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Die Krakauer Burg, der Wawel, in der mehr als 30 polnische Könige gekrönt und zu Grabe getragen wurden, ist für die Polen ein nationales Heiligtum. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs besetzten die Deutschen die Burg und richteten dort die Schaltzentrale des neu geschaffenen Generalgouvernements ein. Zum Generalgouverneur ernannte Hitler den bisherigen Reichsrechtsführer Hans Frank, der sich aufgrund seiner Prunksucht bald den Spitznamen »König von Polen« erwarb. Hans Frank inszenierte auf der Burg pompöse Feiern und bewirtete dort NS-Prominenz und bekannte Künstler aus dem Deutschen Reich…mehr

Produktbeschreibung
Die Krakauer Burg, der Wawel, in der mehr als 30 polnische Könige gekrönt und zu Grabe getragen wurden, ist für die Polen ein nationales Heiligtum. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs besetzten die Deutschen die Burg und richteten dort die Schaltzentrale des neu geschaffenen Generalgouvernements ein. Zum Generalgouverneur ernannte Hitler den bisherigen Reichsrechtsführer Hans Frank, der sich aufgrund seiner Prunksucht bald den Spitznamen »König von Polen« erwarb. Hans Frank inszenierte auf der Burg pompöse Feiern und bewirtete dort NS-Prominenz und bekannte Künstler aus dem Deutschen Reich mit ausschweifenden Galadiners. Gleichzeitig ließ er die Kunstschätze Polens beschlagnahmen und erteilte Anweisungen, das Land rücksichtslos auszubeuten, die polnische Intelligenz zu vernichten und den Holocaust vorzubereiten. Dieter Schenk schildert anschaulich, wie die Krakauer Burg zum Kristallisationspunkt der NS-Verbrechen im Generalgouvernement wurde.
Autorenporträt
Schenk, Dieter
Jahrgang 1937; Karriere bei der Polizei, 1981-89 Kriminaldirektor in der Stabsstelle Interpol beim Bundeskriminalamt (BKA); verließ das BKA wegen unüberbrückbarer Differenzen in Menschenrechtsfragen, Gründungsmitglied der Sektionsarbeitsgruppe Polizei bei Amnesty International; seit 1993 NS-Forschung in Polen und seit 1998 Honorarprofessor der Universität Lodz für die Geschichte des Nationalsozialismus; 2002 Ehrenbürger der Stadt Danzig, 2003 Fritz-Bauer-Preis der Humanistischen Union, 2012 Kustos des Nationalen Gedenkens im Institut des Nationalen Gedenkens Warschau. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter: 'Die Post von Danzig. Geschichte eines deutschen Justizmordes', Reinbek 1995; 'Hitlers Mann in Danzig. Albert Forster und die NS-Verbrechen in Danzig-Westpreußen', Bonn 2000; 'Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA', Köln 2001; 'Hans Frank. Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur', Frankfurt a. M. 2006; 'Der Lemberger Professorenmord und der Holocaust in Ostgalizien', Bonn 2007.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.07.2010

Begrüßter?
Hans Frank in Krakau

Hinter dem Titel "Krakauer Burg" verbirgt sich mehr als ein Bilderbuch über das polnische Nationalheiligtum im Zweiten Weltkrieg. Denn dem Autor gelingt eine kleine, lehrreiche Geschichte der Stadt und des Leidens ihrer Bevölkerung. Generalgouverneur Hans Frank richtete sich auf Hitlers Wunsch seinen Dienstsitz auf dem Wawel ein, schöpfte vor brutalsten Entscheidungen Kraft am Flügel bei Chopin und Beethoven, war befreundet mit Richard Strauss und Hans Pfitzner. Der komponierte für ihn die "Krakauer Begrüßung", dirigierte die Uraufführung und sollte der "einzige Weggefährte bleiben, der Frank in die Zelle nach Nürnberg freundschaftliche Grüße sandte".

Das Wüten des Chefbesatzers im "Generalgouvernement" ist genau bekannt seit der Veröffentlichung seines Diensttagebuchs durch das Institut für Zeitgeschichte (1975). Dieter Schenk veranschaulicht jetzt mit Fotomaterial aus deutschen und polnischen Archiven sowie dem Privatfundus von Niklas Frank den Alltag in Krakau und die Selbstinszenierung des "kleinen Diktators" (neben dem großen in Berlin). Ein hemmungsloser Lebensstil zeichnete den Kulturfreund und Kunsträuber aus, über den das geflügelte Wort im Umlauf war: "Im Westen liegt Frankreich, im Osten wird Frank reich." Die Unterdrückten wehrten sich, brachten nicht nur eine gefälschte Frank-Briefmarke in Umlauf, sondern verübten auch Anschläge auf Eisenbahntransporte: "Für einen getöteten Deutschen wurden bis zu 300 Polen erschossen." Hitlers Rechtstheoretiker, der 1940 auf einer Weihnachtsfeier ankündigte, "sämtliche Juden" beseitigen zu wollen, endete in Nürnberg am Galgen. Krakau sei "weitgehend unbeschädigt erhalten" geblieben, bilanziert Schenk: "Das gilt für die Bausubstanz, nicht für die Einwohner der Stadt."

RAINER BLASIUS

Dieter Schenk: Krakauer Burg. Die Machtzentrale des Generalgouverneurs Hans Frank 1939-1945. Ch. Links Verlag, Berlin 2010. 206 S., 29,90 [Euro].

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