"Man kann nicht nicht kommunizieren", dieses Zitat Watzlawicks ist schon fast zum Gemeinplatz geworden, der keinen mehr zum Nachdenken bringt. Klar, das ist ja selbstverständlich, und deshalb weiß ich ja auch schon immer, dass und vor allem auch was mir mein Gegenüber - auch wenn es ein Mensch mit schwersten Beeinträchtigungen ist - mit seinem Verhalten mitzuteilen hat. Nur allzu leicht geschieht es dabei, dass ich mit all meinem Schon-längst-Verstanden-Haben mein Gegenüber als Partner bereits wieder verliere. In Kommunikation zu treten, gemeinsam Beziehung aufzubauen, setzt Partnerschaft voraus: Sie als Bezugsperson nehmen den anderen ernst, erkennen sein Recht an, so zu sein, wie es ist, selbst mit all den Eigenschaften, die Sie nicht verstehen können. Sie akzeptieren den Umstand, dass Sie zunächst - und immer wieder - nichts von ihm wissen, ja wissen können, bevor er es Ihnen nicht selbst mitgeteilt hat. Auch dann können Sie letztlich nie sicher sein, ihn verstanden zu haben, bestenfalls scheint er Sie in seiner Reaktion auf Ihren Antwortversuch zu bestätigen. Zu dieser Partnerschaft sind Sie jedoch nur bereit, wenn Sie sich selbst akzeptieren können, sich von dem Zwang befreien, sich zu rechtfertigen, Ihre Kompetenz beweisen zu müssen. Das setzt die Fähigkeit voraus, zu sich selbst zu stehen, in Gelassenheit, auch ganz leiblich. Sie lernen unterscheiden zwischen sachlicher Reflexion und Kritik Ihres Handelns einerseits und (selbst-)bewertender Beurteilung andererseits. Vor allem sind Sie in der Lage zu handeln, etwas zu tun, neue Erfahrungen zu sammeln, sich auch von Ihrer Intuition leiten zu lassen, ohne sich stets auf Literatur und Kapazitäten des Fachs berufen zu müssen. Sie nehmen das Risiko in Kauf, Fehler zu machen, um daraus zu lernen, selbstverständlich unter fortgesetzter kritischer Reflexion, die Betroffene und Angehörige, Fachkolleginnen und -kollegen einbezieht. Unter diesen Voraussetzungen können Sie von dem vorliegenden Werkheft profitieren, das auch in seiner Sprache versucht so kommunikativ wie möglich zu sein. Fühlen Sie sich persönlich angesprochen, als Leserin und Leser, als Kollegin und Kollege oder als Frau oder Mann, die im privaten Umfeld mit einem Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen zu tun hat, auf der Suche nach Ihrem eigenen Weg, verantwortlich Ihre Beziehung zu diesem Menschen zu gestalten.