Viele glauben zu wissen, wie es geht. Wenige tun es wirklich. Noch weniger sind damit erfolgreich. Etwas ist falsch an der Art, wie wir versuchen Unternehmen zu gründen.Dabei geht es auch ganz anders: Ein Ideen-Kunstwerk schaffen und das eigene Unternehmen aus vorhandenen, jedermann zugänglichen Komponenten zusammensetzen. Den Kopf freihalten für die wichtigen Fragen. Den Horizont im Auge behalten, statt in den Alltagsanforderungen unterzugehen.Nur ein schöner Traum? Keineswegs. Wer heute erfolgreich gründen will, muss sogar so vorgehen. Günter Faltin zeigt an vielen Beispielen, wie jeder ganz praktisch an eigenen Ideen arbeiten kann, sie wie ein Puzzle kombiniert und daraus etwas Neues schafft - das eigene Unternehmen.Auftragsbearbeitung inklusive Rechnungsstellung? Kann man kostengünstig an spezialisierte Dienstleister outsourcen. Versand, Verpackung und Logistik? Auch dafür gibt es Profis. Buchhaltung? Sollte ein Gründer denen überlassen, die das schnell, zuverlässig und zu niedrigen Preisen erledigen.Günter Faltin lehrt seine Methode seit vielen Jahren - und ist damit sehr erfolgreich: Die von ihm gegründete "Teekampagne" funktioniert nach diesem Modell: Sie hat mehr als 170.000 Kunden, ist das größte Teeversandhaus Deutschlands und der größte Importeur von Darjeeling-Tee weltweit. Eine ganze Reihe weiterer Unternehmen, die im Umfeld des Hochschullehrers entstanden, funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip.Es ist die Chance für Menschen mit Ideen, die engagiert sind, die etwas verbessern wollen. Je unkonventioneller man denkt, um so besser!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2009Wirtschaftsbuch
Wie aus einer Idee eine Firma entsteht
Dorothee hat Anglistik studiert, ihre Leidenschaft gilt der Keramik. Sie fertigt Vasen, einige hat sie schon verkauft. Nun überlegt sie, aus dem Hobby ein kleines Unternehmen zu machen. Ein Kollege ihres Vaters ist Professor für Entrepreneurship in Berlin. Er rät ihr zu, es zu versuchen. Ein paar Monate später jedoch sind die Pläne begraben. Dorothee hat einen Kurs für Existenzgründer besucht – und festgestellt, sie sei als Unternehmerin ungeeignet. „An der Bilanzanalyse bin ich gescheitert”, sagt sie.
Diese Geschichte berichtet Günter Faltin in seinem Buch Kopf schlägt Kapital. Er ist der Entrepreneurship-Professor, der der jungen Frau zur Gründung geraten hatte und zusehen musste, wie eine tragfähige Idee für eine Kleinunternehmer-Existenz scheiterte, „an der Unfähigkeit der Existenzgründerberatung”. Faltins Urteil klingt hart, ist aber fundiert. In der deutschsprachigen wissenschaftlichen Literatur wie auch in der Gründungsberatung stünden die betriebswirtschaftlichen Probleme im Vordergrund, kritisiert Faltin – mit der Konsequenz, dass die Gründung eines Betriebs in erster Linie als technisch-instrumenteller Vorgang behandelt wird. Deshalb gibt es Ratgeber mit Checklisten und Tabellen zuhauf, aber kaum Inspirierendes, um Ideen zu finden und Geschäftsmodelle zu erfinden.
Das ist die Lücke, in die Faltins Buch stößt. Es denkt Unternehmensgründung neu – von der Idee, nicht von der Umsetzung her: „Erfolgreiche Unternehmen entstehen im Kopf”, schreibt Faltin. Im Gegensatz zu industriellen Zeiten, als die Gründung hohen Kapitaleinsatz erforderte, rücke heute die Idee in den Mittelpunkt. „Konzept-kreative Gründungen” nennt er das: Gründungen, die nicht auf einem Patent oder einer technischen Erfindung, sondern auf einem innovativen Konzept beruhen.
Skype etwa hat das Telefonieren über das Internet nicht erfunden, sondern eine vorhandene Technologie marktfähig gemacht. E-Buero war nicht der erste und einzige Anbieter von Bürodienstleistungen via Internet, schwang sich aber zum Marktführer auf. Auch Faltins eigene Firma, die Teekampagne, basiert auf einer einfachen Idee: Warum wird Kaffee in 500-Gramm-Packungen verkauft und Tee nur in 100-Gramm-Beutelchen? Diese Frage führte Faltin dazu, einen Versandhandel mit Tee in Großpackungen aufzubauen. Keine Erfindung, keine besonders geniale Idee, aber erfolgreich. Heute ist die Teekampagne das größte Teeversandhaus in Deutschland und der größte Importeur von Darjeeling-Tee weltweit. „Von den Funktionen ausgehen, statt den Konventionen zu folgen”, beschreibt der Autor sein Rezept. Bestehendes in Frage stellen, Dinge neu denken – und wenn man eine Idee hat, diese durcharbeiten, bis ein ausgereiftes Konzept entwickelt ist.
