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Erstmals auf deutsch: Winston Churchill über die Geburtsstunde des modernen politischen Islam und den Wüstenkrieg gegen das Reich des Mahdi
Im Aufstand des Mahdi (1881-1885) zeigt der Islam erstmals das moderne Gesicht einer radikalen politischen Kraft: des militanten Fundamentalismus, wie wir ihn heute zu kennen glauben. Mohammed Ahmed, der Mahdi und Stellvertreter Gottes auf Erden, erobert den Sudan und errichtet ein islamisches Kalifat. Er belagert Khartum, wo sich General Charles Gordon, der Bevollmächtigte Commander der britischen Krone verschanzt hat, und stürmt die Stadt nach 352…mehr

Produktbeschreibung
Erstmals auf deutsch: Winston Churchill über die Geburtsstunde des modernen politischen Islam und den Wüstenkrieg gegen das Reich des Mahdi

Im Aufstand des Mahdi (1881-1885) zeigt der Islam erstmals das moderne Gesicht einer radikalen politischen Kraft: des militanten Fundamentalismus, wie wir ihn heute zu kennen glauben. Mohammed Ahmed, der Mahdi und Stellvertreter Gottes auf Erden, erobert den Sudan und errichtet ein islamisches Kalifat. Er belagert Khartum, wo sich General Charles Gordon, der Bevollmächtigte Commander der britischen Krone verschanzt hat, und stürmt die Stadt nach 352 Tagen. Gordon wird niedergemacht, Karthum Hauptstadt eines islamischen Gottesstaates - eine historische Demütigung für die Briten.

Erst über zehn Jahre später können die Briten sich rächen und das Kalifat zerschlagen. Der ägyptisch-britische Feldzug unter Herbert Kitchener (1896-1898) setzt modernste Technologie gegen die Reiterarmeen der Araber ein und läutet mit einem bis dahin beispiellosen Aufwand industrieller Kriegslogistik in Nordafrika unwiderruflich unsere Gegenwart ein. Winston S. Churchill war bei diesem Feldzug dabei. Der damals 24 jährige führte eine Kavallerieschwadron - sein Buch über den Feldzug wird ein Jahr später zum Bestseller. Churchill beschreibt den Feldzug, die politischen Verhältnisse, aber auch das Land und die Mentalität der Kriegsgegner. Mit erstaunlicher Unvoreingenommenheit kritisiert er die Fehler der Engländer im Umgang mit dem unterworfenen Gegner und diskutiert die uns derzeit so brennende Frage: Woher bezieht der religiöse Fanatismus seine politischen Energien?

"The River War" (so der Originaltitel) erschien nach der Erstausgabe (1899) in mehreren vom Autor selbst gekürzten Ausgaben. Georg Brunold hat in der von ihm edierten und eingeleiteten ersten deutschen Ausgabe von Churchills Buch die zahlreichen Versionen des Textes verglichen und macht uns auch brisante Teile der ursprünglichen Fassung wieder zugänglich, die Churchill selbst gestrichen hatte, als er in die Politik ging.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2008

Gotteskrieger unter sich
Winston Churchills "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi" als Fortsetzungsroman in der F.A.Z.

Ein gutes halbes Jahrhundert bevor er den Nobelpreis für Literatur erhält, entschließt sich Winston Churchill, am Feldzug des britischen Empire gegen den Mahdi teilzunehmen. Der junge Buchautor, ein glänzendes, vor Brillanz und Ehrgeiz vibrierendes journalistisches Temperament, dem politische Ambitionen nachgesagt werden, ist soeben aus Indien nach England zurückgekehrt. Aber obwohl Premierminister Gladstone, der Churchills Buch "The Story of the Malakand Field Force" über den Konflikt an der Grenze zu Afghanistan gelesen hatte, dem Oberkommandierenden in Sudan einen Wink gibt, lässt Sir Herbert Kitchener den jungen Churchill abblitzen. Kitchener, so schreibt Georg Brunold, wollte Churchill offenbar bei der Schlussetappe des Krieges am Nil nicht dabeihaben.

