Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften wird als ein Lehrbuch für Probleme der Gesellschaft vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute gelesen. Vor allem die Themen Gewalt, kollektive Mythen und eine »Politik der Gefühle« werden mit Verbindungen zur Philosophie und Soziologie untersucht. Mit den erkenntnisleitenden Paradigmen »Möglichkeitssinn« (Kontingenz) und »Gefühl-und-Ratio« war Musil seiner Zeit, den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, weit voraus. Musil zeigt in seinem großen Werk, dass und wie die die Neuzeit prägenden Begriffe wie Subjekt, Vernunft, Sinn unter Kontingenzbedingungen obsolet geworden sind und neu justiert werden mussten. Seine komplexe, ironie-, satire- und reflexionsgesättigte Prosa untersucht u.a. die Funktionslogiken von Subjekt, Seele, Nation, Moral, Geld/Kapital, offener und latenter Gewalt und liefert zugleich ihre Ideologiekritik. Die Formensprachen von Analogie und Gleichnis sind der Schlüssel zum Verständnis des »Senti-Mentalen« als der Bereich, in dem sich Intellekt und Gefühl durchdringen.
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