So radikal wie mit dem betriebswirtschaftlichen Ansatz bricht Faltin auch mit einem anderen Dogma: dem vom Unternehmer als Alleskönner, der sich in allen Facetten seines Geschäfts gleichermaßen gut auskennen muss. Faltin denkt, dass ein Unternehmer heute nicht mehr alles selbst machen und können muss. Ob Büro, Buchhaltung, Verpackung und Versand – es gibt fast alles als Dienstleistungen auf dem Markt. Der erreichte Stand der Arbeitsteilung macht es möglich, Unternehmen aus Komponenten zusammenzufügen. Modulares Gründen, das ist Entrepreneurship für Jedermann.
Das dritte Dogma, das der kämpferische Professor vom Sockel stößt, ist die Ansicht, dass man zum Unternehmer geboren sein müsse. Nein, jeder könne eine erfolgreiche Firma gründen, hält Faltin dagegen. Und ermuntert dazu, es zu tun: „Nie waren die Bedingungen, eigene Ideen erfolgreich umzusetzen, so günstig wie heute.” Winfried Kretschmer
Zum Thema
Know-how in geballter Form
McKinsey&Company: Planen, gründen, wachsen. Mit dem professionellen Businessplan zum Erfolg, Redline Wirtschaft, Heidelberg 2007, 4. aktualisierte Auflage, 256 Seiten, 39,90 Euro.
Das spiralgebundene Buch bietet betriebswirtschaftliches Know-how für Gründungen in geballter Form.
Hürden und Fallstricke
Simone Janson: 8 Schritte zur erfolgreichen Existenzgründung. Redline Wirtschaft, München 2008, 184 Seiten, 17.90 Euro.
Das Buch beschreibt die bürokratischen Hürden und Fallstricke, die angehende Gründer kennen sollten. Simone Janson empfiehlt: Kühlen Kopf bewahren, Überblick verschaffen, gründen!
Günter Faltin: Kopf schlägt
Kapital. Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen.
Carl Hanser Verlag, München 2008, 248 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Wie aus einer Idee eine Firma entsteht
Dorothee hat Anglistik studiert, ihre Leidenschaft gilt der Keramik. Sie fertigt Vasen, einige hat sie schon verkauft. Nun überlegt sie, aus dem Hobby ein kleines Unternehmen zu machen. Ein Kollege ihres Vaters ist Professor für Entrepreneurship in Berlin. Er rät ihr zu, es zu versuchen. Ein paar Monate später jedoch sind die Pläne begraben. Dorothee hat einen Kurs für Existenzgründer besucht – und festgestellt, sie sei als Unternehmerin ungeeignet. „An der Bilanzanalyse bin ich gescheitert”, sagt sie.
Diese Geschichte berichtet Günter Faltin in seinem Buch Kopf schlägt Kapital. Er ist der Entrepreneurship-Professor, der der jungen Frau zur Gründung geraten hatte und zusehen musste, wie eine tragfähige Idee für eine Kleinunternehmer-Existenz scheiterte, „an der Unfähigkeit der Existenzgründerberatung”. Faltins Urteil klingt hart, ist aber fundiert. In der deutschsprachigen wissenschaftlichen Literatur wie auch in der Gründungsberatung stünden die betriebswirtschaftlichen Probleme im Vordergrund, kritisiert Faltin – mit der Konsequenz, dass die Gründung eines Betriebs in erster Linie als technisch-instrumenteller Vorgang behandelt wird. Deshalb gibt es Ratgeber mit Checklisten und Tabellen zuhauf, aber kaum Inspirierendes, um Ideen zu finden und Geschäftsmodelle zu erfinden.
Das ist die Lücke, in die Faltins Buch stößt. Es denkt Unternehmensgründung neu – von der Idee, nicht von der Umsetzung her: „Erfolgreiche Unternehmen entstehen im Kopf”, schreibt Faltin. Im Gegensatz zu industriellen Zeiten, als die Gründung hohen Kapitaleinsatz erforderte, rücke heute die Idee in den Mittelpunkt. „Konzept-kreative Gründungen” nennt er das: Gründungen, die nicht auf einem Patent oder einer technischen Erfindung, sondern auf einem innovativen Konzept beruhen.
Skype etwa hat das Telefonieren über das Internet nicht erfunden, sondern eine vorhandene Technologie marktfähig gemacht. E-Buero war nicht der erste und einzige Anbieter von Bürodienstleistungen via Internet, schwang sich aber zum Marktführer auf. Auch Faltins eigene Firma, die Teekampagne, basiert auf einer einfachen Idee: Warum wird Kaffee in 500-Gramm-Packungen verkauft und Tee nur in 100-Gramm-Beutelchen? Diese Frage führte Faltin dazu, einen Versandhandel mit Tee in Großpackungen aufzubauen. Keine Erfindung, keine besonders geniale Idee, aber erfolgreich. Heute ist die Teekampagne das größte Teeversandhaus in Deutschland und der größte Importeur von Darjeeling-Tee weltweit. „Von den Funktionen ausgehen, statt den Konventionen zu folgen”, beschreibt der Autor sein Rezept. Bestehendes in Frage stellen, Dinge neu denken – und wenn man eine Idee hat, diese durcharbeiten, bis ein ausgereiftes Konzept entwickelt ist.
