - "Das stimmt doch gar nicht!", sagt sie einmal, als Dov sich mit grausigen Details aus seiner Kindheit dem Publikum gegenüber grässlich bloßstellt, "du warst der Beste da!". Dass sie mit ihrem Ernst Dovs Auftritt als Komiker weiter ruiniert, scheint sie nicht groß zu bekümmern, und es bleibt bis zum Ende des Texts unklar, ob sie, die nur irrtümlich in diesen Raum geraten ist, überhaupt ein Konzept dieser Kleinkunstgattung hat.
Und schließlich Dov selbst, der den Abend lustvoll in den Sand setzt, jedenfalls nach den Maßstäben seiner Zunft. Denn während er von Anfang an aggressiv auf das Publikum zugeht, die üblichen billigen Beleidigungen alter, beleibter oder auch sonst offenbar angreifbarer Zuschauer inklusive, während er austeilt und sich bereit zum Einstecken zeigt, schockiert er sein Publikum vor allem durch seine Kampflust, die sich auf die eigene Person richtet. Schon die Körpersprache des unsicher herumzappelnden Komikers weist ihn als labil aus, auch wenn die Grenzen zwischen Entblößung und Inszenierung für niemanden durchschaubar sind. Vor allem aber schlägt er sich mehrfach selbst so heftig ins Gesicht, dass er ins Torkeln kommt und einmal sogar seine Brille einbüßt.
Tatsächlich liegt hier einer der Gründe dafür, warum Grossmans Roman in Stil und Anlage so überaus eindrucksvoll geraten ist. Der Autor, der in Interviews erklärte, eigentlich gar keinen Sinn für Witze zu haben, lässt seine Figur entschlossen auf dem Grat zwischen Komik und Grauen balancieren, so dass anfangs noch in vielen Passagen beide Lesarten möglich sind, die des schwarzen Humors ebenso wie die des mit Komik aufgeladenen schieren Entsetzens. Später dann löst sich das auf, Dov wechselt, sozusagen in voller Fahrt, von einem Gleis aufs andere und wieder zurück, und so kommt es, während das Publikum tischweise den Saal verlässt oder lautstark nach Witzen verlangt, zu jener grotesken Abfolge von schnell abgefeuerten Witzsalven und den Fortsetzungen ("wo waren wir stehengeblieben?") der immer aufs Neue unterbrochenen Geschichte aus Dovs Kindheit, deren Inhalt man so zusammenfassen könnte: Ein Vierzehnjähriger wird aus einem paramilitärischen Lager in der Wüste abgeholt, um am Begräbnis eines nahen Verwandten teilzunehmen, ohne dass ihm jemand erklärt, ob es um seinen Vater oder seine Mutter geht.
Kein Stoff für einen Comedy-Abend, natürlich nicht, aber Grossman lässt die Geschichte doch organisch aus dem vorherigen Verlauf des Abends erwachsen, indem er, auch das ist gute Tradition bei derlei, die Malaisen des eigenen Lebens ausbreitet und mit denen der Gesellschaft verknüpft. Die Geschichte seiner Eltern ist ohne den Holocaust nicht zu verstehen, der die väterliche Familie fast vollständig auslöschte und die Mutter, die sich ein halbes Jahr unter prekären Bedingungen vor den Nazis verstecken konnte, nachhaltig traumatisierte - Dovs erste Auftritte finden dann auch Abend für Abend vor der Mutter statt, in der Hoffnung, ihr ein Lächeln abzuringen. Er singt, imitiert Stimmen, er läuft auf den Händen, alles, um der Wucht der entsetzlichen Vergangenheit oder der tristen, von Ausgrenzung geprägten Gegenwart etwas entgegenzusetzen, was diejenigen, die er liebt, schützen könnte. Oder ihn selbst.
Denn das sind die grausigsten Stellen des Romans, diejenigen, die davon erzählen, wie er auf die Gemeinheiten seiner Mitschüler, auf die Schläge, die Demütigungen, die Verhöhnungen und Nachäffereien reagiert. Der gequälte Junge "johlte und schnitt Fratzen, aber zwischendurch glitt sein Blick leer und ausdruckslos über mein Gesicht", erinnert sich der Richter. Damals schritt er nicht etwa ein. Er bat die Lagerleitung, ihn selbst in ein anderes Zelt zu verlegen, er wurde schuldig an Dov, den er einige Zeit zuvor seinen Freund genannt hatte.
All dies entwirft Grossman mit großer Sicherheit, gerade die Passagen, die den gebrochenen, aber unverändert bösartigen Komiker auf der Bühne zeigen, sind meisterlich, mithin der überwiegende Teil des Romans. Grossman lässt Dov wie aufgezogen reden, so dass man um Kopf und Kragen des Komikers fürchtet, er lässt ihn über die Bühne schleichen, tänzeln oder hilflos kriechen, er lässt aufs schönste im Unklaren, was davon Absicht ist und was nicht, und dass er sogar auf einer gut sichtbar angebrachten Kreidetafel festhält, um wie viele sein Publikum laufend schrumpft, mag ebenso Trotz sein wie Befriedigung darüber, dass ein Plan aufgeht.
