Eine Umarmung tut allen gut.
Konrad Kröterich von Keks lebt allein. Er liebt es, sich mit seinem Spiegelbild zu unterhalten und staunt, was für ein amüsanter Gesprächspartner er doch ist. Eines Tages wachter auf und ruft zu sich selbst. »Ich habe von der schönsten Umarmung geträumt". Sofort macht er sich auf die Suche. Die Giraffe Georgette hat einen zu langen Hals, er rutscht bei der Umarmung mit ihr immer wieder von oben nach unten. Mit dem Goldfisch Geri ist es Konrad zu nass. Er versucht es mit anderen Tieren. Doch manche Umarmung ist zu weich, zu hart, zu eng, zu wild. Und manch einer kann er kaum entkommen. Am Ende des Tages ist Konrad entmutigt. Mit einer Anzeige in der Zeitung ruft er schließlich zu einer spektakulären Umarmungsaktion im Stadtpark auf. Würde er hier die vollkommene Umarmung finden? Konrads Umarmungsversuche mit den verschiedensten Bewerbern sind irgendwie ansteckend. Plötzlich beginnen alle im Park Anwesenden einander zu umarmen. Eltern ihre Kinder, Freunde ihre Freunde, ja sogar Fremde nehmen sich in die Arme. Gerade noch rechtzeitig erkennt Konrad Kröterich, dass die perfekte Umarmung auch etwas mit Loslassen zu tun hat.
Eine feinsinnige Geschichte des international bekannten Musikers Oren Lavi kongenial von der Künstlerin Anke Kuhl illustriert.
Konrad Kröterich von Keks lebt allein. Er liebt es, sich mit seinem Spiegelbild zu unterhalten und staunt, was für ein amüsanter Gesprächspartner er doch ist. Eines Tages wachter auf und ruft zu sich selbst. »Ich habe von der schönsten Umarmung geträumt". Sofort macht er sich auf die Suche. Die Giraffe Georgette hat einen zu langen Hals, er rutscht bei der Umarmung mit ihr immer wieder von oben nach unten. Mit dem Goldfisch Geri ist es Konrad zu nass. Er versucht es mit anderen Tieren. Doch manche Umarmung ist zu weich, zu hart, zu eng, zu wild. Und manch einer kann er kaum entkommen. Am Ende des Tages ist Konrad entmutigt. Mit einer Anzeige in der Zeitung ruft er schließlich zu einer spektakulären Umarmungsaktion im Stadtpark auf. Würde er hier die vollkommene Umarmung finden? Konrads Umarmungsversuche mit den verschiedensten Bewerbern sind irgendwie ansteckend. Plötzlich beginnen alle im Park Anwesenden einander zu umarmen. Eltern ihre Kinder, Freunde ihre Freunde, ja sogar Fremde nehmen sich in die Arme. Gerade noch rechtzeitig erkennt Konrad Kröterich, dass die perfekte Umarmung auch etwas mit Loslassen zu tun hat.
Eine feinsinnige Geschichte des international bekannten Musikers Oren Lavi kongenial von der Künstlerin Anke Kuhl illustriert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Kai Spanke schaut mit kindlichen Augen ins Bilderbuch von Oren Lavie und Anke Kuhl. Was er da sieht, eine leicht grummelige Kröte, die sich selbst beobachtet und die nach Umarmung lechzt, scheint ihm sowohl bei den Illustrationen (dynamisch!) als auch bei der Ausgestaltung der Geschichte neue Maßstäbe des aufregend Ungewohnten zu setzen. Ein wunderlicher Kröterich mit Kindskopf, eine Story um Eigen- und Fremdwahrnehmung und ein "Umarmungsflashmob" am Ende, wo gibt's denn so was? fragt Spanke.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2022Schon mal ein Stachelschwein geknuddelt?
Frösche küssen war gestern: Oren Lavie und Anke Kuhl zeigen, wie man eine Kröte nach allen Regeln der Kunst umarmt.
Viele Erwachsene verstehen nicht, dass die abseitigsten Ideen oft das größte Alltagsbereicherungspotential haben. Dabei müssten sie, die Erwachsenen, sich nur mal daran erinnern, was für ein Quatsch ihnen so eingefallen ist, als sie noch jung, klein und kratzbürstig waren. Sind sie erst einmal Eltern, besteht eine Erziehungsaufgabe darin, aus dem Nachwuchs verantwortungsbewusste Menschen zu formen und zugleich das "Lebe deine Träume"-Postkartengesäusel zu wiederholen. Würden die Kinder sich ernsthaft daranmachen, ihre Träume zu leben, also ihrem Remmidemmi- und Kladderadatschbegehren freien Lauf zu lassen - die Not wäre groß.
