Wir leben in einer Umbruchszeit: Ideenreich, konstruktiv, pointiert und ohne die üblichen Verdächtigungen hält Bernhard von Mutius der Nation und ihren Eliten den Spiegel vor. Kein Rezeptbuch für alle Probleme - 64 kurze Geschichten, die anregen, den Umbruch als Aufbruch zu begreifen und seine Chancen zu ergreifen.
Eine ebenso kritische wie visionäre Schrift über Deutschland im Wandel. Auf der einen Seite: Zukunftsängste in allen Generationen trotz aller Reformen, anhaltende Bildungskrise, wachsende soziale Spaltung trotz steigender Gewinne und Vertrauensverluste ... Es sind die Folgen einer einseitig zahlengetriebenen, ökonomistischen Denkweise, die seit langem anmaßend Einzug gehalten hat. Für jeden ersichtlich greift ein solches Handeln fast überall zu kurz und gefährdet auf Dauer die Wirtschaft selbst.
Auf der anderen Seite: Ansätze, die Mut machen, das Aufbrechen alter Strukturen und das Entstehen einer inneren Reformbewegung von Bürgern, die sich eigenverantwortlich und kreativ für Bildung und Wissenschaft, für innovative soziale und ökologische Projekte und für die Zukunft des Gemeinwesens engagieren.
Wollen wir in der globalen Wissensgesellschaft bestehen, so der Leitgedanke des Autors, brauchen wir eine Neugewichtung unserer intellektuellen, sozialen und kulturellen Ressourcen. Es geht um einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel, den man in der Devise zusammenfassen könnte: "Besser statt mehr". Eine Denk-Schrift, die anregt, selbst zu denken und verantwortlich zu handeln.
Eine ebenso kritische wie visionäre Schrift über Deutschland im Wandel. Auf der einen Seite: Zukunftsängste in allen Generationen trotz aller Reformen, anhaltende Bildungskrise, wachsende soziale Spaltung trotz steigender Gewinne und Vertrauensverluste ... Es sind die Folgen einer einseitig zahlengetriebenen, ökonomistischen Denkweise, die seit langem anmaßend Einzug gehalten hat. Für jeden ersichtlich greift ein solches Handeln fast überall zu kurz und gefährdet auf Dauer die Wirtschaft selbst.
Auf der anderen Seite: Ansätze, die Mut machen, das Aufbrechen alter Strukturen und das Entstehen einer inneren Reformbewegung von Bürgern, die sich eigenverantwortlich und kreativ für Bildung und Wissenschaft, für innovative soziale und ökologische Projekte und für die Zukunft des Gemeinwesens engagieren.
Wollen wir in der globalen Wissensgesellschaft bestehen, so der Leitgedanke des Autors, brauchen wir eine Neugewichtung unserer intellektuellen, sozialen und kulturellen Ressourcen. Es geht um einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel, den man in der Devise zusammenfassen könnte: "Besser statt mehr". Eine Denk-Schrift, die anregt, selbst zu denken und verantwortlich zu handeln.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2007Wirtschaftsbuch
Auf den Spuren der Grenzgänger
Ach, wie war es doch vordem in der schwarz-weißen Welt bequem! Heute, angesichts der Übermacht der Uneindeutigkeiten, scheint diese Welt so unübersichtlich und kompliziert geworden zu sein, dass viele nur noch müde abwinken, wenn wieder mal Appelle zum Umdenken, zum mutigen Wandel, zum Reformieren kommen. Bitte nicht schon wieder eine Änderung! Verunsicherung und Enttäuschung sind mit Händen zu greifen, keine Spur von Zuversicht, Hoffnung, Zukunftsfreude. Wirklich? Die Behauptung, die Deutschen seien notorisch verzagt, ist so richtig wie ihr Gegenteil : Es geht mächtig voran, überall ist Aufbruch zu entdecken: Mut zu grenzüberschreitender Eroberung von neuem Denken, Bürger, die ihr Schicksal und das des Gemeinwesens ohne viel zu fragen selbst in die Hand nehmen.
