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Hoch und Tief, Aufschwung und Abschwung, Prosperität und Rezession - die wirtschaftliche Entwicklung wird heute wie selbstverständlich als Wellenbewegung wahrgenommen und beschrieben. Eine der wichtigsten Theorien zum zyklischen Verlauf der Konjunktur geht auf Joseph A. Schumpeter zurück, der sich schon früh mit dem Phänomen konjunktureller Wechsellagen im Verlauf des Wirtschaftsprozesses beschäftigt hatte. 1939 präzisierte er diesen Problemansatz in seinem voluminösen Band »Business Cycles«, dessen deutsche Übersetzung jetzt wieder in neuer Ausstattung vorliegt. Diese neue Textausgabe ist um…mehr

Produktbeschreibung
Hoch und Tief, Aufschwung und Abschwung, Prosperität und Rezession - die wirtschaftliche Entwicklung wird heute wie selbstverständlich als Wellenbewegung wahrgenommen und beschrieben. Eine der wichtigsten Theorien zum zyklischen Verlauf der Konjunktur geht auf Joseph A. Schumpeter zurück, der sich schon früh mit dem Phänomen konjunktureller Wechsellagen im Verlauf des Wirtschaftsprozesses beschäftigt hatte. 1939 präzisierte er diesen Problemansatz in seinem voluminösen Band »Business Cycles«, dessen deutsche Übersetzung jetzt wieder in neuer Ausstattung vorliegt. Diese neue Textausgabe ist um eine neu geschriebene, fundierte Einführung ergänzt, die Schumpeters »Konjunkturzyklen« in den Kontext der wissenschaftlichen Forschung einordnet.
Autorenporträt
Joseph Alois Schumpeter (1883-1950) war einer der bedeutendsten Nationalökonomen des 20. Jahrhunderts. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Wien lehrte er an den Universitäten Czernowitz, Graz, Bonn und bis zu seinem Tod in Harvard.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2008

Im Schatten von Keynes
Joseph Schumpeters Werke aus den dreißiger Jahren

Im Jahre 1929 kündigte der Verlag Julius Springer ein Buch des damals in Bonn lehrenden bekannten österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter (1883 bis 1950) mit dem Titel "Geld und Währung" an. Doch Schumpeter gab das Manuskript nicht frei, weil er es überarbeiten und um einen zweiten Band ergänzen wollte.

Der Text verschwand in einem Safe des Bonner Ökonomen Arthur Spiethoff, da Schumpeter zunächst für einige Zeit nach Harvard und dann auf eine Weltreise ging. Als Schumpeter 1931 nach Bonn zurückkehrte, teilte er Spiethoff mit, eine Veröffentlichung seines "Geldbuches" komme nicht mehr in Frage. Im Jahr zuvor hatte John Maynard Keynes seinen berühmten "Treatise on Money" veröffentlicht, der viele Parallelen zu Schumpeters Arbeit besaß. Keynes hatte ihn ausgestochen - eine äußerst bittere Erfahrung für einen so selbstbewussten Mann wie Schumpeter.

Ganz gab der Österreicher den Text dennoch nicht verloren, als er 1932 eine Professur in Harvard antrat. In Amerika angekommen, begann er, sein eigenes "Geldbuch" mit dem Ziel einer Veröffentlichung zu überarbeiten. Doch dann brachte Schumpeter die Weltwirtschaftskrise auf den Gedanken, zunächst ein bedeutendes "Krisenbuch" zu schreiben, das sich mit dem Konjunkturphänomen befassen würde. Erscheinen sollte das "Krisenbuch" im Jahre 1935. Aber der Österreicher verbiss sich in die Materie, verzögerte den Manuskriptabschluss - und wurde wieder von John Maynard Keynes ausgestochen, der 1936 seine "General Theory" und damit das maßgebliche "Krisenbuch" veröffentlichte. Verbittert schrieb Schumpeter eine wenig schmeichelhafte Rezension der "General Theory", doch den Triumph seines britischen Rivalen konnte er damit auch nicht mehr verhindern.

Der Rest der Geschichte ist rasch erzählt. Schumpeter arbeitete weiter an seinem "Krisenbuch", das auf mehr als 1000 Seiten anwuchs und 1939 unter dem Titel "Business Cycles" auf den Markt kam. Etwa zeitgleich wurde eine englischsprachige Ausgabe von Schumpeters "Geldbuch" angekündigt, die aber nie das Licht der Welt erblickte. Stattdessen widmete sich Schumpeter ab dem Ende der dreißiger Jahre seiner zweibändigen "Geschichte der ökonomischen Analyse", die postum erschien.

Der Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht hat nun in zweiter Auflage deutschsprachige Ausgaben des "Geldbuches", dessen Manuskript sich in Schumpeters Nachlass fand, und des "Krisenbuches" (unter dem Titel "Konjunkturzyklen") veröffentlicht. Im vergangenen Jahr hatten die Göttinger eine zweite Auflage der "Geschichte der ökonomischen Analyse" präsentiert.

Die beiden jetzt wieder veröffentlichten Werke sind sehr unterschiedlich. "Das Wesen des Geldes" ist mit 341 Seiten noch übersichtlich geraten und verlangt keine allzu großen Vorkenntnisse. Obgleich das Manuskript fast 80 Jahre alt ist und auf noch älteren Vorarbeiten gründet, lässt es sich noch heute mit Gewinn lesen. Denn im Unterschied zu Lehrbüchern moderner Autoren, die sich weitgehend auf die Funktionen und die ökonomischen Wirkungen des Geldes beschränken und deren zweifelhaften Höhepunkt nicht selten eine Anhäufung mathematischer Formeln bildet, schrieb mit Schumpeter ein wirklicher Gelehrter über das Geld.

Schumpeter wollte das Wesen des Geldes ergründen, und dafür reihte er soziologische, historische und ökonomische Analysen aneinander, wie es seiner breiten Bildung sowie seiner methodologischen und ideologischen Ungebundenheit entsprach. Gleich zu Beginn des Buches findet sich Schumpeters berühmtes Zitat: "Der Zustand des Geldwesens eines Volkes ist ein Symptom aller seiner Zustände: Dass ein Defizit im Staatshaushalt, dass auch ohne Defizit Art und Geist der Finanzpolitik, dass jede wirtschaftsfördernde oder wirtschaftshemmende handels- und gewerbepolitische Maßregel, dass endlich Aufschwung oder Verfall des Wirtschaftslebens grundsätzlich immer, wenn auch nicht in jedem Falle gleich sichtbar, auf die Währung wirken muss..." Man muss das so nicht für richtig halten, aber ohne jeden Zweifel lassen sich über Schumpeters Ansichten anregendere Gespräche führen als über moderne Geldmengen- oder Taylorregeln, deren Erörterung sich rasch in folgenlosen Debatten über ökonometrische Techniken verliert.

Während "Das Wesen des Geldes" die Zeiten überdauert hat, fällt das Urteil über die "Konjunkturzyklen" weniger günstig aus. Das Buch besteht aus mehr als 1100 Seiten, und Schumpeter selbst war der Auffassung, ein Leser benötige 150 Stunden (!) , um das Werk zu verstehen und zu verarbeiten. Hinzu kommt, dass es - vielleicht zu Unrecht - als veraltet gilt und kein Mangel an zuverlässigen zeitgenössischen Lehrbüchern besteht. Des ungeachtet bezeugen auch die "Konjunkturzyklen" eine seltene, beeindruckende und man möchte fast sagen einschüchternde Gelehrsamkeit.

GERALD BRAUNBERGER

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