Nach 1997 erklärte die Weltbank Korruption zum größten Entwicklungshindernis in den kreditnehmenden Staaten. Mangelnde Transparenz und unzuverlässige Beamte rückten ins Zentrum des Interesses. Weitgehende Reformen der Staatsapparate wurden daraufhin der zentrale Bestandteil der Governance-Agenda, die die Ära der Strukturanpassungsprogramme ablöste. Diese werden in Form indirekter Auflagen meist durch die afrikanischen Staaten selbst umgesetzt. Die vorliegende Arbeit vertritt die These, dass die Governance-Agenda weit eher einem Bedürfnis der Geber und Investoren nach der Absicherung der eigenen Mittel in Zeiten der Budget-Finanzierung entspricht, als dass sie den strukturellen Erfordernissen der afrikanischen Staaten gerecht wird. Aus einer staatstheoretischen Perspektive zeichnet die Autorin nach, dass die Vernachlässigung der Aufgaben für die gesellschaftliche Reproduktion, die der Staatsapparat übernimmt, letztlich zu einer Stärkung der Faktoren führt, die die Korruptionsbekämpfungsstrategie der Weltbank vorgeblich bekämpft.