Aber was für ein Plan wäre das? Warum Dovs Interesse daran, den Richter in seinem Publikum zu wissen, warum die Schilderung einer Szene aus der gemeinsamen Kindheit, deren Wahrhaftigkeit niemand im Raum ermessen kann außer den beiden ehemaligen Freunden?
"Dieser Mann hat das Wesen oder die Begabung eines Dietrichs", urteilt der Richter schon früh an diesem Abend, und damit ist auch die Funktion umrissen, die jene Geschichte von der langen Autofahrt des Kindes zur Beerdigung eines Elternteils besitzt. Denn der vierzehnjährige Dov, der nicht weinen kann, weil er nicht weiß, um wen, und der gar nicht anders kann, als sich zu fragen, welcher der beiden der geringere Verlust wäre, der Vater oder die Mutter, wird von dem mitleidigen Fahrer mit Witzen traktiert - so, wie er nun selbst, vierzig Jahre später, die eigene Leidensgeschichte mit Witzen verknüpft und damit, wie es scheint, erst erzählbar macht: für sich selbst, für sein Publikum.
Und für den Richter, der nun endlich die Gelegenheit bekommt, für den Freund einzutreten, als er das Publikum viel lauter als nötig anherrscht, Dov doch endlich weitererzählen zu lassen. Und vielleicht ist das der Schwachpunkt dieses ansonsten so fabelhaften Romans: Grossman gewährt seinen versehrten Helden doch noch so etwas wie Linderung, wenn nicht Heilung in ihrer Not. Die Dämonen von früher werden sie zwar nicht mehr los, natürlich nicht, aber immerhin scheint sich für den Erzähler, der sich "kaum noch an den Klang meines Lachens" erinnert, zum ersten Mal nach dem Tod der Geliebten wieder eine schüchterne Romanze anzubahnen, und von Dov hören wir, dass er seinen Vater, mit dem ihn ein so schwieriges Verhältnis verband, bis zu dessen Lebensende gepflegt hat.
"Was hältst du davon, dass ich dich nach Hause fahre?", fragt der Richter. "Wenn du darauf bestehst", antwortet der Komiker. Ein bisschen zu rasch geht das am Ende, ein bisschen zu glatt. Aber warum sollte ein bitterschwarzer Abend nicht einmal tröstlich enden?
TILMAN SPRECKELSEN
David Grossman: "Kommt ein Pferd in die Bar". Roman.
Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer. Hanser Verlag, München 2016.
256 S., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Katharina Granzin entdeckt zwischen all den Witzen in David Grossmans Roman eine tiefe Traurigkeit. Die Geschichte es Comedians wider Willen, der als Kind seine vom Holocaust traumatisierte Mutter aufheitern musste und der nun sein Publikum mit dieser Tatsache konfrontiert, verstört die Rezensentin wie das fiktive Publikum auch. Die Einheit von Zeit und Ort der Bühnensituation, mit der der Roman anhebt, wird laut Granzin durch einen im Publikum sitzenden Kinderfreund der Hauptfigur durchbrochen, was dem Text Tiefe verleiht. Dass dieser Autor keine Antworten gibt, sondern Fragen stellt und beharrlich den Finger in die Wunde sorgsam zurechtgebastelter Lebensläufe legt, erfährt Granzin einmal mehr mit diesem Buch.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.02.2016Angstfreie
Verletzbarkeit
David Grossman geht in seinem neuen Roman unter
die Alleinunterhalter – und es ist ihm richtig ernst
VON INSA WILKE
Dovele hat schon als Kind im Scheinwerferlicht Schutz gesucht. Er lief auf den Händen, um die Blicke der Leute vom Wesentlichen abzulenken und sich und seine Mutter sicher durch die Straßen Jerusalems zu lotsen. Als alternder, kranker Mann tobt er mit der plumpen Phrase „Stimmt’s oder hab’ ich recht“ auf den Lippen über die Bühne und wütet vulgär gegen das feiste Publikum der israelischen Mafia-Hochburg Netanja: „Und ich finde es total geil, diesen Donnerstagabend mit euch zu verbringen, in diesem bezaubernden Industriegebiet. Noch dazu in einem Keller just über den attraktivsten Radonvorkommen der Region. Da reiß’ ich mir doch den Arsch auf mit Witzen am Meter, stimmt’s nicht?!“
Spot on: Ecce homo! Dovele ist Stand-up-Comedian geworden, hat also seine kindlichen Überlebenstechniken professionalisiert. In David Grossmans Roman „Kommt ein Pferd in die Bar“, dessen Hauptfigur Dovele ist, wird man Zeuge seines wohl letzten Auftritts. Grossmans Übersetzerin Anne Birkenhauer erzählt auf Nachfrage, es sei das erste Mal gewesen, dass sie sich mit einer Figur ihres Autors nicht identifizieren konnte. Sie habe Dovele anfangs verachtet. Ja, es ist einem nicht auf Anhieb sympathisch, dieses dürre, böse Männchen mit seiner misanthropischen Dschungelcamp-Sprache, der Birkenhauer unter Berücksichtigung einiger kultureller Unterschiede der israelischen und deutschen Comedy-Welten die nötige Hochgeschwindigkeit verpasst hat.