Harmloser ist der Wunsch nach der schönsten Umarmung der Welt. Auch sie war ein Traum - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Beste daran: Bei dem Träumer handelt es sich um einen manchmal kindlichen, dann wieder kindischen Erwachsenen aus der Ordnung der Froschlurche. Überklasse: Kiefermäuler. Name: Konrad Kröterich von Keks. Dieser Geselle ist weder ein wandelndes Ambivalenzzentrum noch ein nervendes Kindchenschema, sondern irgendwas dazwischen. Er ist durchaus drollig, ein Tierchen, das, würde man es noch ein bisschen weiter auseinanderziehen, im Format sechzehn zu neun durch die Welt laufen müsste. Zugleich ist er etwas grummelig, nicht selten überfordert und unzufrieden.
Dieser Mischung aus Eigensinn und Putzigkeit hat der Komponist, Musiker und Autor Oren Lavie, 1976 in Tel Aviv geboren, sein zweites Kinderbuch gewidmet. Anke Kuhl verleiht der Geschichte mit lockerer Hand Dynamik und flirrende Ausdruckskraft - die Augen, die Gesichter! Dass Konrad ein Kindskopf im Körper einer erwachsenen Kröte ist, wird etwa deutlich, wenn er demonstriert, was er von der Tugend des Bedürfnisaufschubs hält: "Keine Zeit zu verlieren!" Zu seinen Marotten gehört es, sich in mal ausgesuchter (Anzug), dann wieder unausgesuchter (Feinripp) Garderobe mit dem eigenen Spiegelbild zu unterhalten. Das soll ja öfter vorkommen und ist, wenn wir ehrlich sind, im Grunde nicht weiter der Rede wert.
Allerdings macht Konrad hier keineswegs halt: "Sein Bett hatte er gerade so vor den Spiegel gestellt, dass er sich nachts beim Schlafen betrachten konnte." Er ist also eindeutig wunderlich, denn natürlich kann sich niemand selbst beim Schlafen beobachten. Was er stattdessen im Wachzustand anguckt, sind sein skeptisches Gesicht während einer Faulenzerei-Session (Augenlider auf halbmast) und sein gerahmtes Porträt an der Wand (breites Grinsen). Er sieht sich, mit anderen Worten, zweimal, wobei es sich bei dem Porträt ja um das Spiegelbild eines gestellten Bildes handelt. Wir wiederum beobachten den Kröterich dabei, wie er sich selbst beobachtet. Nicht unkompliziert das alles, aber eben auch nicht dumm: Auf nur einer Buchseite verhandeln Oren Lavie und Anke Kuhl so die Frage nach den Regeln der Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Konrad bildet sich nach seinem Traum ein, glücklich werden zu können, wenn er das passende Gegenüber für die vollkommene Umarmung findet. Darunter macht er es nicht, Perfektion ist hier das oberste Gebot. Also begibt er sich auf die Suche und lässt sich unter anderen von einer Giraffe und einem Goldfisch, einer Kuh und einem Tiger, einer Schlange und einem Stachelschwein, einem Känguru und einem Regenwurm in den Arm nehmen. Erfolgsquote? Fragen Sie nicht! Daraufhin bespricht Konrad das Fiasko frustriert und erschöpft mit seinen Geranien. Das tut er besonders gern, die Blumen geben nämlich keine Antwort. Ist das normal? Schwamm drüber.
Schließlich interessiert sich sogar die Presse für Konrads abseitige Idee. Und ganz ohne Remmidemmi geht's dann zum Glück doch nicht, wenn beim großen Finale ein artenübergreifender Umarmungsflashmob zeigt, wo der Harmoniehammer hängt. Die Moral der Geschichte wollen wir nicht vorwegnehmen. Nur so viel: Es handelt sich um eine wahre, schöne und gute Binse, die man Kindern kaum hübscher unterjubeln könnte. KAI SPANKE
Oren Lavie, Anke Kuhl: "Konrad Kröterich und die Suche nach der allerschönsten Umarmung".
Aus dem Englischen von Mathias Jeschke. Fischer Sauerländer, Frankfurt 2022. 272 S., geb., 16,- Euro. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Frösche küssen war gestern: Oren Lavie und Anke Kuhl zeigen, wie man eine Kröte nach allen Regeln der Kunst umarmt.
Viele Erwachsene verstehen nicht, dass die abseitigsten Ideen oft das größte Alltagsbereicherungspotential haben. Dabei müssten sie, die Erwachsenen, sich nur mal daran erinnern, was für ein Quatsch ihnen so eingefallen ist, als sie noch jung, klein und kratzbürstig waren. Sind sie erst einmal Eltern, besteht eine Erziehungsaufgabe darin, aus dem Nachwuchs verantwortungsbewusste Menschen zu formen und zugleich das "Lebe deine Träume"-Postkartengesäusel zu wiederholen. Würden die Kinder sich ernsthaft daranmachen, ihre Träume zu leben, also ihrem Remmidemmi- und Kladderadatschbegehren freien Lauf zu lassen - die Not wäre groß.
