Indem die kritizistisch motivierte Wissenschaftstheorie Richard Hönigswalds zu Beginn des 20. Jahrhunderts das kantische "Bewußtsein überhaupt" organisch-konkret verortet und das Funktionsspektrum der Leib-Seele-Geist-Relation in kulturtheoretisch-sprachphilosophisch vernetzter Aspektvielfalt thematisiert, wird in einer revolutionären Transzendentaltheorie des faktischen Reflexionssubjekts das Fundament einer neurophysiologisch explizier- und differenzierbaren Bewußtseinstheorie entwickelt, die aufgrund ihres ursprünglichen und stetigen Anspruchs auf rationale Legitimation für bewußtseinsanalytische Tendenzen der Gegenwartsphilosophie wegweisend sein kann. In detaillierten Textanalysen von den Frühschriften bis zum Nachlaß galt es das vielfältig variierte Argumentationsinstrumentarium Hönigswalds zu problematisieren, um durch die nicht nur systematisch, sondern zugleich historisch ausgerichtete Explikation hönigswaldscher Begründungspotenziale eine schrittweise Einführung in den bahnbrechenden Beziehungszauber einer vordergründig kryptisch-kunstvollen und dennoch klar konzipierten Begriffswelt anzusteuern, deren kantisch-kategoriale Konstruktionsbasis in Auseinandersetzung mit der philosophischen Problematisierung mathematischer Motive bei Rickert und Cassirer von einer Theorie der exakten Naturwissenschaften zu einer systemumgreifenden Methodenlehre menschlicher Gestaltungsmöglichkeiten führt. Im Rekurs auf argumentationstechnische Entwicklungslinien von der platonischen Anamnesis-Lehre bis zu einer gestaltpsychologisch angereicherten Darstellung von Bewußtseinskontinuität, wie sie im Ausgang von William Stern und Goswin Uphues zu finden ist, werden in problemhistorischer Prägnanz geistphilosophische Grundlagen von Hönigswald empirietauglich aufbereitet und vormals metaphysische Momente methodologisch fruchtbar gemacht. Findet der hierbei permanent proklamierte Letztbegründungsanspruch der gestaltungsuniversal fungierenden Erkenntnissystematik sowohl auf der Grundlage reflexionslogischer Ansätze des Marburger Neukantianismus (Cohen, Natorp) als auch im Rekurs auf eine Kulturphilosophie des Symbolisch-Konkreten (Cassirer) eine über Hönigswald hinausweisende Prüfung, so läßt sich auf der Basis einer Korrelation von logischer Gedankenstruktur und raumzeitlich-faktischer Bewußtseinsdynamik, Ratio und Repräsentation, Sinn und Symbol, die Entwicklung einer polyfunktional dynamischen Reflexionstheorie des sich intra- und intersubjektiv entfaltenden Individuums ansteuern.