Aber Churchill setzt sich durch. Als Kavallerie-Leutnant der 21st Lancers schifft er sich am 30. Juli 1898 in Marseille ein, und zwei Monate später unternimmt er mit den Lancers in der legendären Schlacht von Omdurman den letzten Angriff der Kavallerie in der Geschichte des britischen Empire. Während Churchill, noch keine vierundzwanzig Jahre alt, dem Feind entgegenreitet, mähen die neuen Maschinengewehre der Marke Maxim den Feind reihenweise nieder. Innerhalb von fünf Stunden werden 9700 feindliche Soldaten getötet, das sind zweiunddreißig pro Minute: Der moderne Krieg, der Krieg der Massenvernichtung, hat begonnen. Die einzige britische Einheit, die bei Omdurman nennenswerte Verluste erleidet, ist die Churchills. Er selbst erschießt innerhalb von Sekunden drei mit blankem Säbel heranstürmende Derwische mit seiner Mauser-Pistole: "Wie einfach, einen Menschen zu töten", wird er in seinem Buch "My Early Life" darüber schreiben.

Wie zuvor in Indien und wenig später in Südafrika bewährt sich der Kriegsberichterstatter Churchill als mutiger Soldat. Seine Bücher machen ihn berühmt - und seine Taten legitimieren seine Bücher. Als er im Jahr 1900 als jüngster Abgeordneter des Unterhauses eine Vortragsreise in den Vereinigten Staaten antritt, stellt ihn Mark Twain dem New Yorker Publikum als "Held von fünf Kriegen, Autor von sechs Büchern und künftigen Premierminister von England" vor. Georg Brunold fügt den Worten Mark Twains eine höchst aufschlussreiche Selbstbeschreibung Churchills hinzu, fünf Jahre später zu Papier gebracht: "Wir alle sind Würmer, doch ich glaube, ich bin ein Glühwurm."

Man mag es kaum glauben, doch Winston Churchills Buch "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi", erschienen unter dem Titel "The River War" im Jahr 1899, wird dem deutschen Publikum jetzt zum ersten Mal präsentiert. Heute beginnen wir mit dem Vorabdruck der ersten deutschen Übersetzung dieses Werkes, das in Kürze in der "Anderen Bibliothek" erscheinen wird, übersetzt von Georg Brunold, dem früheren Afrika-Korrespondenten der "Neuen Zürcher Zeitung".

Wenn Brunold von dem Iraner Jamal ad-Din al-Afghani, dem ersten modernen islamischen Berufsrevolutionär, berichtet oder den Gottesstaat des Mahdi in Sudan als panislamische internationalistische Bewegung charakterisiert, hat das nichts mit Aktualitätshascherei zu tun. Im Gegenteil: Brunold ist überzeugt, dass es hilfreich ist, sich die historischen Wurzeln gegenwärtiger Phänomene vor Augen zu führen: "In der Religion des Islam wurde das moderne Vehikel der politischen Massenmobilisierung entdeckt, und sein unschätzbarer Vorzug war die Waffe des Martyriums mit der ihr eigenen Schlagkraft." Mohammed Ahmed, der Mahdi, der zum heiligen Krieg, zum Dschihad, aufrief und den islamischen Gottesstaat in Sudan errichten wollte, ist mit den gewaltbereiten Dschihadisten unserer Tage auf mannigfache Weise verbunden. Wie die Gotteskrieger der Gegenwart gründete der Mahdi seinen Machtanspruch auf den vollständigen Macht- und Autoritätsverlust aller Tradition. Seine Vision war ein erdumspannender Gottesstaat, eine Vision allerdings, die Churchill nicht übermäßig ernst nahm.

Dass die Gotteskrieger an vielen Orten der damaligen Welt die kolonialistische europäische Expansion störten, nahm er so nüchtern in den Blick wie Großbritanniens Interessen im vom Mahdi bedrohten Ägypten und die der britischen Nord-Süd-Ausbreitung in Afrika entgegenstehenden französischen Pläne einer Ost-West-Ausdehnung. Heute ist China der wichtigste Geschäftspartner Sudans, und das Land von der Größe Westeuropas ist die einzige staatliche Bastion der islamisch-fundamentalistischen Weltbewegung. Die islamische Theokratie, die dort nach dem Staatsstreich von 1989 errichtet wurde, ist eine rassistische Militärdiktatur, wie sie schon der Mahdi auf erstaunlich modern anmutende Weise anstrebte. In Churchills Schilderung, die wir in Auszügen von heute an vorabdrucken, begegnet uns ein wichtiges Kapitel der Vorgeschichte heutiger Konflikte, geschrieben von einem der schärfsten Beobachter und glänzendsten Stilisten seiner Zeit.