David Grossman setzt gleich zu Beginn Signale, besser noch abzuwarten mit dem Urteil über seine Figur. Die Verwirrung, in die Dovele sein Publikum durch diverse Widersprüche und skrupellos dirigierte emotionale Wechselbäder stürzt, ist auch die der Leser. Wir sitzen mit im Publikum, und Dovele spuckt uns seine Antipathie ins Gesicht, zieht über Frisuren her, über zu kleine Brüste und zu fette Kinnpartien, weidet sich an debiler Zustimmung und ruft kreischend zum „Applaus fürs Nicht-Nachdenken“ auf, während er politische Positionen so schnell wechselt, wie er im Affenzahn über die Bühne rast. Eine Publikumsbeschimpfung „de luxe“.
Wer den 1954 in Jerusalem geborenen Schriftsteller und Friedensaktivisten David Grossman bisher für zu weich hielt, könnte jetzt eines besseren belehrt werden. Seine Bücher waren noch nie nur solche eines sensiblen, feinen Menschen. Wie seine Figur, die man auch als Alter Ego lesen kann, verfügt ihr Autor über eine ungeheure Härte. Seine Schonungslosigkeit liegt in der Konsequenz, mit der er ohne Rücksicht auf Virtuosität den Kern eines Gefühls freilegt, sei es durch die Zeit-Dehnung in „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ (2009) oder durch die aufgeladene Sprache seines langen Trauergedichts „Aus der Zeit fallen“ (2013). Carolin Emcke hat Grossmans Haltung einmal als „angstfreie Verletzbarkeit“ beschrieben.
Und auch Dovele ist nicht zynisch. Er ist eine Figur, die aus der Not heraus spricht und die von dieser willkürlichen „äußeren Kraft, die mit Gewalt in das Leben eines Menschen, einer Menschenseele, eindringt“ zugerichtet wurde, wie David Grossman sein Grundthema genannt hat. Dovele hat sich mit einem Schutzmantel gewappnet. Nur: Ein Schutzmantel kann einen auch verhärten lassen und den schützenswerten Kern eines Menschen verdecken. Wie wird man ihn wieder los, wenn die Sehnsucht nach diesem inneren Kern zu groß wird?
Im Roman „Stichwort: Liebe“, den Grossman vor 25 Jahren schrieb, haben seine Figuren nach einer verlorenen Kindheitsgeschichte gesucht, „die sie als Erwachsene unbedingt brauchen, um wieder zum Leben zu erwachen.“ Dovele geht ähnlich vor, auch wenn er nur noch versuchen kann, sein verkorkstes Leben mit Würde zu beenden. Er lädt sich einen Kindheitsfreund nach Netanja ein, den Ich-Erzähler, der seine eigene Geschichte von Schuld und Verlust mitbringt. „Ich möchte“, sagt Dovele ihm, „ich möchte, dass du mich siehst. Dass du mich ganz genau anschaust“. Es geht um das „innere Leuchten“, das „was von einem Menschen ausgeht, ohne dass er Kontrolle darüber hat“.
Im Roman hilft Grossman Dovele mit einem Deus-ex-machina-Trick dabei, die Kontrolle zu verlieren. Es taucht nämlich ganz ungeplant noch eine andere Figur aus seiner Vergangenheit auf. Eine reine Seele, die Dovele aus dem Konzept bringt und die wie Odysseus Amme keine Mühe hat, ihn an seinen Narben zu erkennen. Genau hier liegt die kalkulierte Sollbruchstelle des Romans, hier lässt es Grossman auch zur sprachlichen Zerreißprobe kommen: Wie den rasenden Berserker glaubwürdig mit einer Stimmung zusammenbringen, die fast schon ins Rührselige strebt?
Man möchte sagen: unwichtig. Vollkommen gleichgültig, ob das literarisch hinhaut, ob die psychologische Logik der Figur intakt bleibt. Der ganze Aufwand wird doch nur für den Vierten im Bunde betrieben, das Publikum, uns und unseren Widerstand sowohl gegen den ätzenden Schein-Zyniker wie auch gegen die reine Seele. „Wir Menschen fürchten uns vor dem, was wirklich im Innern des anderen geschieht“, hat David Grossman an anderer Stelle geschrieben. „Kommt ein Pferd in die Bar“ erzählt von dieser Furcht. Sie manifestiert sich, als das doch sonst zu allem bereite Publikum sich in dem Moment angewidert abwendet, da Dovele sich entblößt und seinen ausgemergelten, von Krankheit gezeichneten Körper zeigt. Die Geste steht für eine weiter gehende Entblößung. Sie zeigt das labile Verhältnis, die drohende Leere zwischen den Menschen.