Es ist das Verdienst des Sozialwissenschaftlers und Philosophen Bernhard von Mutius in seinem jüngsten Buch, dass er den Schlüsselbegriff des 21. Jahrhunderts erlebbar macht: Paradoxie. In 64 Beobachtungen und Kurzgeschichten unternimmt der Zukunftsdenker mit seinen Lesern eine Tour durch Deutschland. Und er entdeckt Beharrungsvermögen sowie auch Aufbruch in die Wissensgesellschaft. Für Mutius gibt es Kopf oder Zahl: Eine Münze hat stets zwei Seiten. So erleben wir Deutschland einerseits als kleingeistige, lernresistente Nation, in der Top-Entscheider aus Wirtschaft und Politik auf alle Fragen und Probleme reflexhaft mit kurzfristigen Antworten zur Stelle sind. Als ein Land, das sich kollektiv darauf verständigt hat, sich auf das Verfolgen quantitativer Ziele und die Sicherung materieller Errungenschaften zu konzentrieren. Wir erleben Bücklinge in den Medien, die quotenschnittige Verdummung liefern und der Verwahrlosung des öffentlichen Raums Vorschub leisten. Aber auf der anderen Seite der Medaille entdeckt Mutius auch zahlreiche Projekte von Menschen mit jener „Grenzgänger-Kompetenz”, wie er sie nennt, die mit der Bereitschaft einhergeht, sich denjenigen Wissens- und Erfahrungsbereichen zu öffnen, die außerhalb der angestammten Fachgebiets-Schublade liegen.
Da treffen wir einen englischen Choreographen, der sozial benachteiligten Jugendlichen durch Tanzen Konzentration, Disziplin und Leidenschaft nahe-bringt – ganz ohne Bildungspolitiker. Wir lernen Garagengründer kennen und Seitenwechsler in einem Land, das das „Land der Ideen” sein will – dem es aber manchmal an Lernbereitschaft mangelt, auch mal die Bereichsgrenzen zu überschreiten. Nicht so in diesen Nischen des Aufbruchs, die sich – Mutius zufolge – dem Dreiklang der Selbstverantwortung, der Kooperation, des Lernens fügen. Und die nach dem Motto handeln: Wir warten nicht darauf, dass es irgendwann irgendjemand für uns richtet.
Unübersehbar, so lautet Mutius’ Fazit dieser nachdenklichen Reise durch die Höhen und Niederungen deutscher Mentalitäten, haben wir es mit einer Epoche des Umbruchs zu tun. In ständigem Widerstreit liegen die alten Kräfte des Industriezeitalters mit denen der neuen Kreativitätsgesellschaft. Hier Zaudern und Zukunftsängste, dort Neuanfänge, die Mut machen. Und nie kann man sicher sein, welche der im Widerstreit liegenden Kräfte gerade die Oberhand hat.
Ähnlich verhält es sich mit der anregenden Lektüre selbst: „Schon die Frage, ob dieses Buch eher in den Bereich der Politik, der Wirtschaft oder vielleicht doch der Kultur einzuordnen sei, wird manchem Kopfzerbrechen bereiten. Hoffentlich.” Das dürfte sich ja gerade als das spannendste Projekt der Kreativitätsarbeiter der Zukunft erweisen: Weg mit den Schubladen im Kopf, in denen bisher die ganze Welt fein säuberlich sortiert lag. Dagmar Deckstein
Bernhard von Mutius:
Kopf oder Zahl. Verspielen wir unsere Zukunft?
Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2007, 153 Seiten, 16,50 Euro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Auf den Spuren der Grenzgänger
Ach, wie war es doch vordem in der schwarz-weißen Welt bequem! Heute, angesichts der Übermacht der Uneindeutigkeiten, scheint diese Welt so unübersichtlich und kompliziert geworden zu sein, dass viele nur noch müde abwinken, wenn wieder mal Appelle zum Umdenken, zum mutigen Wandel, zum Reformieren kommen. Bitte nicht schon wieder eine Änderung! Verunsicherung und Enttäuschung sind mit Händen zu greifen, keine Spur von Zuversicht, Hoffnung, Zukunftsfreude. Wirklich? Die Behauptung, die Deutschen seien notorisch verzagt, ist so richtig wie ihr Gegenteil : Es geht mächtig voran, überall ist Aufbruch zu entdecken: Mut zu grenzüberschreitender Eroberung von neuem Denken, Bürger, die ihr Schicksal und das des Gemeinwesens ohne viel zu fragen selbst in die Hand nehmen.