HUBERT SPIEGEL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.09.2008

Ein Imperialist vom Scheitel bis zur Sohle
Brüchigkeit und Triumph der kolonialen Ordnung: Winston Churchill berichtet über den Feldzug gegen das Reich des Mahdi
Als der seinerzeitige britische Schatzkanzler Gordon Brown inmitten seiner Auseinandersetzung mit Tony Blair um dessen Rücktritt und seine eigene Nachfolge eine Reise in den Sudan antrat, witzelten Beobachter, er solle nur auf der Hut sein, er wäre schließlich nicht der erste Gordon der in Khartum von seinem Premierminister im Stich und letztendlich dem Tode überlassen worden wäre. Sie spielten damit auf ein Schlüsselereignis der europäischen Kolonialgeschichte an, dass seinerzeit weltweit für Aufmerksamkeit sorgte und sich tief ins kollektive Gedächtnis Großbritanniens einbrannte. Gemeint war General Charles George Gordon, auch bekannt als Gordon of Khartum, der 1885 in der Hauptstadt der ägyptischen Provinz Sudan von den einheimischen Truppen eingeschlossen und schließlich getötet worden war; nicht zuletzt deshalb weil der damalige Premierminister Gladstone, Gordon in herzlichen Animosität zugetan, zu spät Entsatztruppen in Marsch gesetzt hatte.
Heute fast vergessen, sandte der Fall von Khartum wahre Schockwellen durch die kolonialen Metropolen Europas, wurde zum Fanal für die Brüchigkeit der kolonialen Ordnung, die des Nimbus der militärischen Unbesiegbarkeit bedurfte. Genau dieser war durch den Sieg der sudanesischen Widerständler in Frage gestellt. Erst 13 Jahre später wurde er durch das Massaker bei Omdurman, vor den Toren Khartums, wieder hergestellt, wo britische und reguläre sudanesische Truppen dank ihrer Maxim-Maschinengewehre an nur einem Tag 10000 sogenannte Derwische abschlachteten. Auch Omdurman wurde zum Fanal, zum Symbol dafür, was Europäer dank ihrer waffentechnischen Überlegenheit unbotmäßigen Kolonialuntertanen antun konnten und anzutun bereit waren. Das Maxim-Maschinengewehr sollte die Herrschaft der Europäer über Jahrzehnte hinaus garantieren.
Es war aber nicht nur die Tatsache der Niederlage, die das zeitgenössische Interesse am Krieg wach hielt, es war auch der Gegner: Der Mahdi. Aus einfachen Verhältnissen stammend hatte sich 1881 ein gewisser Muhammad Ahmad selbst zum Mahdi, zum von Allah gesandten Messias, ausgerufen, eine fanatische Schar von Anhängern, die Derwische, um sich geschart, und den Dschihad gegen die ägyptischen Besatzungsbehörden erklärt. Großbritannien, dass 1882 Ägypten besetzte, erbte diesen Konflikt.
Gordon hatte eigentlich den Befehl, den Sudan zu evakuieren und vor allem die ägyptischen Verwaltungsbeamten sicher zurückzubringen. Seinen Tod jedoch konnte das Empire nicht auf sich beruhen lassen. Mehr als eine Dekade später sandte es seine Armee erneut in den Sudan, baute zur Versorgung der Truppen eine Eisenbahnlinie und ließ Kanonenboote über die Nilkatarakte hieven. In Omdurman gelang der Sieg gegen Muhammad Ahmads Nachfolger, er selbst war bereits 1885 – nur sechs Monate nach Gordon – an Typhus gestorben, und anglo-ägyptische Truppen schändeten das Grabmal des Mahdi und verstümmelten die Leiche. Die koloniale Ordnung war wieder hergestellt.
Der Mahdi war zweifellos von Anfang an ein Medienereignis. So groß war das Interesse etwa in Deutschland, dass Karl May eine seiner Reisetrilogien „Im Lande des Mahdi” nannte. In Großbritannien ließ ein aufstrebender junger Kriegsreporter, der sich gerade erste Sporen durch seine Berichte über den britischen Grenzkrieg in Afghanistan verdient hatte eigens seine Beziehungen spielen, um als Offizier am britischen Rachefeldzug teilnehmen und darüber nach Hause berichten zu können. Später sollte er den Literaturnobelpreis erhalten, berühmt wurde er jedoch als treibende Kraft hinter dem britischen Widerstand gegen Nazi-Deutschland. Sein Name: Winston Churchill.
Mehr als ein Jahrhundert später bringt nun der Eichborn-Verlag erstmals Churchills Feldzugsbericht in deutscher Übersetzung auf den Markt. Für diese Entscheidung dürfte neben dem berühmten Autor vor allem auch die Themen Sudan, Islam und fundamentalistische Bewegung ausschlaggebend gewesen sein. In der Welt im „Krieg gegen den Terror” sind das fast unwiderstehliche Ingredienzien. Erfreulicherweise ist im Buch selbst von der Kreuzzugsmentalität, die der Verlag schon im deutschen Titel beschwor – der englische hieß schlicht „The River War” – wenig zu spüren. Churchill war offenbar schon in jungen Jahren in seinem Verständnis transkultureller Konflikte einem George W. Bush überlegen. Nicht Religion sei die Triebfeder, meinte der 24jährige, sondern die eklatante Misswirtschaft der ägyptischen Herrscher.
Churchill ist ein aufmerksamer Beobachter und Chronist dieser Ereignisse. Statt eines platten Feldzugsberichts analysiert er eingehend die Motive des Mahdi und seiner Anhänger. Wohltuend nüchtern ist auch sein Blick auf das Verhalten der eigenen Truppen. So scheut er sich nicht Kriegsverbrechen beim Namen zu nennen. Vor allem nach der Schlacht (oder besser dem Massaker) von Omdurman kam es zur Ermordung verwundeter Mahdi-Krieger und solcher, die sich der anglo-ägyptischen Armee ergeben hatten. Dies den Briten anzulasten, soweit will er denn doch nicht gehen: Für die Mehrzahl der Kriegsverbrechen seien die ägyptischen und afrikanischen Einheiten verantwortlich und nicht britische, meinte er.
Da ist ein guter Schuss Rassismus vorhanden, der auch an anderen Stellen bei der Beschreibung von Afrikanern wie Derwischen immer wieder durchscheint. Wie könnte es auch anders sein, ist Churchill doch Imperialist durch und durch, ein Kind seiner Zeit eben. Allerdings ist er klug genug, darüber die realen Ursachen und Wirkungen von Konflikten nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade das macht seinen Bericht zur zeitlos spannenden Lektüre.
Interessant im Hinblick auf seine weitere Karriere ist seine kritische Bewertung des britischen Oberkommandierenden, Horatio Kitcheners: „Der General, der sich selbst nie schonte, achtete auch wenig auf andere. Alle Männer behandelte er wie Maschinen”, weshalb die Siege alle „von Akten der Grausamkeit begleitet” gewesen seien.
JÜRGEN ZIMMERER
WINSTON S. CHURCHILL: Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi. (Die andere Bibliothek), Frankfurt/M. Eichborn 2008, 448 Seiten, 26,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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"Ein freier Geist. Ein großes Buch."
(Die Zeit, 5. Juni 2008)

