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Christian Lahusen untersucht die Strukturen und Entwicklungsmuster nationalstaatlicher Politik in modernen Gesellschaften an einem umweltpolitischen Beispiel. Er kommt zu dem Resultat, daß die steuernden Aufgaben und Zielsetzungen des Staates im Zuge der Modernisierung zunehmend von kooperativen bzw. kontraktuellen Aufgaben und Lösungen ergänzt und überlagert werden.
Für das Verständnis aktueller Politik spielen vielfältige alte und neue Instrumente - wie zum Beispiel Konsultationen, Vorverhandlungen und Absprachen, Verfahren der 'joint implementation', Mediations- und Schlichtungsverfahren
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Produktbeschreibung
Christian Lahusen untersucht die Strukturen und Entwicklungsmuster nationalstaatlicher Politik in modernen Gesellschaften an einem umweltpolitischen Beispiel. Er kommt zu dem Resultat, daß die steuernden Aufgaben und Zielsetzungen des Staates im Zuge der Modernisierung zunehmend von kooperativen bzw. kontraktuellen Aufgaben und Lösungen ergänzt und überlagert werden.

Für das Verständnis aktueller Politik spielen vielfältige alte und neue Instrumente - wie zum Beispiel Konsultationen, Vorverhandlungen und Absprachen, Verfahren der 'joint implementation', Mediations- und Schlichtungsverfahren - eine immer bedeutsamere Rolle. Darin spiegelt sich, daß der Staat und die Politik nicht mehr die Spitze der Gesellschaft darstellen und demnach auch eine weniger exponierte Stellung einnehmen. Daraus abzuleiten, daß diese Veränderungen eine Kontraktion der Politik und ihrer Gestaltungsmöglichkeiten in hochdifferenzierten, modernen Gesellschaften unter Beweis stellen, wäre, so Lahusen, allerdings eine unzulängliche Sichtweise. Denn diese Interpretation übersieht, daß die genannten Bereiche kooperativer Willensbildung und Entscheidungsfindung zugleich auch einer Entstaatlichung der Politik und einer Repolitisierung der Gesellschaft Ausdruck verleihen.
In der Tat läßt sich von einer Erweiterung oder Revitalisierung der Politik ausgehen, denn Politik oder politische Steuerung kann im genannten Untersuchungsbereich nur als aktiver Gestaltungsprozeß bzw. als politischer Vergesellschaftungsprozeß adäquat beschrieben und verstanden werden. So zeigt Lahusen, daß in der modernen Gesellschaft eine Form des Entscheidens und Regulierens stetig an Bedeutung gewonnen hat, welche quer zu funktionalistischen und/oder differenzierungstheoretischen Schemata verläuft. Denn die moderne Gesellschaft revitalisiert eine zentrale Institution der bürgerlichen Gesellschaft, um eine kooperative Willensbildung und Entscheidungsfindung innerhalb, mit und jenseits des Staates zu gewährleisten: das Instrument des Kontraktes. Dieses findet seinen Ausdruck entweder in formalen Verträgen oder (semi-) formellen bzw. informellen Absprachen. Wir finden es sowohl auf der Ebene der allgemeinen Zielbestimmung wie auch auf der Stufe der Implementationspraxis wieder.
Lahusen entfaltet dieses Argument auf verschiedenen Analyseebenen, indem er sich mit den Verhandlungsnetzwerken und institutionalisierten Regelwerken der Kooperation, mit der Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Experten und Berufsgruppen in der praktischen Umweltpolitik sowie mit den verschiedenen deliberativen Foren und Formen der Willensbildung und Entscheidungsfindung innerhalb wie auch jenseits der politischen Institutionen beschäftigt. Vor diesem Hintergrund skizziert und bewertet er die analytischen und praktischen Probleme einer kontraktualistischen Politik. Kontraktuelle Politik stellt nicht nur unsere üblichen Beschreibungs- und Erklärungskonzepte in Frage, sondern wirft auch ganz praktische Legitimations-, Effizienz- und Effektivitätsprobleme auf.
Autorenporträt
Christian Lahusen, geb. 1962, seit 2002 Oberassistent an der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Bamberg. 2004-2006 Vertreter einer Professur für Soziologie an der Universität Siegen. Seit 2006 Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt "Vergleichende Kultur- und politische Soziologie Europas" an der Universität Siegen