Nur einige Wenige halten den Blick auf das aus, „was jenseits der Worte liegt, die einen Menschen beschreiben, was auch tiefer geht als die Dinge, die ihm im Leben widerfahren, die schiefgegangen und zu einem Lügengespinst geworden sind.“ Diese Wenigen sitzen am Ende des nach Unterhaltungsgesichtspunkten total gescheiterten Abends noch im fast leeren Zuschauerraum – und mit ihnen diejenigen Leserinnen und Leser, die erkennen, dass auch dieser Roman von David Grossman die Reise zur richtigen Sprache auf sich genommen hat, einer Sprache, die Verständigung ermöglicht.
Eine reine Seele erkennt
den Pseudo-Zyniker im Buch
an seinen Narben
David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar. Roman. Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer. Carl Hanser Verlag, München 2016.
256 Seiten, 19,90 Euro. E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Verletzbarkeit
David Grossman geht in seinem neuen Roman unter
die Alleinunterhalter – und es ist ihm richtig ernst
VON INSA WILKE
Dovele hat schon als Kind im Scheinwerferlicht Schutz gesucht. Er lief auf den Händen, um die Blicke der Leute vom Wesentlichen abzulenken und sich und seine Mutter sicher durch die Straßen Jerusalems zu lotsen. Als alternder, kranker Mann tobt er mit der plumpen Phrase „Stimmt’s oder hab’ ich recht“ auf den Lippen über die Bühne und wütet vulgär gegen das feiste Publikum der israelischen Mafia-Hochburg Netanja: „Und ich finde es total geil, diesen Donnerstagabend mit euch zu verbringen, in diesem bezaubernden Industriegebiet. Noch dazu in einem Keller just über den attraktivsten Radonvorkommen der Region. Da reiß’ ich mir doch den Arsch auf mit Witzen am Meter, stimmt’s nicht?!“
Spot on: Ecce homo! Dovele ist Stand-up-Comedian geworden, hat also seine kindlichen Überlebenstechniken professionalisiert. In David Grossmans Roman „Kommt ein Pferd in die Bar“, dessen Hauptfigur Dovele ist, wird man Zeuge seines wohl letzten Auftritts. Grossmans Übersetzerin Anne Birkenhauer erzählt auf Nachfrage, es sei das erste Mal gewesen, dass sie sich mit einer Figur ihres Autors nicht identifizieren konnte. Sie habe Dovele anfangs verachtet. Ja, es ist einem nicht auf Anhieb sympathisch, dieses dürre, böse Männchen mit seiner misanthropischen Dschungelcamp-Sprache, der Birkenhauer unter Berücksichtigung einiger kultureller Unterschiede der israelischen und deutschen Comedy-Welten die nötige Hochgeschwindigkeit verpasst hat.
David Grossman setzt gleich zu Beginn Signale, besser noch abzuwarten mit dem Urteil über seine Figur. Die Verwirrung, in die Dovele sein Publikum durch diverse Widersprüche und skrupellos dirigierte emotionale Wechselbäder stürzt, ist auch die der Leser. Wir sitzen mit im Publikum, und Dovele spuckt uns seine Antipathie ins Gesicht, zieht über Frisuren her, über zu kleine Brüste und zu fette Kinnpartien, weidet sich an debiler Zustimmung und ruft kreischend zum „Applaus fürs Nicht-Nachdenken“ auf, während er politische Positionen so schnell wechselt, wie er im Affenzahn über die Bühne rast. Eine Publikumsbeschimpfung „de luxe“.
Wer den 1954 in Jerusalem geborenen Schriftsteller und Friedensaktivisten David Grossman bisher für zu weich hielt, könnte jetzt eines besseren belehrt werden. Seine Bücher waren noch nie nur solche eines sensiblen, feinen Menschen. Wie seine Figur, die man auch als Alter Ego lesen kann, verfügt ihr Autor über eine ungeheure Härte. Seine Schonungslosigkeit liegt in der Konsequenz, mit der er ohne Rücksicht auf Virtuosität den Kern eines Gefühls freilegt, sei es durch die Zeit-Dehnung in „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ (2009) oder durch die aufgeladene Sprache seines langen Trauergedichts „Aus der Zeit fallen“ (2013). Carolin Emcke hat Grossmans Haltung einmal als „angstfreie Verletzbarkeit“ beschrieben.
Und auch Dovele ist nicht zynisch. Er ist eine Figur, die aus der Not heraus spricht und die von dieser willkürlichen „äußeren Kraft, die mit Gewalt in das Leben eines Menschen, einer Menschenseele, eindringt“ zugerichtet wurde, wie David Grossman sein Grundthema genannt hat. Dovele hat sich mit einem Schutzmantel gewappnet. Nur: Ein Schutzmantel kann einen auch verhärten lassen und den schützenswerten Kern eines Menschen verdecken. Wie wird man ihn wieder los, wenn die Sehnsucht nach diesem inneren Kern zu groß wird?