Es ist das Verdienst des Sozialwissenschaftlers und Philosophen Bernhard von Mutius in seinem jüngsten Buch, dass er den Schlüsselbegriff des 21. Jahrhunderts erlebbar macht: Paradoxie. In 64 Beobachtungen und Kurzgeschichten unternimmt der Zukunftsdenker mit seinen Lesern eine Tour durch Deutschland. Und er entdeckt Beharrungsvermögen sowie auch Aufbruch in die Wissensgesellschaft. Für Mutius gibt es Kopf oder Zahl: Eine Münze hat stets zwei Seiten. So erleben wir Deutschland einerseits als kleingeistige, lernresistente Nation, in der Top-Entscheider aus Wirtschaft und Politik auf alle Fragen und Probleme reflexhaft mit kurzfristigen Antworten zur Stelle sind. Als ein Land, das sich kollektiv darauf verständigt hat, sich auf das Verfolgen quantitativer Ziele und die Sicherung materieller Errungenschaften zu konzentrieren. Wir erleben Bücklinge in den Medien, die quotenschnittige Verdummung liefern und der Verwahrlosung des öffentlichen Raums Vorschub leisten. Aber auf der anderen Seite der Medaille entdeckt Mutius auch zahlreiche Projekte von Menschen mit jener „Grenzgänger-Kompetenz”, wie er sie nennt, die mit der Bereitschaft einhergeht, sich denjenigen Wissens- und Erfahrungsbereichen zu öffnen, die außerhalb der angestammten Fachgebiets-Schublade liegen.
Da treffen wir einen englischen Choreographen, der sozial benachteiligten Jugendlichen durch Tanzen Konzentration, Disziplin und Leidenschaft nahe-bringt – ganz ohne Bildungspolitiker. Wir lernen Garagengründer kennen und Seitenwechsler in einem Land, das das „Land der Ideen” sein will – dem es aber manchmal an Lernbereitschaft mangelt, auch mal die Bereichsgrenzen zu überschreiten. Nicht so in diesen Nischen des Aufbruchs, die sich – Mutius zufolge – dem Dreiklang der Selbstverantwortung, der Kooperation, des Lernens fügen. Und die nach dem Motto handeln: Wir warten nicht darauf, dass es irgendwann irgendjemand für uns richtet.
Unübersehbar, so lautet Mutius’ Fazit dieser nachdenklichen Reise durch die Höhen und Niederungen deutscher Mentalitäten, haben wir es mit einer Epoche des Umbruchs zu tun. In ständigem Widerstreit liegen die alten Kräfte des Industriezeitalters mit denen der neuen Kreativitätsgesellschaft. Hier Zaudern und Zukunftsängste, dort Neuanfänge, die Mut machen. Und nie kann man sicher sein, welche der im Widerstreit liegenden Kräfte gerade die Oberhand hat.
Ähnlich verhält es sich mit der anregenden Lektüre selbst: „Schon die Frage, ob dieses Buch eher in den Bereich der Politik, der Wirtschaft oder vielleicht doch der Kultur einzuordnen sei, wird manchem Kopfzerbrechen bereiten. Hoffentlich.” Das dürfte sich ja gerade als das spannendste Projekt der Kreativitätsarbeiter der Zukunft erweisen: Weg mit den Schubladen im Kopf, in denen bisher die ganze Welt fein säuberlich sortiert lag. Dagmar Deckstein
Bernhard von Mutius:
Kopf oder Zahl. Verspielen wir unsere Zukunft?
Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2007, 153 Seiten, 16,50 Euro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Dagmar Deckstein freut sich über das Buch des "Zukunftsdenkers" Bernhard von Mutius, der das Bild eines Deutschlands im Umbruch von Industrie- zu Kreativitätsgesellschaft zeichnet. In 64 Kurzessays entdeckt der Sozialwissenschaftler und Philosoph einerseits deutsche Beharrlichkeit, Verzagtheit und Kleingeist, berichtet deckstein, andererseits aber auch "Nischen des Aufbruchs" und Menschen mit "Grenzgänger-Kompetenz", die den Mut besitzen, eingetretene Pfade zu verlassen, Fächergrenzen zu überschreiten und mit Kreativität innovative Projekte zu schaffen. Die Rezensentin rechnet es dem Autor hoch an, dass er auf erlebbar mache, was sie Paradoxie nennt und für den Schlüsselbegriff des 21.Jahrhunderts hält. Schließlich freut sich Deckstein, dass die spannende Lektüre ebenso grenzüberschreitend in keine der eingefahrenen Schubladen passt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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