Die Energieversorgung ist eine globale Aufgabe, die sich den Zielen von Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialverträglichkeit sowie Ressourcenschonung gleichermaßen widmen muss. Kurz zusammengefasst bedeutet das, nicht nur regional, sondern weltweit dem Dreieck einer sicheren, sauberen und bezahlbaren Energieversorgung gerecht zu werden. Dabei existiert kein naturwissenschaftlich begründetes Gleichgewicht. Vielmehr muss dieses Gleichgewicht neu auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, wirtschaftlicher, demografischer Entwicklungen und politisch verantwortungsbewusster Zielstellungen laufend angepasst und z.T. auch mit ganz neuen Richtungen angesteuert werden. Der Begriff der Energiewende in Deutschland ist ein aktuelles Beispiel für die Neubestimmung des Kurses der Energieversorgung – hin zu alternativen und additiven (erneuerbaren) Energieträgern, wie Biomasse, Solar- und Windenergie. Die Energiewende ist kein einfaches Manöver, bei dem nur kurz der Wind direkt auf den Bug bläst. Warnende Skeptiker können sich zum Beispiel darauf berufen, dass die Zahl der Netzeingriffe in dem vergangenen Winter, die Redispatchmaßnahmen, der Einsatz von Kaltreservekraftwerken usw. dramatisch zugenommen haben und damit die Stabilität bedroht ist. Dabei handelt es sich um messbare Größen und Zusammenhänge. Ebenso messbar und spürbar ist der Anstieg des Energiepreises, der insbesondere auf gestiegene Konzessionsabgaben, Umlagen nach EEG und KWKG zurückzuführen ist. Stabilität und Preis der Energieversorgung kann man in den Kontext der Sozialverträglichkeit stellen. Die Umweltverträglichkeit hingegen ist wenig messbar, allenfalls kann sie beurteilt, bewertet werden. Doch dabei spielen Betrachtungswinkel, Ausgangs- und Randbedingungen eine nicht unwesentliche Rolle. Die Energieversorgung befindet sich im obengenannten Zieldreieck in einem Ziel- und Interessenkonflikt, der wie erwähnt laufend abgeglichen und dafür auch entsprechend offen diskutiert werden muss. Dabei darf es keine Unterdrückung von Meinungen geben, dürfen Skeptiker nicht als Verhinderer angeprangert werden – es gilt, Zwischenziele zu finden, diese anzusteuern und die dabei gewonnenen Erkenntnisse in die Weiterentwicklung einfließen zu lassen. Der offene Dialog führt zu dem Fortschritt, wie wir ihn weiterhin benötigen; der Anspruch auf endgültige Wahrheit und unumstößliche Gewissheit bei der Bewältigung derart komplexer Zusammenhänge wie bei der Energieversorgung muss zur Skepsis aufrufen. Das KRAFTWERKSTECHNISCHE KOLLOQUIUM verfolgt das Ziel eines offenen Dialoges. In dem vorliegenden Buch finden sich Ergebnisberichte, Ideen und Lösungsansätze ganz unterschiedlicher Bereiche der Energieversorgung. Es werden nach wie vor konventionelle Kraftwerksprozesse und zugehörige Komponenten in den einzelnen Beiträgen behandelt. Dabei stehen bei fossilen Dampferzeugern neben den nahezu traditionellen Fragestellungen der Effizienzsteigerung, der Verschlackung, der Korrosion und der Emissionsreduzierung auch neu hinzugekommene Anforderungen hinsichtlich der Flexibilität im Focus. Darüber hinaus werden Weiterentwicklungen von Gas- und Dampfturbinen behandelt. Wind-, Solarund Geothermiekraftwerke finden zunehmend Einzug in die Energieversorgung und somit auch in das KRAFTWEKRSTECHNISCHE KOLLOQUIUM. In der sich verändernden Energieversorgung muss zunehmend neben der Energieumwandlung und Bereitstellung auch die Verteilung und damit die Anforderung an die Netze angesprochen werden. Die Beiträge von 75 Autoren sind in dem vorliegenden Buch in den Abschnitten • Fossile Kraftwerke • Gas- und Dampfturbinen • Pilot- und Neubauprojekte • Solarkraftwerke • Netze und Speicher • CCS-Technologien • Windenergie • Verschlackung und Korrosion • Messtechnik/Simulation enthalten.