Bachelorarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Universität), Veranstaltung: Germanistik, Sprache: Deutsch, Abstract: Als 1951 der Essay "Kulturkritik und Gesellschaft" von Theodor W. Adorno erschien, waren der Autor und seine Positionen bereits hinlänglich bekannt. Der zu jener Zeit stellvertretende Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und Mitbegründer der kritischen Theorie der Frankfurter Schule äußert in diesem Essay seine Gedanken zu Kulturkritik, zu Kritik allgemein, zur Kultur als solche und ihre Beziehung zu Gesellschaft. Das Interesse einer breiten Offentlichkeit erweckte aber vor allem einer der letzten Satze des Aufsatzes: "nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch". Diese Aussage führte zu einer heftig geführten Debatte im Kulturbetrieb der noch jungen Bundesrepublik. Zahlreiche Künstlerinnen und Kulturschaffende außerten sich entsetzt über das Diktum, das als Zensurversuch, als allgemeines Sprechverbot oder Verbot der Darstellung von den Graueltaten des nationalsozialistischen Regimes in den Vernichtungslagern wahrgenommen wurde. Vor allem Uberlebende der Shoah sahen sich durch die Außerung Adornos in ihrer künstlerischen Reflexion und Verarbeitung des Erlebten eingeschrankt. Doch war Adornos Motivation tatsachlich ein Verbot oder eine Zensur? Er war einer der Autoren der "Dialektik der Aufklarung", die das Umschlagen der gescheiterten Aufklarung in die Barbarei zum Thema hatte. Zudem war er beteiligt an der Studie "The Authoritarian Personality", die eine von autoritaren Charakteren gepragte Gesellschaft als Brutstatte des Faschismus untersuchte. Betrachtet man Adornos Vorgehensweisen und Forschungsfelder, erscheinen die Vorwürfe verdachtig. Die Tendenz der verkürzten Betrachtung von komplexen Theorien ist heute, vor allem im Hinblick auf das Erstarken des Populismus, als Ersatz für fundierte Betrachtungen von Relevanz.Dievorliegende Arbeit soll sich eingehend mit der Frage beschaftigen, ob jenes kontrovers diskutierte Diktum Adornos eine direkte Anweisung an den Kulturbetrieb Nachkriegsdeutschlands ist oder ob es sich nicht viel mehr um eine allgemeine Kulturkritik handelt. Und ob diese Kulturkritik nicht außerst prazise und weiterhin aktuell eine Tendenz beschreibt, die durch die Verzahnung von Kultur und Kapitalismus Kunst nicht mehr von Konsumgütern unterscheidbar macht.
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