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Konrad Adenauer hat als Oberbürgermeister der Stadt Köln die Entwicklung seiner Heimatstadt und der Region in der Weimarer Republik energisch vorangetrieben und auch über die Region hinaus im Provinzialverband der Rheinprovinz und im Preußischen Staatsrat politisch gestaltend gewirkt. Der Bonner Sozial- und Wirtschaftshistoriker Günther Schulz und seine Mitarbeiter Simon Ebert und Bettina Hinterthür haben in zahlreichen Archiven umfangreiches Material zu Adenauers Wirken gesichtet und eine Auswahl von aussagekräftigen Dokumenten zusammengetragen. Die vorliegende zeithistorisch-biographische…mehr

Produktbeschreibung
Konrad Adenauer hat als Oberbürgermeister der Stadt Köln die Entwicklung seiner Heimatstadt und der Region in der Weimarer Republik energisch vorangetrieben und auch über die Region hinaus im Provinzialverband der Rheinprovinz und im Preußischen Staatsrat politisch gestaltend gewirkt. Der Bonner Sozial- und Wirtschaftshistoriker Günther Schulz und seine Mitarbeiter Simon Ebert und Bettina Hinterthür haben in zahlreichen Archiven umfangreiches Material zu Adenauers Wirken gesichtet und eine Auswahl von aussagekräftigen Dokumenten zusammengetragen. Die vorliegende zeithistorisch-biographische Dokumentation führt in die zeitgenössischen Rahmenbedingungen ein. Adenauers Tätigkeit auf zahlreichen Gebieten wird durch Dokumente belegt und illustriert. So entsteht ein facettenreicher Einblick in das politische Wirken und das Leben Konrad Adenauers in der Weimarer Republik. Die Publikation soll sowohl als Lesebuch für eine interessierte breite Öffentlichkeit dienen als auch weitere wissenschaftliche Forschungen anregen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2008

Mer losse d'r Dom en Kölle
Quellen zu Adenauers Oberbürgermeisterzeit 1917 bis 1933

Während die Quellen zur Ära Adenauer reichlich sprudeln, ist für die Zeit als Oberbürgermeister eher Dürre angesagt. Die Kölner Akten sind im Krieg verbrannt. Die private Korrespondenz beschlagnahmte im Sommer 1944 die Gestapo. Nur durch einen glücklichen Zufall ist ein Teil seiner persönlichen Registratur erhalten geblieben. Sie enthält interessante, aber doch begrenzte Einblicke in sein politisches Wirken. Insgesamt ist die Quellenlage als unbefriedigend zu bezeichnen.

Es ist daher begrüßenswert, wenn ver-sucht wird, durch eine Quellensammlung seine Politik zu verdeutlichen. Im Kaiser-reich hatten die Kommunen eine unvergleichlich starke Stellung, und ihre Oberbürgermeister bildeten eine politische Elite ganz eigener Art. Adenauer kam erst spät - und zwar 1917 - in dieses Amt, aber er ist von ihm geprägt worden. Selbst unter den ungünstigeren Bedingungen der Weimarer Republik ist er als der bedeutendste Oberbürgermeister der Epoche anzusprechen. Die hier abgedruckten Quellen sind nach Sachgebieten geordnet, denen einleitende Kapitel vorangestellt werden, die in die Materie einführen sollen. Die Dokumente sind von unterschiedlicher Bedeutung. Darüber ist nicht zu rechten. Allerdings bleiben Fragen. Der Abschnitt über die Parteien kann nicht befriedigen. Warum wird das enge, freundschaftlich gefärbte Verhältnis zum Prälaten Kaas, dem Vorsitzenden der Zentrumspartei, nicht angesprochen? Die Darstellung von Adenauers Verhältnis zur SPD ist schief. Es wird der Eindruck vermittelt, als ob durchweg eine konstruktive Zusammenarbeit bestanden habe. Das ist irreführend. Denn die spektakuläre Prestigepolitik nach 1926, Mülheimer Brücke und "Pressa", wurde von der SPD scharf abgelehnt, und die Wahlen von 1929 zeigten eine erbitterte Konfrontation. Das Kapitel über die "Rheinlandbewegung", wie man es mit dem Separatismus zu halten habe, hat keinen wissenschaftlichen Anspruch. Es fällt mehr in den Bereich rheinischen Brauchtums und Heimatpflege.

Am interessantesten sind die Stücke zur kommunalen Selbstverwaltung und ihrer Gefährdung. So zeigt eine Rede aus dem Jahre 1926 den OB im Kampf um die finanzielle Lebensfähigkeit der Kommunen. Seine Kritik zielt vor allem auf die preußische Regierung und damit die SPD, die "umfassende und tiefe Eingriffe in die Selbstverwaltung" vornehme. Adenauers Bestreben war es, den Städten ihre finanzielle Selbständigkeit wieder zu verschaffen. Er forderte das "Zuschlagsrecht auf die Einkommensteuer" zurück, also das Recht, auf die staatliche Einkommensteuer einen kommunalen Zuschlag zu erheben. Denn für ihn beruhte die Selbstverwaltung auf der eigenen finanziellen Basis. Alle seine Kölner Reformvorhaben - vom Grüngürtel bis zur Universitätsgründung - waren unter dieser stillschweigenden Voraussetzung geschaffen worden. Die Hoffnung auf eine Revision war jedoch ein Irrtum, für den er mit den Kölner Schuldenproblemen schwer bezahlen musste. Nach 1945 hatte die finanziell abgesicherte Selbständigkeit der Kommunen erst recht keine Chance mehr, aber ist es so falsch, wenn leistungsorientierte Kommunen aus eigener Kraft eine neue Schule bauen, anstatt geduldig auf die staatliche Mittelzuweisung zu warten?

HENNING KÖHLER

Günther Schulz (Herausgeber): Konrad Adenauer 1917-1933. Dokumente aus den Kölner Jahren. SH-Verlag, Köln 2007. 424 S., 19,80 [Euro].

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