Harmloser ist der Wunsch nach der schönsten Umarmung der Welt. Auch sie war ein Traum - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Beste daran: Bei dem Träumer handelt es sich um einen manchmal kindlichen, dann wieder kindischen Erwachsenen aus der Ordnung der Froschlurche. Überklasse: Kiefermäuler. Name: Konrad Kröterich von Keks. Dieser Geselle ist weder ein wandelndes Ambivalenzzentrum noch ein nervendes Kindchenschema, sondern irgendwas dazwischen. Er ist durchaus drollig, ein Tierchen, das, würde man es noch ein bisschen weiter auseinanderziehen, im Format sechzehn zu neun durch die Welt laufen müsste. Zugleich ist er etwas grummelig, nicht selten überfordert und unzufrieden.
Dieser Mischung aus Eigensinn und Putzigkeit hat der Komponist, Musiker und Autor Oren Lavie, 1976 in Tel Aviv geboren, sein zweites Kinderbuch gewidmet. Anke Kuhl verleiht der Geschichte mit lockerer Hand Dynamik und flirrende Ausdruckskraft - die Augen, die Gesichter! Dass Konrad ein Kindskopf im Körper einer erwachsenen Kröte ist, wird etwa deutlich, wenn er demonstriert, was er von der Tugend des Bedürfnisaufschubs hält: "Keine Zeit zu verlieren!" Zu seinen Marotten gehört es, sich in mal ausgesuchter (Anzug), dann wieder unausgesuchter (Feinripp) Garderobe mit dem eigenen Spiegelbild zu unterhalten. Das soll ja öfter vorkommen und ist, wenn wir ehrlich sind, im Grunde nicht weiter der Rede wert.
Allerdings macht Konrad hier keineswegs halt: "Sein Bett hatte er gerade so vor den Spiegel gestellt, dass er sich nachts beim Schlafen betrachten konnte." Er ist also eindeutig wunderlich, denn natürlich kann sich niemand selbst beim Schlafen beobachten. Was er stattdessen im Wachzustand anguckt, sind sein skeptisches Gesicht während einer Faulenzerei-Session (Augenlider auf halbmast) und sein gerahmtes Porträt an der Wand (breites Grinsen). Er sieht sich, mit anderen Worten, zweimal, wobei es sich bei dem Porträt ja um das Spiegelbild eines gestellten Bildes handelt. Wir wiederum beobachten den Kröterich dabei, wie er sich selbst beobachtet. Nicht unkompliziert das alles, aber eben auch nicht dumm: Auf nur einer Buchseite verhandeln Oren Lavie und Anke Kuhl so die Frage nach den Regeln der Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Konrad bildet sich nach seinem Traum ein, glücklich werden zu können, wenn er das passende Gegenüber für die vollkommene Umarmung findet. Darunter macht er es nicht, Perfektion ist hier das oberste Gebot. Also begibt er sich auf die Suche und lässt sich unter anderen von einer Giraffe und einem Goldfisch, einer Kuh und einem Tiger, einer Schlange und einem Stachelschwein, einem Känguru und einem Regenwurm in den Arm nehmen. Erfolgsquote? Fragen Sie nicht! Daraufhin bespricht Konrad das Fiasko frustriert und erschöpft mit seinen Geranien. Das tut er besonders gern, die Blumen geben nämlich keine Antwort. Ist das normal? Schwamm drüber.
Schließlich interessiert sich sogar die Presse für Konrads abseitige Idee. Und ganz ohne Remmidemmi geht's dann zum Glück doch nicht, wenn beim großen Finale ein artenübergreifender Umarmungsflashmob zeigt, wo der Harmoniehammer hängt. Die Moral der Geschichte wollen wir nicht vorwegnehmen. Nur so viel: Es handelt sich um eine wahre, schöne und gute Binse, die man Kindern kaum hübscher unterjubeln könnte. KAI SPANKE
Oren Lavie, Anke Kuhl: "Konrad Kröterich und die Suche nach der allerschönsten Umarmung".
Aus dem Englischen von Mathias Jeschke. Fischer Sauerländer, Frankfurt 2022. 272 S., geb., 16,- Euro. Ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein kleines Meisterwerk der Bilderbuchkunst [...], vor Witz und Liebe sprühend,[...]. Die Sprache ist würdevoll komisch wie Konrad Kröterich himself und die Zeichnungen sind detailreich, witzig und unverblümt. Zucker & Zitrone 20230109