"In Churchills Schilderung […] begegnet uns ein wichtiges Kapitel der Vorgeschichte heutiger Konflikte, geschrieben von einem der schärfsten Beobachter und glänzendsten Stilisten seiner Zeit."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Mai 2008)

”Ein unverstellter Blick auf die Realitäten des Krieges zeichnet dieses Buch aus. Und ein scharfsinniger Blick hinter die Kulissen der Kolonialpolitik, deren Folgen heute noch zu spüren sind.“
(Lübecker Nachrichten, Jürgen Feldhoff, 11. Juni 2008)

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Andrew James Johnston begrüßt Winston Churchills Kriegsbericht "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi", wobei er Edition und Übersetzung von Georg Brunold durchaus kritisch betrachtet. Ein Dorn im Auge ist ihm etwa der deutsche Titel, der seines Erachtens darauf abzielt, das Buch in den Kontext der gegenwärtigen Islamismus- und Terrordebatte zu stellen. Das allerdings verfehlt in seinen Augen die Intention des im Original schlicht "The River War" betitelten Buchs, versteht sich Churchill, der als junger Leutnant am britischen Feldzug im Sudan teilnahm, doch keineswegs als Kreuzzügler gegen den Islam. Zwar konstatiert er bei Churchill eine "Liebe zum Krieg" sowie den "zeittypischen Rassismus". Aber er hebt auch hervor, dass der Autor Grausamkeiten nicht verschweigt und dem Gegner hohen Respekt zollt. Zudem offeriert das Buch für ihn einen, wenn auch gelegentlich problematischen, immer aufschlussreichen Blick auf ein Kapitel englisch-afrikanischer Kolonialgeschichte. Beeindruckt haben ihn dabei die analytischen Fähigkeiten Churchills sowie dessen glänzender Stil, der selbst durch die "mittelmäßige" und immer wieder fehlerhafte" Übersetzung von Brunold durchschimmere.

© Perlentaucher Medien GmbH