Inspektor Reinhardt vom Wiener Sicherheitsamt bekommt es erneut mit einem mysteriösen Fall zu tun. Ein katholischer Mönch wurde mit abgerissenem Kopf vor seiner Kirche gefunden. Als ein prominenter Stadtrat das nächste Opfer ist, gerät die jüdische Gemeinde in Verdacht, denn gerade Stadtrat Faust
war für seinen Antisemitismus bekannt. Dass die Stimmung in Wien immer offener antijüdisch ist,…mehrInspektor Reinhardt vom Wiener Sicherheitsamt bekommt es erneut mit einem mysteriösen Fall zu tun. Ein katholischer Mönch wurde mit abgerissenem Kopf vor seiner Kirche gefunden. Als ein prominenter Stadtrat das nächste Opfer ist, gerät die jüdische Gemeinde in Verdacht, denn gerade Stadtrat Faust war für seinen Antisemitismus bekannt. Dass die Stimmung in Wien immer offener antijüdisch ist, bekommt auch Max Liebermann zu spüren. Nachdem er einem katholischen Geistlichen den Zutritt zu einem sterbenden Patienten verwehrt hat, nutzen konservative Kräfte diesen Vorfall um eine Intrige gegen ihn zu inszenieren, die ihn seine Stellung am Allgemeinen Krankenhaus kosten könnte. Trotzdem hilft er seinem Freund Reinhardt bei den Ermittlungen zu den ominösen Morden. Eine Spur führt zu dem chassidischen Rabbi Barash, der angeblich die Morde vorhergesehen hat.
Wie immer bei den Max Liebermann Krimis begeistert vor allem das Wiener Flair der vorletzten Jahrhundertwende. In der Hauptstadt des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn tummeln sich unzählige Nationalitäten, die nicht immer gut zusammen leben. Nationalisten befürchten eine Überfremdung und propagieren offen Judenhass. So rückt diesmal auch der Krimifall ein wenig in den Hintergrund und die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse werden stärker thematisiert, wie am Beispiel von Liebermann deutlich wird. Diese ganze Problematik ist zwar sehr interessant, läßt den Krimifall aber viel zu sehr in den Hintergrund treten und am Ende wirkt dann die Auflösung der Morde auch etwas überkonstruiert und angestrengt. Hier hätte mir ein wenig mehr Fokus auf den Krimifall besser gefallen!
Diesmal scheinen Inspektor Reinhardt und Max Liebermann also auf der Jagd nach einem Phantom zu sein, treibt ein Golem sein Unwesen in Wien? Natürlich glauben weder der Inspektor noch Liebermann diesen Unsinn, aber die Erwähnung des Golems verleiht dem Krimifall doch etwas mysteriöses und Unheimliches, was für meinen Geschmack durchaus noch etwas hätte vertieft werden können. Auch die Verknüpfung des Golem Aspekts mit dem Krimifall wirkt dann doch etwas unglaubwürdig und hier zeigt, sich dass dann doch etwas mehr Fokus auf dem Krimi für eine stimmigerer Auflösung besser gewesen wäre.
Auch Liebermanns privater Liebeskummer, der anhand von langen Tagebucheintragungen dargelegt wird, wirkt ein wenig langatmig, das Ganze zieht sich nun schon über 3 Folgen hinweg ohne zu einem Ergebnis zu kommen, zumal Miss Lydgate diesmal so gut wie gar nicht auftaucht. Hier fragt man sich schon, ob dieser Handlungsstrang auch mal zu etwas führt.
Trotz dieser Kritikpunkte ist das atmosphärische Wien Flair wieder sehr gelungen und durchzieht das gesamte Buch. Die nette Kaffeehausatmosphäre wird allerdings durch die sich zuspitzende politische und gesellschaftliche Lage getrübt, aber auch hier ist es dem Autor gelungen, den Zeitgeist sehr realistisch aufzuzeigen.
FaziT: insgesamt wieder ein interessanter Plot mit kleinen Schwächen. Dafür überzeugt auch der 4. Liebermann Band mit einem dichten historischen Hintergrund und viel Zeitgeist.