Der hier publizierte Briefwechsel richtet das Augenmerk der Historischen Sozialisationsforschung auf die vernachlässigten Dimensionen von Religiosität und Konfessionalität. Religiöse Erziehung bedeutete in der württembergischen pietistischen Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert vor allem auch die Nötigung zum Bekenntnis der eigenen Sündhaftigkeit und Zwang zur Bekehrung - bei Androhung der ewigen Verdammnis. Emotionaler Druck erzeugte nicht nur Angst und Selbstzweifel, sondern führte in vielen Fällen zu tragischen Eltern-Kind-Konstellationen, zu Leidensgeschichten, zu Ausbrüchen aus diesem als bedrückend und bedrohlich empfundenen Milieu. Der Briefwechsel des Johannes Benedikt Stanger dokumentiert einen solchen Ausbruch mit all seinem Leid und all seinen Verletzungen.