Im Roman „Stichwort: Liebe“, den Grossman vor 25 Jahren schrieb, haben seine Figuren nach einer verlorenen Kindheitsgeschichte gesucht, „die sie als Erwachsene unbedingt brauchen, um wieder zum Leben zu erwachen.“ Dovele geht ähnlich vor, auch wenn er nur noch versuchen kann, sein verkorkstes Leben mit Würde zu beenden. Er lädt sich einen Kindheitsfreund nach Netanja ein, den Ich-Erzähler, der seine eigene Geschichte von Schuld und Verlust mitbringt. „Ich möchte“, sagt Dovele ihm, „ich möchte, dass du mich siehst. Dass du mich ganz genau anschaust“. Es geht um das „innere Leuchten“, das „was von einem Menschen ausgeht, ohne dass er Kontrolle darüber hat“.
Im Roman hilft Grossman Dovele mit einem Deus-ex-machina-Trick dabei, die Kontrolle zu verlieren. Es taucht nämlich ganz ungeplant noch eine andere Figur aus seiner Vergangenheit auf. Eine reine Seele, die Dovele aus dem Konzept bringt und die wie Odysseus Amme keine Mühe hat, ihn an seinen Narben zu erkennen. Genau hier liegt die kalkulierte Sollbruchstelle des Romans, hier lässt es Grossman auch zur sprachlichen Zerreißprobe kommen: Wie den rasenden Berserker glaubwürdig mit einer Stimmung zusammenbringen, die fast schon ins Rührselige strebt?
Man möchte sagen: unwichtig. Vollkommen gleichgültig, ob das literarisch hinhaut, ob die psychologische Logik der Figur intakt bleibt. Der ganze Aufwand wird doch nur für den Vierten im Bunde betrieben, das Publikum, uns und unseren Widerstand sowohl gegen den ätzenden Schein-Zyniker wie auch gegen die reine Seele. „Wir Menschen fürchten uns vor dem, was wirklich im Innern des anderen geschieht“, hat David Grossman an anderer Stelle geschrieben. „Kommt ein Pferd in die Bar“ erzählt von dieser Furcht. Sie manifestiert sich, als das doch sonst zu allem bereite Publikum sich in dem Moment angewidert abwendet, da Dovele sich entblößt und seinen ausgemergelten, von Krankheit gezeichneten Körper zeigt. Die Geste steht für eine weiter gehende Entblößung. Sie zeigt das labile Verhältnis, die drohende Leere zwischen den Menschen.
Nur einige Wenige halten den Blick auf das aus, „was jenseits der Worte liegt, die einen Menschen beschreiben, was auch tiefer geht als die Dinge, die ihm im Leben widerfahren, die schiefgegangen und zu einem Lügengespinst geworden sind.“ Diese Wenigen sitzen am Ende des nach Unterhaltungsgesichtspunkten total gescheiterten Abends noch im fast leeren Zuschauerraum – und mit ihnen diejenigen Leserinnen und Leser, die erkennen, dass auch dieser Roman von David Grossman die Reise zur richtigen Sprache auf sich genommen hat, einer Sprache, die Verständigung ermöglicht.
Eine reine Seele erkennt
den Pseudo-Zyniker im Buch
an seinen Narben
David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar. Roman. Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer. Carl Hanser Verlag, München 2016.
256 Seiten, 19,90 Euro. E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
"Ein fabelhafter Roman." Uwe Wittstock, Focus Mai 2016
"Ein großartiges Buch. Ich werde es heftigst weiterempfehlen. ... Atmosphärisch wunderbar beschrieben." Christine Westermann, Das Literarische Quartett, 29.04.16
"Ein fantastisches Buch. ... Worum geht es letztlich in der Literatur? Zumal in der erzählenden Literatur geht es sehr stark darum, das Leben eines anderen Menschen, der einem vorher fremd gewesen ist, so zu vergegenwärtigen und so auszuerzählen, dass man diesen Menschen versteht. Und genau das tut dieses Buch über 250 Seiten. Man hat danach ein Leben miterlebt und ist von diesem Leben ergriffen worden. ... Das ist große Psychologie." Uwe Wittstock, Das Literarische Quartett, 29.04.16
"David Grossman st ein großartiges Buch gelungen, es ist atemberaubend und fesselnd bis zuletzt. Ein trauriges Buch, voller Einsichten und Fragen und Rätsel über die menschliche Natur - und am Ende mit einem Schimmer Hoffnung. Was für ein geglücktes Werk." Stefan Berkholz, WDR3, 19.04.16
"Doveles Geschichte entwickelt eine solche Wucht, eine solche existenzielle Unabweisbarkeit, dass der Leser, ganz wie Doveles Publikum, gebannt an seinen Lippen hängt. Ein großer Erzähler hat uns mit einem schlechten Witz reingelegt, um uns nur umso tiefer in den Lebensernst hineinzuziehen." Ijoma Mangold, Die Zeit, 14.04.16
