Seit Mitte der 80er-Jahre erfindet Heiner Goebbels das Musiktheater neu. Er ist Komponist, Regisseur und Theatermacher in einer Person. Goebbels arbeitet mit Schauspielern, Sängern, Musikern, Schriftstellern, bildenden Künstlern und Bühnenbildnern aus vielen Ländern zusammen, deren künstlerische Ausdrucksformen er in seinen Kompositionen wirkungsvoll miteinander verbindet. Das bisher einzige Buch über Goebbels umfasst Texte von ihm selbst und über ihn. Es ist nach thematischen Schwerpunkten gegliedert: Der renommierte Musikkritiker Wolfgang Sandner setzt sich in einem biografischen Essay mit dem Leben und Werk des Komponisten auseinander. Musik- und theatertheoretische Texte von Goebbels und den verschiedensten Kennern seiner Arbeiten (u. a. Heiner Müller, Helmut Heissenbüttel), sowie zwei Libretti ("Max Black", "Die Wiederholung"), Partiturauszüge und Spielanleitungen geben Einblick in die Praxis des Komponisten. Im Anhang finden sich Vita, Werkverzeichnis und Diskografie. Zahlreiche Farbfotos vermitteln einen optischen Eindruck von Heiner Goebbels' Inszenierungen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2002WOLFGANG SANDNER, Musikredakteur im Feuilleton dieser Zeitung, hat ein Buch herausgegeben über den Komponisten und Regisseur Heiner Goebbels, der mit seinen Hörstücken, Orchesterwerken, vor allem aber mit Kompositionen und Inszenierungen für die Bühne eine neue Tonsprache entwickelt hat. Goebbels kommt aus der alternativen Szene Frankfurts. Er war Mitbegründer des sogenannten Linksradikalen Blasorchesters, wirkte in Jazzgruppen, war musikalischer Leiter am Schauspiel Frankfurt in der Ära Peter Palitzsch, schuf zahlreiche Werke in Zusammenarbeit mit Heiner Müller und gehört heute zu der Handvoll internationaler Exponenten eines experimentellen Musiktheaters. Der Band enthält unter anderem Essays von Heiner Müller, Helmut Heißenbüttel, Danielle Cohen-Levinas, Hans-Thies Lehmann sowie vom Komponisten selbst. (Wolfgang Sandner: "Heiner Goebbels - Komposition als Inszenierung". Henschel Verlag, Berlin 2002. 240 S., geb., zahlr. Abb., 29,90 [Euro].)
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In seiner kurzen Rezension stuft Sebastian Werr das Buch mit Texten von und über den Avantgarde-Komponisten Heiner Goebbels knapp als "lesenswert" ein. Denn das Buch zeige den Weg, den das Musiktheater des 21. Jahrhunderts einschlagen könne. Goebbels, erklärt der Rezensent, schere sich nicht um die "kompositorische und intellektuelle Wahrheit", sondern er versuche Sprache, Musik, Farben, Formen und Flächen in einen "kontinuierlichen Schwebezustand" zu versetzen, der sich erst im Zuschauer selbst verfestigt. Außerdem zeige Goebbels im Gegensatz zur alten Avantgarde keine Berührungsängste mit "verbrauchtem Material". Der Komponist plädiere "für den bewussten Umgang mit dem Vorgefundenen, was Popmusik bis zum Techno ebenso einschließt wie Geräusche des täglichen Lebens".
© Perlentaucher Medien GmbH
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