In den letzten beiden Kapiteln dieses Buches wird die bis hierher entwickelte "Freiheitslehre" der universalisierenden Minderheitsphilosophen Cohen und Rosenzweig mit dem Thema konfrontiert, das üblicherweise jeder Freiheitslehre irgendwann entgegengehalten wird: dem Leiden. Hier zeigt sich, wie sehr Cohen auf eine Lehre der Gerechtigkeit zusteuert, während Rosenzweig Mühe hat, die eben erst gerettete Würde des singulären Lebens nicht wieder in den Schlund einer Opfertheorie zu werfen. Die tiefe Humanität beider Philosophien besteht in ihrem umsichtigen Umgang mit Leid und Bedürftigkeit der Menschen. Indem sie die Tradition eher aus Mitleid mit Gott und Mensch verteidigen als aus aggressiv-orthodoxen Motiven, haben sie auch heute für die Auseinandersetzung mit der Internationale der Religiösen Reaktion viel zu bieten.