"David Grossman hat mit Dovele Grinstein eine unvergessliche Figur geschaffen. Sie kommt aus der Tiefe der israelischen Gesellschaft und geht einem doch ganz unabhängig von ihrer nationalen Zugehörigkeit ans Herz - in ihrem Leid, ihrer Widerborstigkeit, ihrer Verletzlichkeit und Aggressivität. Dovele Grinstein steckt - wie auch Richter und Saalpublikum - in jedem von uns." Carsten Hueck, Ö1 Ex libris, 10.04.16
"Ein grandioses Kammerspiel zweier Männer und einer Frau um Schuld, Verrat und Selbstfindung." Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung, 06.04.16
"Es geht um verratene Freundschaft, schicksalshafte Fehlentscheidungen, Verlust und Läuterung, nicht Wiedergutzumachendes und die Sehnsucht nach Wiedergutmachung. Um das Leben, die Liebe, den Tod sowieso. Grossman verhandelt das alles virtuos in einem brillanten literarischen Experiment, dem man atemlos beiwohnt, manchmal in der Ungewissheit, ob man das unbeschadet überstehen wird." Christina Dany, Falter, 16.03.16
"Dieser Roman beeindruckt und berührt. Bei der Lektüre empfindet man das Wechselbad zwischen Comedy und Tragik intensiv, wird gezwungen, sich mit den Themen, die Grossman anspricht, auseinanderzusetzen. Themen wie Umgang mit der Vergangenheit, kollektive Gleichgültigkeit, Empathie, Schuld, Einsamkeit, Befreiung. ... David Grossman beschreibt seine Figur Dovele mit derselben Einfühlsamkeit, die auch sein ganzes Werk auszeichnet." Britta Spichiger, SRF2 Kultur, 06.03.16
"David Grossman blickt in seinem neuen Roman tief in die Psyche Israels." 3sat Kulturzeit, 02.03.16
"Die Lebensbeichte Doveles auf der Bühne, der Blick in die Hölle, die politische wie psychologische Klarsicht machen das Buch zum grandiosen Psychogramm einer Gesellschaft, die das Leid anderer ausradiert. ... Eines der eindringlichsten Bücher der Saison." Cornelia Zetzsche, Bayern 2 Diwan, 27.02.16
"Bei aller Zartheit , die durchscheint, ist der Roman so explosiv wie die israelische Wirklichkeit - und ein erzählerisches Meisterwerk über Menschlichkeit in schweren Zeiten." Marie Luise Knott, Neue Zürcher Zeitung, 16.02.16
"Ein literarisch unglaublich intensiver Text, den man nicht aus der Hand legen kann. Er schüttelt einen durch und man kann sich nicht davon befreien - so sehr springt einen diese Geschichte an. ... Ein absolut ungewöhnlicher Text mit einer tiefen Wirkung für jeden Leser." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 16.02.16
"Sehr, sehr anrührend und ungewöhnlich. ... David Grossman ist ein großes Buch gelungen." Rainer Moritz, NDR Kultur, 16.02.16
"Eine ebenso einfache wie unfassbare Geschichte, elementar, existenziell, knapp orchestriert, mit minimalem Setting, krachendem Witz und doch so abgründig, dass es einen schaudert. Er spielt mit unseren Gefühlen, krempelt uns an Leib und Seele um. Dabei ist das Ganze so unterhaltsam wie ein Abend im Varieté. ... Wie kann man das Leid eines anderen anerkennen, wie durch einen Blick zu verstehen geben, dass man es sieht? Das ist die große Frage dieses Romans, dem die Geschichte Israels ebenso in den Knochen sitzt wie David Grossmans Lebenserfahrung." Meike Feßmann, Der Tagesspiegel, 13.02.16
"Der Roman ist bei aller Zartheit, die durchscheint, finster und explosiv und auf diese Weise vollständig auf der Höhe nicht nur der israelischen Wirklichkeit. Dieses Buch dürfte nach 'Eine Frau flieht vor einer Nachricht' Grossmans Ruf als bedeutendste Stimme Israels weiter festigen." Marie Luise Knott, Deutschlandradio Kultur, 12.02.16
"David Grossman hat einen herzzerreißenden Roman über einen Comedian geschrieben, der eine Nacht lang gegen sein Trauma anspielt. ... Erst im Frieden, hat Grossman kürzlich gesagt, kann das Beste eines Volkes zum Tragen kommen. Der neue Roman, der nur in einem Saal in Netanja spielt, in den aber alles hineinragt, was Israel an ungelösten Problemen quält, führt vor, wie unendlich, wie fast unerreichbar fern diese Zeit noch ist." Martin Ebel, Die Welt, 06.02.16
"...wieder hat man ein großes Gefühl (unter so vielen Gefühlen, die ausgelöst werden: Ekel, Mitleid, Zorn...): dass man hier beim Lesen etwas erlebt, das einem nur alle paar Jahre passiert." Peter Pisa, Kurier, 06.02.16