So radikal wie mit dem betriebswirtschaftlichen Ansatz bricht Faltin auch mit einem anderen Dogma: dem vom Unternehmer als Alleskönner, der sich in allen Facetten seines Geschäfts gleichermaßen gut auskennen muss. Faltin denkt, dass ein Unternehmer heute nicht mehr alles selbst machen und können muss. Ob Büro, Buchhaltung, Verpackung und Versand – es gibt fast alles als Dienstleistungen auf dem Markt. Der erreichte Stand der Arbeitsteilung macht es möglich, Unternehmen aus Komponenten zusammenzufügen. Modulares Gründen, das ist Entrepreneurship für Jedermann.
Das dritte Dogma, das der kämpferische Professor vom Sockel stößt, ist die Ansicht, dass man zum Unternehmer geboren sein müsse. Nein, jeder könne eine erfolgreiche Firma gründen, hält Faltin dagegen. Und ermuntert dazu, es zu tun: „Nie waren die Bedingungen, eigene Ideen erfolgreich umzusetzen, so günstig wie heute.” Winfried Kretschmer
Zum Thema
Know-how in geballter Form
McKinsey&Company: Planen, gründen, wachsen. Mit dem professionellen Businessplan zum Erfolg, Redline Wirtschaft, Heidelberg 2007, 4. aktualisierte Auflage, 256 Seiten, 39,90 Euro.
Das spiralgebundene Buch bietet betriebswirtschaftliches Know-how für Gründungen in geballter Form.
Hürden und Fallstricke
Simone Janson: 8 Schritte zur erfolgreichen Existenzgründung. Redline Wirtschaft, München 2008, 184 Seiten, 17.90 Euro.
Das Buch beschreibt die bürokratischen Hürden und Fallstricke, die angehende Gründer kennen sollten. Simone Janson empfiehlt: Kühlen Kopf bewahren, Überblick verschaffen, gründen!
Günter Faltin: Kopf schlägt
Kapital. Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen.
Carl Hanser Verlag, München 2008, 248 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Ich kann dieses Buch uneingeschränkt jedem empfehlen, der sich schon mal mit dem Gedanken an eine Selbständigkeit befasst hat und das Beste aus seinen Fähigkeiten machen möchte. Es ist in Zeiten wie diesen aktueller denn je." Inge Faubet, Buchbegleitung.de, 30.07.2020
"Wirtschaft ist zu wichtig, um sie den Großen zu überlassen. Das stammt von Günter Faltin, dem Entrepreneurship-Professor und Teekampagnen-Gründer aus Berlin. In seinem Buch beschreibt er, wie man die Idee von einem Volkskapitalismus umsetzt. Seine These: Ein Unternehmer muss heute nicht mehr alles selbst machen und können, denn von Büro und Buchhaltung bis zum Versand gibt es fast alles als Dienstleistung auf dem Markt. Faltin liefert die Bastelanleitung für virtuelle Unternehmen. Modulares Gründen, das ist Entrepreneurship für jedermann." changeX, Februar 2009
"Sie tragen sich mit dem Gedanken, ein Unternehmen zu gründen? Dann lesen Sie dieses Buch. Danach wissen Sie: Sie haben genug Kapital, um zu gründen. Und Sie können sofort loslegen. [...] Managementbuch.de - Empfehlung für alle, die viele Gedanken im Kopf haben und große Pläne, sich aber bisher nicht getraut haben, den ersten Schritt zu machen. Faltin gibt Ihren Gedanken eine klare Richtung." www.managementbuch.de, Februar 2009
"Wirtschaft ist zu wichtig, um sie den Großen zu überlassen. Das stammt von Günter Faltin, dem Entrepreneurship-Professor und Teekampagnen-Gründer aus Berlin. In seinem Buch beschreibt er, wie man die Idee von einem Volkskapitalismus umsetzt. Seine These: Ein Unternehmer muss heute nicht mehr alles selbst machen und können, denn von Büro und Buchhaltung bis zum Versand gibt es fast alles als Dienstleistung auf dem Markt. Faltin liefert die Bastelanleitung für virtuelle Unternehmen. Modulares Gründen, das ist Entrepreneurship für jedermann." changeX, Februar 2009
"Sie tragen sich mit dem Gedanken, ein Unternehmen zu gründen? Dann lesen Sie dieses Buch. Danach wissen Sie: Sie haben genug Kapital, um zu gründen. Und Sie können sofort loslegen. [...] Managementbuch.de - Empfehlung für alle, die viele Gedanken im Kopf haben und große Pläne, sich aber bisher nicht getraut haben, den ersten Schritt zu machen. Faltin gibt Ihren Gedanken eine klare Richtung." www.managementbuch.de, Februar 2009
Das Buch besticht durch sehr interessante Aspekte der Unternehmensgründung. Andreas Sauer Fachbuchkritik.de 20170606