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Die letzten Tage Hongkongs als britische Kronkolonie. Paul Theroux schrieb seinen fesselnden Thriller mit großem psychologischem Gespür. Ein naiver, in Hongkong ansässiger britischer Firmenerbe mit Hang zum Rotlichtmilieu wird Opfer eines bösen, intrigenreichen Spiels. Er verliert seine Arbeit, den Menschen, der ihm am nächsten steht, und schließlich die Heimat.

Produktbeschreibung
Die letzten Tage Hongkongs als britische Kronkolonie. Paul Theroux schrieb seinen fesselnden Thriller mit großem psychologischem Gespür. Ein naiver, in Hongkong ansässiger britischer Firmenerbe mit Hang zum Rotlichtmilieu wird Opfer eines bösen, intrigenreichen Spiels. Er verliert seine Arbeit, den Menschen, der ihm am nächsten steht, und schließlich die Heimat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.06.1997

Rot- und Zwielicht
Paul Theroux beerdigt die Kronkolonie Hongkong

Paul Theroux ist ein erfolgreicher Autor. Er wird als der bedeutendste Reiseschriftsteller gefeiert, und seine Romane haben Bestsellerauflagen erreicht. In diesen Tagen ist ein neues Buch von ihm erschienen, dessen deutsche Fassung schleunigst auf den Markt zu bringen sich der deutsche Verlag bemühte. Denn dieses Buch hat einen Stichtag, und das ist der 30. Juni 1997. An diesem Tag fällt die britische Kronkolonie Hongkong an China und Paul Theroux' Roman aus dem Brennpunkt der Aktualität.

Theroux erzählt mit schlichten Worten die Geschichte von Neville Mullard, einem dreiundvierzigjährigen Engländer, der sein Leben mit seiner Mutter teilt und als Inhaber einer Stickereifabrik viel Geld und viel Zeit für das Rotlichtviertel übrig hat. In dieses ihm zusagende Einerlei von Heim und Sex fährt eines Tages wie ein Blitz ein Mann mit Namen Hung, wie sich herausstellt, ein Angehöriger der chinesischen Volksarmee und ein zwielichtiger Zeitgenosse, ohne Manieren und mit bitterbösen Absichten. Er handelt im offiziellen Auftrag, doch mit privaten kriminellen Vorsätzen. Er will Nevilles Firma kaufen und fädelt einen Deal ein.

Das Ende der freien Welt rückt in greifbare Nähe: Drohend stehen die Chinesen vor der Tür, während man in Hongkong zusieht, wie man der Invasion entkommen oder sich geschickt den neuen Machthabern fügen kann. Mullard fühlt sich durch Hung und seine abreisewillige Mutter in die Enge getrieben und verkauft das Familienunternehmen in Millionenhöhe dem furchteinflößenden Chinesen. Kurz vor zwölf fliegen Neville und seine Mutter auf Nimmerwiedersehen zurück in die freie Welt nach London. Das Firmengebäude wird von einer Abrißbirne dem Boden gleichgemacht; arbeitslos und weinend stehen die Angestellten vor den Trümmern. Mullards chinesische Geliebte, sein Lichtblick unter all den schummerigen Bardamen, bleibt mit ungewissem Schicksal zurück.

Wenn man sich zwingt, kann man in dieser Geschichte eine "Allegorie auf das Sterben des Kolonialismus und den Anbruch eines neuen Zeitalters" sehen, zumindest bietet der Klappentext der deutschen Ausgabe diese Version an. Auf das Konto der Allegorie mag man auch buchen, daß Stereotypen das Sagen haben. In diesem Sinne kann man dem Klappentext vertrauen, der "einen Abgrund von Intrigen, Machtspielen und Verrat" verspricht, sich zum Lob auf ein "Meisterwerk" steigert und es damit nicht genug sein läßt, sondern noch eins draufgibt, das "eindringliche Porträt einer faszinierenden Weltstadt" beschwört und einem "brisanten Thriller" die Lanze bricht. Hat ein Buch solche Etiketten verdient?

Wer den Schriftsteller Paul Theroux mit diesem Buch kennenlernt, wird ihn vollständig verpassen. Ganz offensichtlich wurde dieser Roman schnell geschrieben, und er wird ebenso schnell vergessen sein. Es bleibt die Spannung, mit der man ein neues Buch von Paul Theroux erwarten darf. Ein Autor seines Formats wird nicht an Geschichten gemessen, die sich mit ein, zwei Sätzen nacherzählen lassen. EBERHARD RATHGEB

Paul Theroux: "Kowloon Tong". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Erica Ruetz. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1997. 254 S., geb., 38,- DM.

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