"Diese fast schon experimentelle Textgestaltung kannte man bisher nicht von Grossman: Vom ersten Satz an trifft er in diesem Roman dennoch traumwandlerisch sicher eine wechselnde Tonlage zwischen Spaß und Ernst, der man sich nicht entziehen kann." Reinhard Helling, Jüdische Allgemeine, 04.02.16
"Bei Grossman entpuppt sich der Witz als Überlebensmöglichkeit, als Weg, um mit den Erinnerungen zu leben, die das Schicksal einem zumutet. ... Niemand, der dieses Buch liest, bleibt davon unberührt. ... Die erzählerische Intensität des neuen Romans von David Grossman rührt zu Tränen. Sie ist fast schon schmerzhaft." Claudia Voigt, Literatur Spiegel, 30.01.16
"Kein amüsanter, sondern ein schockierend-geglückter Roman. Denn in der Komik liegen Grausamkeit und Schmerz. ... 'Kommt ein Pferd in die Bar' ist ein ergreifend trauriger und grausam komischer Roman, hinter dessen Lachfalten das Elend seines Helden immer schmerzhafter hervortritt. Dieses Buch ist David Grossmans bislang riskantestes und innovativstes erzählerisches Abenteuer, immer auf Messers Schneide zwischen Farce und Tragödie, Grauen und Mitleid, Höllengelächter und Höllenpein. ... Vom Comedy-Standpunkt gesehen ein schockierend verunglückter Abend, aus literarischer Sicht jedoch ein schockierend geglückter Roman." Sigrid Löffler, Deutschlandradio Kultur Lesart, 01.02.16
"Eines der faszinierendsten Bücher, das ich seit langer Zeit gelesen habe." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 29.01.16
"Ein großartiges Buch. Ich werde es heftigst weiterempfehlen. ... Atmosphärisch wunderbar beschrieben." Christine Westermann, Das Literarische Quartett, 29.04.16
"Ein fantastisches Buch. ... Worum geht es letztlich in der Literatur? Zumal in der erzählenden Literatur geht es sehr stark darum, das Leben eines anderen Menschen, der einem vorher fremd gewesen ist, so zu vergegenwärtigen und so auszuerzählen, dass man diesen Menschen versteht. Und genau das tut dieses Buch über 250 Seiten. Man hat danach ein Leben miterlebt und ist von diesem Leben ergriffen worden. ... Das ist große Psychologie." Uwe Wittstock, Das Literarische Quartett, 29.04.16
"David Grossman st ein großartiges Buch gelungen, es ist atemberaubend und fesselnd bis zuletzt. Ein trauriges Buch, voller Einsichten und Fragen und Rätsel über die menschliche Natur - und am Ende mit einem Schimmer Hoffnung. Was für ein geglücktes Werk." Stefan Berkholz, WDR3, 19.04.16
"Doveles Geschichte entwickelt eine solche Wucht, eine solche existenzielle Unabweisbarkeit, dass der Leser, ganz wie Doveles Publikum, gebannt an seinen Lippen hängt. Ein großer Erzähler hat uns mit einem schlechten Witz reingelegt, um uns nur umso tiefer in den Lebensernst hineinzuziehen." Ijoma Mangold, Die Zeit, 14.04.16
"David Grossman hat mit Dovele Grinstein eine unvergessliche Figur geschaffen. Sie kommt aus der Tiefe der israelischen Gesellschaft und geht einem doch ganz unabhängig von ihrer nationalen Zugehörigkeit ans Herz - in ihrem Leid, ihrer Widerborstigkeit, ihrer Verletzlichkeit und Aggressivität. Dovele Grinstein steckt - wie auch Richter und Saalpublikum - in jedem von uns." Carsten Hueck, Ö1 Ex libris, 10.04.16
"Ein grandioses Kammerspiel zweier Männer und einer Frau um Schuld, Verrat und Selbstfindung." Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung, 06.04.16
"Es geht um verratene Freundschaft, schicksalshafte Fehlentscheidungen, Verlust und Läuterung, nicht Wiedergutzumachendes und die Sehnsucht nach Wiedergutmachung. Um das Leben, die Liebe, den Tod sowieso. Grossman verhandelt das alles virtuos in einem brillanten literarischen Experiment, dem man atemlos beiwohnt, manchmal in der Ungewissheit, ob man das unbeschadet überstehen wird." Christina Dany, Falter, 16.03.16
"Dieser Roman beeindruckt und berührt. Bei der Lektüre empfindet man das Wechselbad zwischen Comedy und Tragik intensiv, wird gezwungen, sich mit den Themen, die Grossman anspricht, auseinanderzusetzen. Themen wie Umgang mit der Vergangenheit, kollektive Gleichgültigkeit, Empathie, Schuld, Einsamkeit, Befreiung. ... David Grossman beschreibt seine Figur Dovele mit derselben Einfühlsamkeit, die auch sein ganzes Werk auszeichnet." Britta Spichiger, SRF2 Kultur, 06.03.16
