Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Universität Mannheim, Sprache: Deutsch, Abstract: Der "Frauendienst" Ulrichs von Lichtenstein, entstanden um 1255, ist eine stilisierte Autobiographie des Autors, in der er sein Leben bezüglich seines Diensts als Minneritter beschreibt. Das Werk zeigt exemplarisch den vorbildlichen höfischen Ritter Ulrich, wie er den Minnedienst an zwei verschiedenen Damen leistet. Die als Tatsachen dargestellten Episoden sind durchaus nicht immer ernst zu nehmen, übertreibt der Autor doch stark seine Verehrung der ersten Dame, deren Handwaschwasser er zu trinken vorgibt und der er zum Beweis für die Aufrichtigkeit seines Minnediensts seinen abgeschlagenen Finger zukommen lässt, eingebunden in ein Buch mit Minneliedern. An solchen und ähnlichen Stellen wird deutlich, dass der Autor selbst das Konzept der hohen Minne nicht ohne Ironie gesehen hat. Dieses sah vor, dass ein Adeliger mit dichterischen und kämpferischen Mitteln um eine Dame von höherem Stand als dem eigenen warb - mit dem einzigen Ziel, das eigene Ansehen und das ihre zu vermehren. Nahm die Dame den Dienst an, bedeutete das zugleich eine soziale Aufwertung des Minneritters. War er wiederum erfolgreich bei Turnieren, die er in ihrem Namen besuchte, wurde sein Ruhm automatisch auch ihr zuteil usw. So gesehen handelte es sich für beide Seiten um eine Zweckbeziehung. Die wirkliche Minneerfüllung war nicht Teil des Konzepts, da ansonsten der Kreislauf von wechselseitiger Ehrvermehrung unterbrochen worden wäre. Einen weiteren wichtigen Aspekt der hohen Minne stellte die vollkommene Idealisierung der jeweiligen Minneherrin dar, die demnach reine Tugend, Keuschheit und Schönheit in einem verkörperte. Die Aufgabe dieser Hausarbeit soll jedoch nicht sein, das Minnekonzept anhand des "Frauendiensts" zu erläutern; es soll vielmehr etwas untersucht werden, das der Minne zugrunde liegt - die Kommunikation. Zu Zeiten Ulrichs von Lichtenstein, besonders im Minnekontext, wurde meist auf indirektem Wege kommuniziert. Dies erfolgte zum Beispiel über Briefe, Boten oder Büchlein. Sie dienten dazu, Distanz zu überbrücken und körperliche Anwesenheit zu ersetzen. Welche kommunikative Bedeutung hatten sie? Wie eng waren Schriftlichkeit und Körperlichkeit im Mittelalter miteinander verknüpft? Warum konnte die Schrift das Wort ersetzen, sowie der Körper die Schrift? Im Folgenden sollen am Beispiel des "Frauendiensts" verschiedene Formen der Kommunikation, deren Bedeutung und ihre Verwebung miteinander untersucht werden.
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