Der Band „Kreativität und Migration. Positionierung und Ambiguität im OEuvre des russlanddeutschen Künstlers Georg Schlicht (1886-1964)“ thematisiert das Außenseiter- und Grenzgängertum einer von dramatischen politischen Umbrüchen gezeichneten Existenz in der Diaspora und deren komplexe und widerspruchsvolle künstlerische Verarbeitung. Schlicht wuchs in Saratov als Sohn eines wolgadeutschen Vaters und einer russischen Mutter auf. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er in Moskau. Doch als Reichsdeutscher mit deutschem Pass musste er Russland nach der Revolution von 1917 verlassen und gelangte nach Berlin. Später gehörten Eisenach und Hamburg zu seinen Wohn- und Arbeitsorten und in der NS- und Nachkriegszeit wieder Berlin. Dem Vermächtnis dieses Künstlers widmet sich nun erstmals ein internationales Forscherteam aus Belarus, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Russland. Die hier versammelten Beiträge von Ada Raev, Tat’jana Savickaja, Olga Litzenberger, Victor Dönninghaus, Igor Dukhan, Susanne Marten-Finnis, Albert Lemmens, Serge Stommels und Nicolas Dreyer beleuchten den Werdegang von Georg Schlicht aus transkultureller Perspektive. Sie orientieren sich an den Parametern Positionierung und Ambiguität, Mobilität und Sesshaftigkeit, Zuspruch und Ablehnung. Damit erkundet der vorliegende Band Schlichts Prägungen als Russlanddeutscher und verortet das Festhalten dieses Künstlers am Althergebrachten – seine facettenreiche Rückwärtsgewandtheit und Kritik der Moderne – sowohl im Kontext der Russischen Emigration als auch der europäischen Geistes- und Ideengeschichte.