"David Grossman blickt in seinem neuen Roman tief in die Psyche Israels." 3sat Kulturzeit, 02.03.16
"Die Lebensbeichte Doveles auf der Bühne, der Blick in die Hölle, die politische wie psychologische Klarsicht machen das Buch zum grandiosen Psychogramm einer Gesellschaft, die das Leid anderer ausradiert. ... Eines der eindringlichsten Bücher der Saison." Cornelia Zetzsche, Bayern 2 Diwan, 27.02.16
"Bei aller Zartheit , die durchscheint, ist der Roman so explosiv wie die israelische Wirklichkeit - und ein erzählerisches Meisterwerk über Menschlichkeit in schweren Zeiten." Marie Luise Knott, Neue Zürcher Zeitung, 16.02.16
"Ein literarisch unglaublich intensiver Text, den man nicht aus der Hand legen kann. Er schüttelt einen durch und man kann sich nicht davon befreien - so sehr springt einen diese Geschichte an. ... Ein absolut ungewöhnlicher Text mit einer tiefen Wirkung für jeden Leser." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 16.02.16
"Sehr, sehr anrührend und ungewöhnlich. ... David Grossman ist ein großes Buch gelungen." Rainer Moritz, NDR Kultur, 16.02.16
"Eine ebenso einfache wie unfassbare Geschichte, elementar, existenziell, knapp orchestriert, mit minimalem Setting, krachendem Witz und doch so abgründig, dass es einen schaudert. Er spielt mit unseren Gefühlen, krempelt uns an Leib und Seele um. Dabei ist das Ganze so unterhaltsam wie ein Abend im Varieté. ... Wie kann man das Leid eines anderen anerkennen, wie durch einen Blick zu verstehen geben, dass man es sieht? Das ist die große Frage dieses Romans, dem die Geschichte Israels ebenso in den Knochen sitzt wie David Grossmans Lebenserfahrung." Meike Feßmann, Der Tagesspiegel, 13.02.16
"Der Roman ist bei aller Zartheit, die durchscheint, finster und explosiv und auf diese Weise vollständig auf der Höhe nicht nur der israelischen Wirklichkeit. Dieses Buch dürfte nach 'Eine Frau flieht vor einer Nachricht' Grossmans Ruf als bedeutendste Stimme Israels weiter festigen." Marie Luise Knott, Deutschlandradio Kultur, 12.02.16
"David Grossman hat einen herzzerreißenden Roman über einen Comedian geschrieben, der eine Nacht lang gegen sein Trauma anspielt. ... Erst im Frieden, hat Grossman kürzlich gesagt, kann das Beste eines Volkes zum Tragen kommen. Der neue Roman, der nur in einem Saal in Netanja spielt, in den aber alles hineinragt, was Israel an ungelösten Problemen quält, führt vor, wie unendlich, wie fast unerreichbar fern diese Zeit noch ist." Martin Ebel, Die Welt, 06.02.16
"...wieder hat man ein großes Gefühl (unter so vielen Gefühlen, die ausgelöst werden: Ekel, Mitleid, Zorn...): dass man hier beim Lesen etwas erlebt, das einem nur alle paar Jahre passiert." Peter Pisa, Kurier, 06.02.16
"Diese fast schon experimentelle Textgestaltung kannte man bisher nicht von Grossman: Vom ersten Satz an trifft er in diesem Roman dennoch traumwandlerisch sicher eine wechselnde Tonlage zwischen Spaß und Ernst, der man sich nicht entziehen kann." Reinhard Helling, Jüdische Allgemeine, 04.02.16
"Bei Grossman entpuppt sich der Witz als Überlebensmöglichkeit, als Weg, um mit den Erinnerungen zu leben, die das Schicksal einem zumutet. ... Niemand, der dieses Buch liest, bleibt davon unberührt. ... Die erzählerische Intensität des neuen Romans von David Grossman rührt zu Tränen. Sie ist fast schon schmerzhaft." Claudia Voigt, Literatur Spiegel, 30.01.16
"Kein amüsanter, sondern ein schockierend-geglückter Roman. Denn in der Komik liegen Grausamkeit und Schmerz. ... 'Kommt ein Pferd in die Bar' ist ein ergreifend trauriger und grausam komischer Roman, hinter dessen Lachfalten das Elend seines Helden immer schmerzhafter hervortritt. Dieses Buch ist David Grossmans bislang riskantestes und innovativstes erzählerisches Abenteuer, immer auf Messers Schneide zwischen Farce und Tragödie, Grauen und Mitleid, Höllengelächter und Höllenpein. ... Vom Comedy-Standpunkt gesehen ein schockierend verunglückter Abend, aus literarischer Sicht jedoch ein schockierend geglückter Roman." Sigrid Löffler, Deutschlandradio Kultur Lesart, 01.02.16
"Eines der faszinierendsten Bücher, das ich seit langer Zeit gelesen habe." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 29.01.16