Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs forderte das 'Lager in Bewegung' noch Tausende Todesopfer. Zu den Merkmalen des Kriegsendes 1945 in Deutschland gehörte eine regional befehligte und lokal organisierte Evakuierungspolitik. Während das NS-Regime die deutsche Bevölkerung sich selbst überließ, sollten die Gefangenen der Konzentrationslager weiter in das Reichsinnere deportiert oder noch vor Ort ermordet werden, sobald sich alliierte Einheiten näherten. Als die Rote Armee im Januar 1945 an der Oder vorrückte, drohten erste Außenstandorte des Lagers Sachsenhausen in die Nähe der Kriegshandlungen zu geraten. Janine Fubel untersucht die letzten Monate eines der zentralen deutschen Konzentrationslagerkomplexe. Sie zeigt, wie die Lagerkommandantur bereits zu diesem Zeitpunkt Evakuierungsmaßnahmen ergriff, bevor im April mit den Todesmärschen die endgültige Räumung einsetzte. Auf der Basis umfangreichen Quellenmaterials werden Organisation, Personal und Praktiken der Lagerauflösung und der Gewaltmärsche in einer bislang einzigartigen Dichte beschrieben und in den Kontext des Kriegsgeschehens gestellt. Die im Vernichtungskrieg im Osten gelernte Gewalt wurde am Ende ins Innere des Deutschen Reichs übertragen. Lagerpersonal, SS, Polizei, aber auch lokale Bevölkerung setzten das Gewaltwissen gegen die Deportierten in die Tat um. Bis in die ersten Maitage dauerte die brutale Räumung an und forderte Tausende Opfer.
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