Der Schauplatz der erlösungsbedürftigen Menschheit war im Zentrum des Weltalls angesiedelt und das christliche "Heilsgeschehen" auf die Einzigartigkeit der endlichen Welt ausgerichtet. Die erkenntnismäßige Überwindung der Geozentrik, die gemeinhin mit dem Kopernikanismus verbunden wird, mußte früher oder später zu einem fundamentalen Umdenkungsprozeß hinsichtlich der Stellung des Menschen im Kosmos führen. Diesen Umdenkungsprozeß hat Kopernikus selbst nicht gesehen und auch nicht gewollt; er war angetreten, das aristotelisch-ptolemäische Weltgebäude mathematisch zu reformieren, nicht aber…mehr
Der Schauplatz der erlösungsbedürftigen Menschheit war im Zentrum des Weltalls angesiedelt und das christliche "Heilsgeschehen" auf die Einzigartigkeit der endlichen Welt ausgerichtet. Die erkenntnismäßige Überwindung der Geozentrik, die gemeinhin mit dem Kopernikanismus verbunden wird, mußte früher oder später zu einem fundamentalen Umdenkungsprozeß hinsichtlich der Stellung des Menschen im Kosmos führen. Diesen Umdenkungsprozeß hat Kopernikus selbst nicht gesehen und auch nicht gewollt; er war angetreten, das aristotelisch-ptolemäische Weltgebäude mathematisch zu reformieren, nicht aber mittels eines revolutionären Gewaltaktes zu zerstören. Friedrich Nietzsche, der große Diagnostiker der modernen Seele und des abendländischen Nihilismus, sieht in Kopernikus eine Symbolfigur des neuzeitlichen Bewußtseins.
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Autorenporträt
Der Philosoph Jochen Kirchhoff (geb. 1944) hat sich in der kulturell kreativen Denklandschaft einen Höhenweg erarbeitet, von dem aus er versucht, naturwissenschaftliche Sichtweisen mit den anderen Erfahrungsmöglichkeiten des Menschen (Kunst, Meditation, Naturerlebnis etc.) in ein Panorama zu bringen, welches die vielschichtigen Lebenswelten in ihrer ganzen Fülle ausbreitet und erschließt. Es geht ihm um luzide und kommunizierbare Erfahrungen mystischer, transrationaler oder transpersonaler Art, nicht um vage und rein subjektive Traumgespinste. Wie sonst vielleicht nur der amerikanische Philosoph Ken Wilber, vereint Kirchhoff die unterschiedlichsten Lebenserfahrungen zu einer neuen Wahrnehmungskunst der "Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit". Dass deren Erkenntnis alles andere als esoterischer Luxus ist, vielmehr Bedingung für das Fortexistieren des Lebewesens Erde und der Spezies Mensch, durchzieht jede Zeile seiner Schriften und verleiht seinen Büchern Weitsicht und einen Ernst,
der in unserer an Oberflächlichkeiten reichen Zeit wohltut. Jochen Kirchhoff lebt als Philosoph in Berlin. Von 1990 bis 2002 lehrte er an der Humboldt-Universität zu Berlin und von 1992 bis 2005 an der Berliner Lessing-Hochschule.
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