Im "langen 19. Jahrhundert" sahen sich die europäischen Imperien mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert. Die Habsburgermonarchie bildete hiervon keine Ausnahme. Im Zeitalter der Moderne standen Eisenbahn- und Infrastrukturprojekte, die Vermessung des Landes und Zählung der Bevölkerung an. Auch in Bereichen wie Schulbildung, Sozialfürsorge oder Militärdienst waren Staat und Gesellschaft stärker aufeinander angewiesen, zugleich verbreiterte sich die politische Partizipation der Bevölkerung. Die zentrale politische Steuerung kam mit der Fülle der Aufgaben an ihre Grenzen. Hier setzt der vorliegende Band an. Im Fokus steht die Frage, inwieweit das imperiale Zentrum der Habsburgermonarchie politische Vernetzung und Kooperation für sich nutzte. Welche Formen der politischen Zusammenarbeit mit den anderen Institutionen und mit gesellschaftlichen Eliten aus Wirtschaft, Religion und den Ländern entwickelten sich? In der Imperienforschung finden Kooperationen zwischen Zentrum und Peripherien sowie zwischen den Peripherien bislang wenig Aufmerksamkeit. Sie widersprechen dem gängigen Modell eines ausschließlich vom Zentrum aus gesteuerten Imperiums, wie es etwa von Alexander Motyl oder Jürgen Osterhammel mit dem Topos der "radialen Herrschaftsordnung" vertreten wird. Die Perspektive auf das "kooperative Imperium" bietet eine notwendige Ergänzung. Damit öffnet sich der Blick für die vielfältigen Integrationsmechanismen politischer Steuerung im Imperium.