Diese Studie untersucht, wie deutschsprachige Kinder - im Vergleich zu Erwachsenen - ambige Koordinationen wie "Robert gab Leo ein Buch und Hans eine CD" interpretieren. In der einen Lesart, der eine VP-Koordination zugrunde liegt, erhält Hans von Robert eine CD. In der alternativen Lesart hingegen, die eine elliptische Satzkoordination darstellt, übernimmt Hans die Rolle des Gebenden. Ambige Strukturen wie diese eignen sich in besonderer Weise, um Einblicke in die noch weitgehend ungeklärte Entwicklung kindlicher Sprachverarbeitungsmechanismen zu gewinnen. Während Erwachsene aufgrund automatisierter syntaktischer Verarbeitungsprozesse eine robuste Präferenz für die syntaktisch einfachere Lesart der VP-Koordination zeigen, folgen Kinder bis zum 6. Lebensjahr einer semantischen Strategie, nach der sie die Verknüpfung von Propositionen, also die semantisch einfachere Lesart der Satzkoordination, favorisieren.
In der Übergangsphase vom primär semantik- hin zum syntaxgesteuerten Verarbeitungsmodus, die sich bis ins 11. Lebensjahr erstreckt, berücksichtigen Kinder - wie die Ergebnisse verschiedener behavioraler Experimente dokumentieren - auch nicht-syntaktische Informationen (prosodische, lexikalisch-semantische und pragmatische), die Erwachsenen im initialen Parse infolge der hochautomatisierten syntaktischen Verarbeitung nicht mehr zugänglich sind. Diese empirischen Befunde sprechen dafür, dass das Sprachverarbeitungssystem von Kindern bis weit ins Schulalter hinein weniger auf automatisierte, formal-syntaktische Bedingungen gestützt ist als das von Erwachsenen.
In der Übergangsphase vom primär semantik- hin zum syntaxgesteuerten Verarbeitungsmodus, die sich bis ins 11. Lebensjahr erstreckt, berücksichtigen Kinder - wie die Ergebnisse verschiedener behavioraler Experimente dokumentieren - auch nicht-syntaktische Informationen (prosodische, lexikalisch-semantische und pragmatische), die Erwachsenen im initialen Parse infolge der hochautomatisierten syntaktischen Verarbeitung nicht mehr zugänglich sind. Diese empirischen Befunde sprechen dafür, dass das Sprachverarbeitungssystem von Kindern bis weit ins Schulalter hinein weniger auf automatisierte, formal-syntaktische Bedingungen gestützt ist als das von Erwachsenen.