In weiten Teilen der Psychologie wird die Subjektivität des Menschen abstrahierend ausgeklammert, um das Verhalten nach dem Vorbild der Physik objektiv erklären zu können. Die Subjektivität zu rekonkretisieren bedeutet, der Lebenswirklichkeit des Menschen nicht mehr auszuweichen. Ausgehend von dieser Vorstellung soll das Programm einer realitätsgerechten, an der Handlungswelt orientierten konkreten Psychologie entwickelt werden. Die Unterscheidung zwischen einer abstrakten, vorwiegend laboratoriumsexperimentell orientierten und einer konkreten, lebensnahen Psychologie hatte bereits Carl Stumpf…mehr
In weiten Teilen der Psychologie wird die Subjektivität des Menschen abstrahierend ausgeklammert, um das Verhalten nach dem Vorbild der Physik objektiv erklären zu können. Die Subjektivität zu rekonkretisieren bedeutet, der Lebenswirklichkeit des Menschen nicht mehr auszuweichen. Ausgehend von dieser Vorstellung soll das Programm einer realitätsgerechten, an der Handlungswelt orientierten konkreten Psychologie entwickelt werden. Die Unterscheidung zwischen einer abstrakten, vorwiegend laboratoriumsexperimentell orientierten und einer konkreten, lebensnahen Psychologie hatte bereits Carl Stumpf im Jahre 1907 vorgenommen. Er plädierte dafür, zunächst nur die erstere auszubauen. Historisch ist es so geworden, dass es bei dieser Empfehlung blieb und die wissenschaftliche Psychologie eine eher abstrakte Wirkung entfaltete. Diese unvollständige Psychologie bedarf der Ergänzung, um eine angemessenere Humanwissenschaft zu werden. Mit dem vorliegenden Band soll dazu ein erster Schritt getan und der Umriss eines anschlussfähigen Programms aufgezeigt werden, das im Sinne einer Gestaltungsanalyse dem Aspekt der Intentionalität des Psychischen ebenso Rechnung trägt wie den Dimensionen der kulturgeschichtlichen Gewordenheit (Entstehungsanalyse) und des gesellschaftlichen Wandels (Veränderungsanalyse).
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Autorenporträt
Professor Dr. Gerd Jüttemann ist seit 1974 Hochschullehrer im Fachgebiet Persönlichkeitspsychologie der Technischen Universität Berlin mit den Arbeitsschwerpunkten Qualitative Methoden, Biografieforschung, Persönlichkeitspsychologie und Historische Psychologie.
Inhaltsangabe
1;Inhaltsverzeichnis;6 2;Vorwort;10 3;I. Ziele und Perspektiven;12 3.1;Konkrete Psychologie als Anspruch und Programm;14 3.2;Konkrete Psychologie: Alltägliche Lebensführung und Handlungswelt;41 3.3;Psychologie ohne Grenzen: Von den Mosaiksteinen zur integralen Perspektive;61 3.4;Zwölf Ansatzpunkte zur Förderung einer praxisbezogenen Psychologie;72 3.5;Der Objektivitätsbegriff in der Psychologie: Auswirkungen auf Methodenvielfalt und Wirkungsmöglichkeiten der Psychologie;83 3.6;Psychologie in der Autogenese;95 3.7;Vom Wandern in Seelenlandschaften;110 4;II. Ein naheliegender Begriff und seine Geschichte;126 4.1;Wer denkt abstrakt? Konkrete Allgemeinheit bei Hegel;128 4.2;Gehört der Ton zur Geige oder zum Geiger? Oder: Wie konkret ist Politzers " Konkrete Psychologie"?;139 4.3;Die Psychologie der kulturhistorischen Schule als konkrete Psychologie;151 4.4;Abstrakte und konkrete Psychologie - in wissenschaftshistorischer und wissenschaftstheoretischer Perspektive;163 5;III. Wegbereiter einer anschlussfähigen Psychologie;176 5.1;Kritik der abstrakten Psychologie. Mit Anmerkungen zur Dilthey- Ebbinghaus- Kontroverse;178 5.2;Hans Thomae: Vertreter einer konkreten Persönlichkeitspsychologie;194 5.3;William Stern als Befürworter einer konkreten Psychologie: Von den Anfängen bis zum Lebensfilm;207 5.4;Konkretheit als Geschichtlichkeit - Klaus F. Riegel und das Desiderat einer diachronen Psychologie;222 6;IV. Allgemeine Reflexionen aus Forschung und Praxis;236 6.1;Mögliche Wege der Erkenntnis in den Bildungswissenschaften;238 6.2;Entwicklungspsychologie als Historische Anthropologie. Das Verhältnis von Sein und Bewusstsein in der Weltgeschichte;254 7;V. Exemplarische Felder;266 7.1;Sozialer Wandel durch kollektives Handeln: Barrieren und Perspektiven für eine relevante Sozialpsychologie;268 7.2;Selbstdarstellung und Performanz: abstrakte und konkrete Zugänge zum Menschen als Schauspieler;280 7.3;Die Kombination idiographischer und nomothetischer Herangehensweisen an Projekte von besonderer Praxisnähe. Mehrebenenanalysen über den Zusammenhang von Persönlichkeit und Mobbing in Schulklassen;293 7.4;Möglichkeiten der wissenschaftlichen Psychologie zur Fundierung der Personalarbeit in der Wirtschaft;305 7.5;Hitler und die Deutschen: Konkrete Psychologie am Beispiel einer Inhaltsanalyse von Tagebüchern aus der Zeit des Dritten Reichs;319 7.6;Krisen und Routinen. Über einen aktuellen Anwendungsfall konkreter Psychologie;335 8;Autorenverzeichnis;348
1;Inhaltsverzeichnis;6 2;Vorwort;10 3;I. Ziele und Perspektiven;12 3.1;Konkrete Psychologie als Anspruch und Programm;14 3.2;Konkrete Psychologie: Alltägliche Lebensführung und Handlungswelt;41 3.3;Psychologie ohne Grenzen: Von den Mosaiksteinen zur integralen Perspektive;61 3.4;Zwölf Ansatzpunkte zur Förderung einer praxisbezogenen Psychologie;72 3.5;Der Objektivitätsbegriff in der Psychologie: Auswirkungen auf Methodenvielfalt und Wirkungsmöglichkeiten der Psychologie;83 3.6;Psychologie in der Autogenese;95 3.7;Vom Wandern in Seelenlandschaften;110 4;II. Ein naheliegender Begriff und seine Geschichte;126 4.1;Wer denkt abstrakt? Konkrete Allgemeinheit bei Hegel;128 4.2;Gehört der Ton zur Geige oder zum Geiger? Oder: Wie konkret ist Politzers " Konkrete Psychologie"?;139 4.3;Die Psychologie der kulturhistorischen Schule als konkrete Psychologie;151 4.4;Abstrakte und konkrete Psychologie - in wissenschaftshistorischer und wissenschaftstheoretischer Perspektive;163 5;III. Wegbereiter einer anschlussfähigen Psychologie;176 5.1;Kritik der abstrakten Psychologie. Mit Anmerkungen zur Dilthey- Ebbinghaus- Kontroverse;178 5.2;Hans Thomae: Vertreter einer konkreten Persönlichkeitspsychologie;194 5.3;William Stern als Befürworter einer konkreten Psychologie: Von den Anfängen bis zum Lebensfilm;207 5.4;Konkretheit als Geschichtlichkeit - Klaus F. Riegel und das Desiderat einer diachronen Psychologie;222 6;IV. Allgemeine Reflexionen aus Forschung und Praxis;236 6.1;Mögliche Wege der Erkenntnis in den Bildungswissenschaften;238 6.2;Entwicklungspsychologie als Historische Anthropologie. Das Verhältnis von Sein und Bewusstsein in der Weltgeschichte;254 7;V. Exemplarische Felder;266 7.1;Sozialer Wandel durch kollektives Handeln: Barrieren und Perspektiven für eine relevante Sozialpsychologie;268 7.2;Selbstdarstellung und Performanz: abstrakte und konkrete Zugänge zum Menschen als Schauspieler;280 7.3;Die Kombination idiographischer und nomothetischer Herangehensweisen an Projekte von besonderer Praxisnähe. Mehrebenenanalysen über den Zusammenhang von Persönlichkeit und Mobbing in Schulklassen;293 7.4;Möglichkeiten der wissenschaftlichen Psychologie zur Fundierung der Personalarbeit in der Wirtschaft;305 7.5;Hitler und die Deutschen: Konkrete Psychologie am Beispiel einer Inhaltsanalyse von Tagebüchern aus der Zeit des Dritten Reichs;319 7.6;Krisen und Routinen. Über einen aktuellen Anwendungsfall konkreter Psychologie;335 8;Autorenverzeichnis;348
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